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Autor: michael48 Verfasst am: 17.05.2006, 16:17 Betreff:
Ja. Ich möchte mich ja nicht mit fremden Federn schmücken, denn diese Schaltungsvariante ist aus dem Buch "Radiobasteln - leicht gemacht" von keinem Geringerem als von Hagen Jakubaschk. Wobei er die Tiefpassanordnung bei einer Triode UCL 82 anwendet. Der erste C direkt an der Anode hat 100pF danach folgt der Sieb-R mit 10k Ohm und gegen Masse der C mit 500pF, Ra ist 200k Ohm gross. über Koppel-C von 10nF geht's direkt zur Endpentode des 2. Röhrensystems der UCL 82.

Eine weitere Schaltung: Bei der Pentode DF 96 fehlt der Anoden-C, dafür als Tiefpass ein R mit 100k Ohm und C gegen Masse mit 500pF. Hier ist Ra 1M Ohm gross und geht über ein 10nF Koppel-C direkt zur Endpentode DL 96.

Das Lehrbuch-Audion hat ein Ableit-C direkt an der Anode. Die Schirmgitterspannung wird über einen Spannungsteiler eingestellt.

Wie gesagt, das war erstmal mein Vorschlag eines Audions. Du hattest ja noch die Variante, dass die Rückkopplung über das Schirmgitter erfolgt.

Ich möchte aber doch gerne sehen, wie das in den Lehrbüchern, dargestellte Audion funktioniert.

Ich werde noch eine Schaltung mit einem Schirmgitter-Spannungsteiler vorstellen. Durch diesen Spannungsteiler kann Ra nicht beliebig gross gemacht werden. Durch die Schirmgitterspannung ist Ia in weiten Bereichen linear, lässt Ia allerdings irgendwann in eine Art Sättigungskurve rutschen. Im linearen Bereich würde das Audion relativ verzerrungsfrei arbeiten.

Gruß, micheal


Autor: GeorgS
 Verfasst am: 17.05.2006, 17:01 Betreff:
Hallo Michael, Jürgen,

in der Einkreiser-Broschüre von Sutaner ist ein Audion mit dieser Anordnung dabei (von etwa 2 Dutzend). Ich gehe davon aus, daß R gegenüber dem folgenden Widerstand deutlich kleiner ist, oder? In der "Steinzeit", mit wenig steilen Trioden sah man an diesen Stellen auch manchmal Drosseln, bzw. die Trafokopplung zur NF-Stufe wirkte als solche, oder die Rückkopplungsspule (schwenkbar) lag im Anodenstrompfad und wirkte als Drossel, oder der Kopfhörer musste das übernehmen.

Dies sollte verm. u. a. den "nutzlosen" Abfluss der HF verhindern. Die etwas ungewöhnliche Zeichnung der Gleichrichterbrücke hat mich zuerst vexiert, zumal ich die beiden 5 nF zuerst als 5 µF las, auf den 2. Blick wars dann klar. :=)

Größe
Georg


Autor: Andreas Verfasst am: 17.05.2006, 18:50 Betreff:
Hallo Michael,

die Schaltung ist soweit ok, ("Jakubastel" ist aber mit Vorsicht zu genießen - er hat häufig - ich möchte sogar behaupten vorsätzlich - kleine Fehler reingebaut, damit man nicht "blind" nachbaut sondern sich Gedanken macht.)

Ein Vorschlag:
den Rückkoppeldrehko zw. Masse und dem kalten Ende der Lg legen, das heiße Ende der Spule dann direkt an die Anode.
Dadurch ist der Drehko nicht berührungsempfindlich und wenn der Rotor auf Masse liegt kann man den Drehko auch besser Montieren.
Die Schaltung als solche ändert sich dadurch nicht, funktioniert also genauso.


Autor: TipFox Verfasst am: 17.05.2006, 18:51 Betreff:
Bei einer Spule sehe ich da auch kein Problem - habe ich auch schon so gemacht:

Schaltungsausschnitt:



Ich denke auch, dass R << Anodenwiderstand sein muss ...

