Treffpunkt der Interessengemeinschaft Übersicht -> Das Grammophon
Autor: MGW51 Verfasst am: 25.05.2006, 07:26 Betreff:
Mic01 schrieb wie folgt:
Soweit ich mich erinnere war in dem Federtopf kein dünnflüssiges Öl sondern ein sehr dickes Fett!


Habe ich jetzt erst gesehen! Lieber Werner, hier liegt ein Mißverständnis vor.

Lutz will nicht die Feder Ölen sondern die anderen gleitenden Teile des Getriebes.
Im Federhaus hat selbstverständlich Öl nichts zu suchen, das würde schnell raussabbern. Die Federn werden immer in Fett mittlerer Konsistenz gepackt - was Du meintest, ist Staufferfett. Es ist/war ein allgemeines Schmierfett für geringfügige Ansprüche. Georg könnte dazu sicherlich etwas fundiertes beitragen.

Der Sinn dieser Fettpackung liegt zum einen im Korrosionsschutz und zum anderen in einer erwünschten D?mpfung der sich entspannenden Feder. Falls ich irre möge Nils mich korrigieren.
Da Fette im Laufe der Jahre altern müssen sie gelegentlich erneuert werden. Solange der Motor gleichmäßig und ohne Nebenger?usche arbeitet, gibt es aber keinen Grund, "nur mal so" das Fettdepot auszutauschen.

Nils erwähnte andernortes Graphitfett. Naja, solange man die Feder/n nicht ausbauen muß, ist das schon 1. Wahl, weil das kolloidale Graphit über hervorragende GleitFähigkeit verfügt und das "Kleben" der Windungen aneinander sicher verhindert.


@Lutz
Es ist wahrlich kein Spaziergang, einen Federbruch zu reparieren. Ggfs. muß ja auch noch die zweite Feder ausgebaut und gek?rzt werden. Das allerdings nur, wenn etwas mehr als allein die Augenwindung abgebrochen war. Der Einbau ist dann auch nochmal eine kitzlige Geschichte, allerdings wesentlich unkritischer als der Ausbau!
Vermutlich ist es für einen auf fremde Hilfe angewiesenen Bastler günstiger, sich eine neue Feder zu beschaffen - solange es noch welche gibt. Die ist problemlos einzubauen.

Auf jeden Fall kann man Dich ja erstmal begl?ckwünschen, daß Du nun wieder an der kleinen Kurbel drehen kannst Laughing


Autor: GeorgS
 Verfasst am: 25.05.2006, 09:19 Betreff:
Hallo Michael,
"Staufferfett" ist die klassische Pr?paration
aus weißÖl (=ParaffinÖl), Vaseline und
diversen Seifen (Na-, Ca-, Mg-Seifen, unterschiedlichster
Harz-, Naphten- und sonstiger S?uren )
Durch geeignete Kombination dieser Grundbestandteile
mit weiteren Zusätzen erhält man die "Fette", die als
Kugellagerfett usw. in vielen Varianten verkauft
werden.
Abgesehen von der Schmierwirkung und Konsistenz
gibt der Gehalt an Seifen durch die leicht alkalische
Reaktion einen guten Korrosionsschutz für Stahl.

Größe
Georg


Autor: MGW51 Verfasst am: 25.05.2006, 14:16 Betreff:
Prima Georg, das ist ja mal was handfestes.

In dem Zusammenhang noch eine Frage:
Aber bitte lacht mich nicht aus, es interessiert mich halt einfach. Wenngleich ich das bei Tonbandgeräten noch nie eingesetzt habe und auch nicht vorhabe. großes Pionierehrenwort Laughing

Was bzw. aus was besteht "Wagenschmiere"?
Dieses schwarze, etwas eigenartig riechende Zeug was jeder Pferdekutscher für die Achsstummel und den Drehkranz benutzt (hatte?)?


Autor: GeorgS
 Verfasst am: 25.05.2006, 14:44 Betreff:
Hallo Michael,

über Wagenschmiere weiß ich nur, daß sie aus dem Wald kam, genauer gesagt aus dem Bereich Holzdestillation/K?hlerei/Holzteer/Harz/Pech.

Was es chemisch ist, muß ich passen. Ich kann mich in den 50ern noch an diese Schmiere bei den Bauern für den Leiterwagen erinnern, allerdings könnte das zu dieser Zeit schon ein modernes Material auf ErdÖlbasis gewesen sein.
Die Firma Degussa betrieb bis ca. in die 70er noch Holzdestillation (hauptsächlich der Holzkohle für Cyanid wegen), die könnten so etwas noch gemacht haben.

Gruß
Georg


Hier ein Beispiel aus Wikipedia über die Stadt
Schwarzheide
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Eine Pechhätte (1673) welche aus Kiefernholz Pech zum Abdichten der Fischerkühne, Wagenschmiere, Holzkohle und Kienru? herstellte sowie ein Eisenhammer (1725), der Ursprung des heutigen Lauchhammerwerkes, waren bis dato die einzigen größeren Industrieansiedlungen in unmittelbarer Umgebung.
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Eine andere Fundstelle sagt, es sei eine Ölfraktion
der Harzdestillation, vermischt mit Schmierseife.
Das wäre ganz nahe am "Staufferfett", deswegen durchaus
glaubwürdig.


Autor: MGW51 Verfasst am: 25.05.2006, 18:16 Betreff:
Danke Georg,

Holzteer gefällt mir besser! Sowohl von der Konsistenz als auch der Farbe und Geruch erinnert reiner Holzteer?, der in der Vet.med. wegen seiner antiseptischen Wirkung eingesetzt wird (oder wenigstens wurde), sehr stark an Wagenschmiere, so wie ich sie kenne und wenn ich mir Mühe gebe, finde ich noch einen Rest.

Nun, das war sehr interessant, hat aber mit Grammo nicht viel zu tun Augenrollen

Auch ich verklecker mich gern mal am Thema vorbei!



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