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Autor: 19null5 Verfasst am: 01.12.2008, 19:49 Betreff: 5-Speichen-Spule
Bei IB wird ein BG19 angeboten.

Mal davon abgesehen, daß die Beschreibung zeigt, daß der Anbieter geisteskrank ist ( "Stasi?", "Bunkerinventar?"-), ergibt sich für mich folgende Frage:
Ein Bild zeigt das im Gehäusedeckel angebrachte Einlegeschema. Es sind Spulen mit 5 Speichen zu erkennen.
Sind mir als DDR-Produktion vollkommen unbekannt.
Auch bei den Spulen "aus dem Westen" sind mir "Fünfer" noch nicht aufgefallen, dafür aber oft welche mit 6 Speichen.



Wissende und Ahnende, meldet Euch ! Smile



Hajo


Autor: MGW51 Verfasst am: 01.12.2008, 21:58 Betreff:
Lieber Hajo,

Fünfarmer gibt es, habe ich schon gesehen bei BASF 25 cm.

Auch bei TESLA gab es 5-Arm Spulen - schau mal bei Martin, bei den alten Kisten muß was dabei sein.

Die DDR-5-Armtypen sind Metallspulen, sogenannte "Filmspulen".




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Autor: capstan Verfasst am: 09.12.2008, 15:43 Betreff:
Auch ich besaß in den frühen 60ern ebenfalls diese 22er- DDR- Ganzmetall- Aluspulen. Sie wurden damals als Leerspulen verkauft. Leider kann ich mich nur schwach an die genaue Form erinnern.
Ich weiß nur das sie aus sehr dünnem und weichem Alublech geprägt und gebördelt waren und sich deshalb leicht verbogen, was zu regelmäßigen Schleifgeräuschen an Band und Gerät führte.
Ich habe sie vor dem Auflegen immer erst etwas gerichtet, um Geräusche zu verhindern, da sich ein Zusammenbiegen beim Transport kaum vermeiden ließ.
Hat denn keiner mehr solch ein Relikt?


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Viele Grüsse aus dem Erzgebirge

Bernd


Autor: MGW51 Verfasst am: 20.01.2010, 13:03 Betreff:
Nun wird es lustig - diese 5-Armspulen gibt es auch in einer transparenten bzw. halbtransparenten Ausführung. Da Bleche aller Art seinerzeit garantiert undurchsichtig waren, kann als Material hier nur ein Kunststoff verwendet worden sein. Was es genau ist kann derzeit nicht bestimmt werden. 1950/51 ist auch Zelluloid denkbar, sogar sehr wahrscheinlich. Ich entsinne mich noch genau, daß es dazumal neben den bekannten Ping-Pong-Bällen aus diesem Material auch allerlei Zeichengeräte wie gerade und Kurvenlineale, Schablonen etc. gegeben hat. Deren Brennverhalten ist eindeutig anders als jenes von anderen transparenten Materialien wie z.B. Polystyrol. Hier mal ein Bild, Repro aus Zeitschrift NT, leicht nachbearbeitet da völlig vergraut:


Die Bildunterschrift BG190 ist kein Druckfehler, wenngleich es sich bei dem abgebildeten Gerät nicht zwingend um ein solches handeln muß! Der Typ 190 wurde hauptsächlich im FWK gebaut und unterscheidet sich in einigen Details vom BG19-1. Wenn man aber weiß, daß die Schildchen des Leipziger BG19-1 stets einen weißen Rahmen besitzen, die des BG19 dagegen - wie auch die des späteren BG19-2 - kann man mit großer Wahrscheinlichkeit das Foto als Leipziger BG190 akzeptieren. Hinzu kommt noch, daß hier ebenfalls auch der alte AW-Umschalter mit mit 30° Schaltwinkel eingebaut ist. Die Köpenicker BG190 sind dagegen mit Kippschaltern aus Vorkriegsbeständen bestückt.


Autor: snzgl
 Verfasst am: 20.01.2010, 16:04 Betreff:
Ich kann mich noch schwach an ein Gespräch mit einem Arbeitskollegen zur DDR-Zeit erinnern. Er hatte damals einen "Tonmeister" (Eierkoffer). Zu diesem hatte er Metallspulen, wie viele Speichen hatte er damals nicht gesagt. Er hatte diese Spulen alsbaldig weggeworfen, da er bei der Verwendung immer eine gewischt bekam. Seiner Meinung nach muß es an der statischen Aufladung des Bandes gelegen haben. Ich nehme aber an, das es eher daran lag, daß er das Tonbandgerät unter anderem auch an einem Allstrom-Dominante betrieben hat. Allerdings nur zur Wiedergabe, da dieses Radio ja keinen hochohmigen Ausgang für die Aufnahme hatte. Nun müßte ich allerdings mal bei meinem Tonmeister nachprüfen ob die Bandteller überhaupt eine elektrische Verbindung zum Rest des Gerätes haben, da sie ja in Kunststoffblöcken gelagert sind.



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Autor: MGW51 Verfasst am: 20.01.2010, 20:12 Betreff:
Lieber Gerald,

das ist es eben gerade - die Lagerböcke können die Ladung nicht abführen - die Spule wird zum Kondensator. Das passiert allerdings ausnahmslos beim schnellen umwickeln und darin sind die TM1 und TM2 wirklich keine Weltmeister. Dennoch kann ich mir das vorstellen, bestimmte Bedingungen wie extrem niedrige Luftfeuchte und "knochentrockene" Bänder wirken dabei als "Katalysator".

Für jene Leser die es nicht wissen können:
Um bei den Geräten Tonmeister 1 und 2 einen Wickel umzuspulen muß das Band aus dem Bandpfad gehoben werden - es läuft dann von Spule zu Spule, hat also keinen Kontakt zu den metallenen Umlenkrollen bzw. -bolzen. Beim TM1 im Brotkasten wird für den beschleunigten Vortrieb ein sogenannter Schnellspuler - ein Stück Eisen von ca. 120 Gramm - auf die treibende Spule gelegt; der überstehende Docht zentriert es. Beim jüngeren TM2 im Eierkoffer wird der obere Knubbel am jeweiligen Docht hochgezogen und bewirkt so eine Zwangsmitnahme der betreffenden Spule. TM2 wickelt etwas schneller um als TM1.

So habe ich es in Erinnerung.

Also mit dem Allströmerradio hat die Aufladung tatsächlich nichts zu tun. Es ist eben einfach der zwar genialen aber eben bewußt simpel gehaltenen Laufwerkskonstruktion geschuldet. Das Tonmeister kam um 1955 auf den Markt, zu einer Zeit da es als Alternative nur das BG19 gab. Dieses war teurer und zu dem Zeitpunkt nicht gerade technisch besser zu bewerten. Eher umgekehrt. Lediglich die Laufwerkssteuerung der TM-Geräte war völlig unausgegoren, eben nicht Idiotensicher wie die des BG19. Aber das führt jetzt zu weit Smile


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