[Dieser Beitrag wurde am 25.09.2006 - 14:05 von TipFox aktualisiert]


Autor: Andreas Verfasst am: 17.05.2006, 19:17 Betreff:
Die beiden auf Masse liegenden C's links und rechts von R und R bilden einen Tiefpass um HF im NF-Zweig zu unterdrücken, gleichzeitig soll die HF selbst möglichst nicht bedämpft werden. Idealerweise nimmt man für R eine HF-Drossel, dadurch wird die Schaltung empfindlicher.
Die Schaltung von TipFox findet häufig in KW-Audions Anwendung wo die Senderdichte Größer ist. Durch die Schirmgittersteuerung findet eine vom HF-Pegel unabhängige Verstärkungsregelung statt. Die Selektion ist dabei fest. Als Ergebnis ist die NF-Bandbreite auch recht schmal (2-3 kHz), wohingegen mit der Audionschaltung von Michael die gesamte NF-Bandbreite (10 kHz) raus kommt, aber die Gefahr der Selbsterregung (Schwingen) größer ist.


Autor: michael48 Verfasst am: 17.05.2006, 21:02 Betreff:
Hallo Andreas,

Herr Jakubaschk schrieb in seinem Buch:
Zitat:
für die Rückkopplung genügt ein Hartpapierdrehko. Achtung! Dessen Achse darf keine Verbindung mit dem Rotor haben, sonst bekommt die Rückkopplungsleitung über die Drehkobefestigung Masseanschluss!
Ich werde daher tatsächlich Drehko und Spule tauschen.

Was die Schwingneigung betrifft, schrieb er:
Zitat:
...aus dem Audion wird ein Sender, der den Empfang in der Nachbarschaft stören kann, und das ist, wie wir wissen, streng verboten! ... für unsere Bastelzwecke ist die Audionschaltung ideal. Uns stört die Rückkopplungseinstellung nicht - wir wissen ja, worauf es ankommt. Wenn wir mit einem Audion experimentieren, wollen wir immer an die Nachbarn und die Vorschriften denken! Die Rückkopplung darf niemals so stark gemacht werden, dass das Audion 'pfeift' - denn das ist ein Zeichen dafür, dass es selbständig schwingt...

Die Pertinaxplatte ist fast fertig und kann morgen mit dem Trafo verbunden werden. Die Abschirmleitungen der Potis habe ich wieder geöffnet. Der E/A-Schalter ist mit Netzkabel und Trafo beschaltet. Morgen wird die Audionschaltung vorbereitet und die Spule mit einem Stecker versehen.

Ach ja, sämtliche Achsen, auch die der Potis, habe ich mit einigen Tropfen Maschinenöl versehen. Man glaubt nicht, wie leicht sich jetzt alles drehen lässt. Besonders der Skalenzeiger.

.


Autor: michael48 Verfasst am: 18.05.2006, 14:11 Betreff:
Hier nun mein Audion, das ich gerne favorisieren würde.

http://www.grammoplatten.de/Grossbild/audion2.JPG

Die Spannungsteilung bei Ua und Ug2 deckt sich mit dem Aufbauvorschlag von Mart aus dem Thread "Audion und Anodengleichrichter-Messung".

Nun gilt es, Werte der Komponenten zu finden. Da ich noch keinen Messaufbau zur Verfügung habe (Prüfröhrensockel sind schon in Vorbereitung, Regelspannungen kommen erst im Juni), bin ich jetzt erstmal auf bisherige Schaltungen angewiesen und werde die nötigen Widerstandsgrößen mit Potis finden.

Eine Hf-Drossel scheide ich erstmal aus. Da das Audion für Rundfunkempfang von LW, MW und KW gedacht sein soll, liegt meine unterste Grenzfrequenz des Tiefpasses wenigstens bei 150 kHz (LW). Die Bauteilgröße und das Drosselwickeln rechtfertigen den Einsatz gegenüber eines RC-Gliedes nicht, weil die Klangeigenschaften eingeschränkt und der Klirrfaktor hoch sind.

gruss, michael


Autor: TipFox Verfasst am: 18.05.2006, 16:39 Betreff:
Da muss ich natürlich gleich widersprechen

Hier mal die Ansicht einer modernen, selbsthergestellten 2,5mH - Drossel - kein Spur von "groß" ...

Ferritdrossel:


[Dieser Beitrag wurde am 25.09.2006 - 14:07 von TipFox aktualisiert]


Autor: GeorgS
 Verfasst am: 18.05.2006, 17:23 Betreff:
Vorsicht, Jürgen,

deine Drossel könnte im Kurzwellenbereich irgendwo ein "Loch" haben, auf jeden Fall würde ich sie zunächst prüfen, wie weit nach "oben" sie reicht. Wenn die Windungen (vor allem innen) gleichmäßig auf dem Umfang verteilt wären, wäre die Eigenkapazität geringer.


Gruß
Georg


Autor: michael48 Verfasst am: 18.05.2006, 17:57 Betreff:
Da hast du Recht, TipFox, sie ist wirklich nicht gross. Wir müssten uns dann entscheiden, ob mit oder ohne Hf-Drossel. Doch bis dahin ist noch etwas Zeit, weil ja erstmal die anderen Elemente ermittelt werden müssen.

So, Netzteil verdrahtet. Jetzt kommt der Röhren- und Spulenaufbau ran.


Autor: Andreas Verfasst am: 18.05.2006, 18:02 Betreff:
Nun macht Euch mal nicht wegen der Drossel das Leben schwer!
Wenn das Audion auch ohne Drossel zur Selbsterregung gebracht werden kann ist die Dämpfung durch den Widerstand vernachlässigbar. Drossel kann man immer noch reinbasteln.
Eine Verstärkungsänderung durch ändern der Schirmgitterspannung steht ja auch noch als Option offen - also genug Möglichkeiten zum rumprobieren.


Autor: michael48 Verfasst am: 18.05.2006, 18:27 Betreff:
So wird mein Diodenstecker beschaltet. Auf die Lötseite gesehen.

http://www.grammoplatten.de/Grossbild/spulenst.JPG

Ich habe zwar noch einige 6-polige Stecker. Ich hoffe trotzdem, dass ich vielleicht bei Oppermann welche nachbestellen kann. Sonst muss ich mir ein anderes Spulenstecksystem ausdenken.

gruss, michael


Autor: TipFox Verfasst am: 18.05.2006, 21:11 Betreff:
Hallo Georg,
hast natürlich Recht, aber die Drossel steckt so in einem reinen MW-Audion, da ist das kein Problem - und überhaupt war es nur ein "proof-of-concept" Wink

Ich finde auch richtig, was Andreas sagt: experimentieren kann man noch genug, ich wollte nur die Drossel nicht von vorne herein ausgeschlossen wissen, die Baugröße ist jedenfalls kein Problem ...
Zuletzt bearbeitet von TipFox am 22.10.2024, 07:45, insgesamt einmal bearbeitet


Autor: michael48 Verfasst am: 20.05.2006, 11:43 Betreff:
Die erste Etappe:

Das aufgebaute Netzteil und die Rohverdrahtung des Audions. Rechts oben habe ich aus Pappkarton die Potis für das Steuergitter, Ra und dem Schirmwiderstand vorbereitet.

http://www.grammoplatten.de/Grossbild/radio5.JPG

Das fertige Netzteil. Rechts ist der "Entbrummer" für die Heizleitung, der die Masse an die Heizleitung legen soll. Der Massedraht ist noch nicht angeschlossen.

http://www.grammoplatten.de/Grossbild/radio8.JPG

Und hier das Audion. Von links nach rechts: Drehko, Steckspule auf der Diodenbuchse Rückkopplungs-Drehko, Buchsen für Erde u. Antenne. In der Mitte die EF80, ein kleines Brettchen davor für die Bauteile. Rechts daneben der zentrale Massepunkt.

http://www.grammoplatten.de/Grossbild/radio7.JPG

Leider habe ich keinen Hartpapierdrehko. Bei Conrad gibt es keinen mehr. der 2. Einbauplatz hätte sich dafür angeboten. So ist der Rückkopplungsdrehko nun an der Seite:

http://www.grammoplatten.de/Grossbild/radio4.JPG

Und hier nochmal die Skalenseilführung. Vielleicht jetzt etwas besser zu erkennen.

http://www.grammoplatten.de/Grossbild/radio6.JPG

Alles weitere dann im nächsten Posting.

Gruß, michael


Autor: michael48 Verfasst am: 21.05.2006, 17:26 Betreff:
Bei der jetzigen Handhabung habe ich festgestellt, dass es besser wäre, die Hausspannung über eine Buchse heranzuführen. Während des Transports des Teils ist die Anschlussschnur eher hinderlich.

Die Spule ist für Detektorempfang zu klein. Ich hatte ja das Problem, dass ich mit einer Ge-Diode und einem hochohmigen Kopfhörer trotz relativ langer Aussenantenne zu wenig Sender empfing, die obendrein recht leise waren.

Will man ein Detektorradio aufbauen, wickelt man entweder die Spule auf einem Ferritstab, oder wickelt eine Luftspule, die mindestens 4cm Durchmesser hat. Die kleine Steckspule entwickelt ein zu kleines Magnetfeld um ausreichend hochfrequente Energien aufzunehmen.

Sollte das fertige Audion als Radio gebaut werden, empfiehlt sich entweder eine Spule mit einem Radioferritstab oder einer grossen Luftspule. Die jetzige Spulengrösse eignet sich besser für einen vorgeschalteten Hochfrequenzverstärker. Der Hochfrequenzverstärker hätte dann auch die angenehme Eigenschaft, beliebige Antennen anzuschliessen. Denn jede Antenne hat eine Eigenfrequenz. Diese Eigenfrequenz der Antenne darf nicht in den Abstimmbereich fallen, sonst werden Sender mit dieser Frequenz lauter und sind im weiten Bereich der Skala zu hören. Ich müsste demnach meine Schwingkreisspule durch eine bestimmte Kopplungsart an meine Langdrahtantenne ankoppeln.

Im Amateurfunkbereich sieht man häufig die Antenne über einen Koppelkondensator an den Empfänger angeschlossen. für Amateurfunk, der in der Regel im KW-Bereich und darüber hinaus liegt, ist das auch vorteilhaft. für LW und MW hingegen ungünstig. Rahmenantennen haben die kapazitive Kopplung am Fusspunkt des Antennenanschlusses. Das ist wiederum für LW und MW günstig, für KW hingegen nicht, weil der Kondensator die höheren Frequenzen gegen Masse ableitet.

In unserem Fall, da wir LW, MW und KW empfangen wollen, bräuchten wir eine induktive Kopplung der Antenne mit einer ganz kleinen Kapazität am Scheitel des Antennenanschlusses.

Mit einem unabgestimmten Hochfrequenzverstärker vor dem Audion entfällt die Antennenkopplung und somit auch eine vermeidliche Verschiebung der Abstimmung auf der Skala.

Eine Antennenkopplung habe ich noch nicht vorgesehen. Die Eigenfrequenz meiner 10m langen Drahtantenne liegt bei etwa 6 MHz. Im MW-Bereich habe ich da noch keine Probleme. Jetzt werde ich die kommende Woche die nötigen Bauteile meines Audions ermitteln.

Ärgerlich, ich habe keine Kondensatoren mit einer Spannungsfestigkeit von 400V. Morgen muss ich mir erstmal welche kaufen.


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Autor: michael48 Verfasst am: 23.05.2006, 22:26 Betreff:
Heureka, das Audion funktioniert! Es ist immer wieder faszinierend auf den Pfaden unserer Grosseltern zu wandeln.

Die Spannungsteilerschaltung hat sich nicht bewährt. Dem Vorwiderstand fehlt in der obigen Zeichnung noch ein Kondensator. Wie dem auch sei, dieser Vorwiderstand verringert unnötig die Empfindlichkeit. Ra und Rg2 sind direkt an der Betriebsspannung angeschlossen. Wenn der Gitterwiderstand gegen 3M Ohm geregelt wird, wird es zwar lauter, weil ja der Schwingkreis weniger bedämpft wird, aber es wird auch ein lauteres Erdbrummen hörbar. Der Gitterkondensator hat 220pF. Ich probiere es mal mit 100pF. Die Schirmgitterspannung an der EF80 liegt bei etwa 50V. Der Anodenstrom liegt so in etwa bei 2mA.

Nun werde ich die 3 Potis (g1, g2, Ra) etwas enger auswählen und die Stromverhältnisse messen. Statt einem RC-Tiefpass in der Anodenleitung habe ich einen Übertrager eingeschleift, an dem ich den hochohmigen Kopfhörer angeschlossen habe.

So langsam nähere ich mich der 3. Stufe meines Audions, nämlich dem Magischen Auge. Doch jetzt müssen erstmal die Bauteile des Audions genauer festgelegt werden.

Den 2. E/A-Schalter habe ich für einen Entladewiderstand genutzt. Es ist mir doch etwas unheimlich, mit dem ausgeschalteten Teil rumzuhantieren und an den Siebelkos liegen über mehrere Stunden 320V an. über den Schalter wird ein 100k Ohm Widerstand zwischen Anodenleitung und Masse geschaltet, damit sich die Elkos entladen können.



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Autor: michael48 Verfasst am: 27.05.2006, 10:53 Betreff:
Eins vorne weg, TipFox lag mit seinen Ableitkondensatoren in der Heizleitung goldrichtig. Das irrtümliche Erdbrummen entpuppte sich als Heizwechselspanung heraus. Mit jeweils 1nF oder max. 2nF gegen Masse ist das Brummen eleminiert. Ausserdem habe ich die Schirmgitterspannung mit einem Vorwiderstand und einem 1M Ohm grossen Spannungsteiler getestet. Da ich generell maximale Empfindlichkeit erreichen möchte und eine Lautstärkeregelung am Audionausgang erfolgen soll, ist ein Spannungsteiler unnötig. Der Vorwiderstand tut den gleichen Zweck. Der Richtstrom Ia liegt, relativ unabhängig von Ra, bei etwa 4mA. Grösste Lautstärke habe ich bei einer Schirmgitterspannung von 65V und einem Ra von etwa 20k Ohm.

Die Siebwiderstände liegen z.Z. bei Ra = 2,7k Ohm und Rb = 18k Ohm. Damit entsteht eine Betriebsspannung von 250V.

Die Schaltung kommt am Montag. Hier erstmal meine ermittelten Werte:

Cg1 = 270pF; Rg1 = 1,2...2M Ohm; Rg2 = 270k Ohm; Ra = 20k Ohm. Der Kondensator der Schirmgitterspannung liegt zur Zeit noch bei 1&#318;F, hier muss ich noch andere Werte bis etwa 270pF ausprobieren. Z.Z. fehlen mir noch die Spannungsfestigkeit von 400V. Im Einschaltstadium klettert die Schirmgitterspannung auf Ub (320V) an.

Der Ortsender mit 720kHz schlägt voll durch. Bevor ich eine Frequenzsperre einsetze, wickle ich erstmal für die korrekten Radiowellen die nötigen Spulen.

Hier an dieser Stelle möchte ich ein kleines Audiofile einsetzen. Ich muss noch die Audioeinspielung in meinen PC ausprobieren. Mikrofon bringt noch nichts, weil es für die Kopfhörertöne zu unempfindlich ist.

Gruß, michael


Autor: michael48 Verfasst am: 04.06.2006, 11:33 Betreff:
So langsam könnte ich doch verzweifeln. Seit 1 Woche versuche ich eine dämpfungsarme Spule für LW und MW zu wickeln. Die Ergebnisse befriedigen mich allesamt nicht. für solch grosse Hf-Spulen kommt wirklich nur eine Kreuzwickeltechnik in Frage. Alles andere erzeugt zu viel Eigenkapazität und macht die Rückkopplung zunichte. Eine Abart der Kreuzwickelmethode habe ich zwar noch zur Auswahl, nur wollte ich auf riesige Spulendurchmesser verzichten.

Da ich leider keine Drehbank zur Verfügung habe, entfällt der Aufbau einer Wickelmaschine. Doch könnte ich mich behelfen mit einer einfachen handkurbelbetriebenen Wickelvorrichtung auf einem Brett.

Vielleicht kennt jemand von Euch einen Kniff, die Kreuzwickelmethode auf einem Kammerspulenkörper freihändig auszuführen?

Gruß vom verzweifelten michael


Autor: snzgl
 Verfasst am: 04.06.2006, 13:48 Betreff:
Dummer Gedanke aber vielleicht geht es ja sogar. Wenn es paßt und Du hast. Stecke den Spulenkörper auf ein Tonbandgerät. Und zwar auf den Bandteller, welcher das Zählwerk antreibt. Dieses zählt meistens die Umdrehungen des Bandtellers. Schalte das Gerät aber lieber auf Wiedergabe, damit der Wickeltrieb nicht so stark zieht wie beim schnellen Umspulen. könnte ja sein, das es so geht.


Autor: michael48 Verfasst am: 04.06.2006, 17:31 Betreff:
Danke snzgl, die Idee ist nicht verkehrt. Leider besitze ich (noch) kein altes Tonbandgerät.

An dieser Stelle möchte ich noch die oben genannte Abart der Kreuzwickelmethode darstellen. In dem Buch "Funktechnik in Frage und Antwort" von 1939 wird eine Kreuzwickelmethode für den Selbstbau dargestellt, weil die dämpfungsarme Wicklung nur industriell oder mit aufwendigen Wickelmaschinen gefertigt werden kann.

http://www.grammoplatten.de/Grossbild/spule1.JPG

Diese Spulenform heisst "Ledionspule" und wird ähnlich dem eines Kabelbaums angefertigt. Die Festigkeit der Spule erfolgt durch Vernähen mit Zwirn. Damit eine überkreuzte Wicklung möglich ist, muss die Anzahl der Nägelpaare ungerade sein. Die Wicklungsart ist aus der Abb. 37a zu erkennen. Beim zweiten Umlauf sind die Drähte mit der 1. Lage versetzt. Die Drähte laufen so gut wie nicht parallel, sondern kreuzen sich.
In dem Buch wird von einem Hohlzylinder gesprochen. Ich versuch's mal mit einem Rundholz und binde die Drähte ähnlich ab, so als wenn ich einen Verdrahtungsbaum binden möchte. Nägel rausgezogen und die Spule müsste nutzbar sein.
Damit es nicht wieder Missverständnisse gibt. für diejenigen, die keine Kabelbäume mehr selbst gebunden haben sollten, ein Produktionsfoto eines Kabelbaums auf einem Nagelbrett für eine Telefonwählanlage mit Drehwählern und Relais. Die Drähte werden anschliessend mit gewachstem Zwirn, sog. Abbindegarn, abgebunden.

http://www.grammoplatten.de/Grossbild/kblbaum.JPG

Die Verknotung erfolgt mit einem fortlaufenden überhandknoten, auch Daumenknoten genannt. Diese Verdrahtungsart scheint kaum noch jemand zu kennen.

Hier mal ein Link aus dem Forum "Wer weiss was": Kabelbaumbinden so wie früher

Die Rollbratenmethode aus der "Sendung mit der Maus" und der Mastwurfknoten sind falsche Antworten.

Hier eine richtige Beschreibung eines Postings aus dem oben genannten Forum:
Zitat:
Geht im Prinzip ganz einfach:
Den Anfang des Fadens (diese Wachsfäden) um den Kabelbaum knoten, dann am nächsten Punkt erst mit dem Zeigefinger festhalten, dann den Faden einmal um die Kabel ziehen und durch die entstandene Kurve vor dem Zeigefinger ziehen, und so weiter - fertig!

Eben halt die Beschreibung des überhandknotens. Darauf achten, dass der ein- und ausfädelnde Zwirn unter dem Knoten liegt. Andersrum liegt der Zwirn nicht auf den Drähten, die Knoten würden so leicht zusammenrutschen.

.


Autor: TipFox Verfasst am: 05.06.2006, 08:13 Betreff:
Ehrlich gesagt: meine MW-Audions laufen alle mit Zylinderspulen - Deine Probleme kann ich momentan nicht nachvollziehen. Ich verwende meist einen Durchmesser von etwa 4..5 cm - aber nach schlechten Erfahrungen keine "Klorolle" mehr, sondern z.B. Kunststoffrohre . Mit Spulen aus HF-Litze auf Ferritantennen-Resten habe ich auch erstaunlich gute Ergebnisse erreicht...

Was die "Kabelbaummethode" angeht: schau mal mein Netzteil an :



Autor: michael48 Verfasst am: 05.06.2006, 09:52 Betreff:
Ja, TipFox, so muss es aussehen. Zwar hast du deine Angaben aus dem Profil entfernt, doch denke ich, dass wir beide die gleiche umfangreiche Ausbildung der Nachrichtentechnik genossen haben. Heute bin ich dankbar dafür.

Eins steht fest, der kleine Spulenkörper hat sich für grosse Hf-Spulen nicht bewährt. Es sei denn, jemand zeigt mir das Gegenteil, handgewickelt versteht sich. Ich wollte grosse Spulendurchmesser vermeiden wegen des Stecksystems. Leider kommen hier nicht die Reaktionen, wie ich sie mir erhofft hatte. Ich stehe mit meinen Überlegungen doch ziemlich alleine da. Wie dem auch sei, da wir ein Forum sind, das die alte Technik bewahren will, möchte ich mich auch an den alten Verfahrensweisen orientieren.

Somit gibt es nun zwei weitere Möglichkeiten. Wie du schon sagst, Spulen mit Ferritkernen, gilt allerdings nur für LW und MW, oder Luftspulen mit einem grösseren Durchmesser.

Eine mehrlagige Hf-Spule darf jedenfalls nie lagenweise ausgeführt werden. Die Zylinderspule muss stufenweise gewickelt werden. Doch muss ich gestehen, dass ich nach mehr als 20 Windungen die Lage der dünnen Drähtchen nicht mehr überblicken kann.

nächste Möglichkeit, die "Honigwabenspule", wie wir sie bei alten Detektorradios sehen. Auch sie lässt sich nur mehr mit einer Maschine wickeln.

für die Industrie war die Kreuzwickelspule einfacher herzustellen als die Honigwabenspule.
Darum war meine Eingangsfrage, ob jemand Erfahrungen hat, Kreuzwickel ohne Maschine freihand zu wickeln.

In den ersten Tagen der Rundfunktechnik griffen die Bastler gerne auf die Korbboden- oder Sternspule zurück. Sie lässt sich auf einer Scheibe mit ungeradzahligen Einschnitten am einfachsten anfertigen.

Und zum Schluss die oben beschriebene Ledionspule.

Alle Luftspulen haben einen grossen Nachteil, sie besitzen ein grosses Streufeld. möchte man eine provisorische Schaltung, wie in diesem Falle, als fertiges Radio aufbauen, müssen die Luftspulen auf jeden Fall in einen abgeschlossenen Metallzylinder.

Kurz, ich werde jetzt erstmal die Spulen mit Hf-Litze auf einen Ferritkern wickeln und meinem Stecksystem anpassen.

Bis auf weiteres viele Grüße, Michael


Autor: TipFox Verfasst am: 05.06.2006, 10:34 Betreff:
Ich finde es gut, dass Du mit verschiedenen Bauformen von Spulen experimentierst. Ich würde mir an Deiner Stelle aber doch noch einmal eine Ferritkernspule durch den Kopf gehen lassen, schon wegen der Baugröße (-> Steckspulen). Diese haben meist eine phantastische Güte, wenn das richtige Material im richtigen Frequenzbereich verwendet wird. Schau Dir nur mal folgende (schon etwas angegraute) Darstellung an:

Spulengüte - Vergleich

Korb-/Waben-/Spider - Coils waren in ihrer Zeit sicher das Optimale. Heute sieht das vielleicht anders . Meine Erfahrung mit Detektoren sind diesbezüglich jedenfalls eindeutig: "Spidercoils" waren immer deutlich schlechter als Spulen auf modernem Ferritmaterial.
Zuletzt bearbeitet von TipFox am 22.10.2024, 07:14, insgesamt 2-mal bearbeitet


Autor: michael48 Verfasst am: 05.06.2006, 11:09 Betreff:
Danke, TipFox, das Diagramm sagt wirklich viel aus. Also, Ferritkern. wäre nur noch die Option, Volldraht oder Litze. Da Hf-Litze vor mehr als 10 Jahren ohne Internet nur insidermässig zu bekommen war, hütete ich meine geringen Vorräte mehr wie ein Schatz, als dass ich sie anwandte. Meine jetzigen Wickeleien übte ich daher mit Volldraht. Wie gesagt, mit dem 0,4mm-Draht brach alles zusammen. Auch meine 0,3mm-Drahtwicklung, auf dem Bild zu sehen, "pfiff" im wahrsten Sinne des Wortes im oberen Frequenzspektrum ab 1,4 Mhz regelrecht ab, auch ohne Rückkopplung. Das Diagramm verrät zwar, wie in vielen unzähligen Beiträgen über Hf-Spulen, auch hier wieder keine Wickelmethode ohne Wickelmaschine, doch ich werde es noch einmal mit der Stufenwicklung auf dem Ferritkern und ab Dienstag mit einem Rundholz und Tapetenstifte vom Baumarkt versuchen.


Gruß, michael


Autor: TipFox Verfasst am: 05.06.2006, 16:21 Betreff:
michael48 schrieb wie folgt:
Auch meine 0,3mm-Drahtwicklung, auf dem Bild zu sehen, "pfiff" im wahrsten Sinne des Wortes im oberen Frequenzspektrum ab 1,4 Mhz regelrecht ab, auch ohne Rückkopplung.


Wenn's auch ohne Rückkopplung pfeift, dann deutet das ev. auf wilde Schwingungen hin. Wenn Du die Rückkopplungsspule entfernst oder kurzschließt, dann darf auch nix mehr "Pfeifen" - möglicherweise suchst Du das Problem an der falschen Stelle ?

Nagel mich nicht darauf fest, aber so wie Du es beschreibst, kommt mir das sehr bekannt vor. Es gibt Röhren, die sehr stark zur Eigenerregung neigen - letzte Woche habe ich mir z.B. einen kleinen AMP mit ECL80 gebaut, die Röhre war der beste UKW-Sender Wink - erst nach Kompensation läuft er nun richtig. Bei Dir könnte eine UKW-Drossel helfen, eingeschleift direkt am Anodenanschluss der Röhre (UKW-Drossel = 10 Windungen Kupferdraht auf einen 100 OHm-Widerstand wickeln und an beiden Anschlüssen mit dem Widerstand verlöten)
Zuletzt bearbeitet von TipFox am 22.10.2024, 07:11, insgesamt einmal bearbeitet



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