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Lieber Hajo,
laß mich noch ein bissel an den Grundfesten der Wolfener Magnetbandkonfektionierung rütteln.
Dazu stelle ich mal folgende Fragen:
Gab es die Drei-Niet-Spulen schon vor der Einführung der ORWO-Klappschachtel?
Nach meiner Erinnerung nicht! Ich hatte erstmalig um 1965 herum durch das URAN mit diesem Spulentyp in Größe 10 und 13 Kontakt; fand diese Dinger stets grauenhaft weil sie nicht zerlegbar sind. Ebenso grauselig fand und finde ich diese Klappschachteln und es leuchtet mir heute noch nicht ein, daß man den der die erfunden hat nicht einsperrte Stulpdeckel macht sich doch viiiiel besser!
Wann wurden in Westdeutschland die Klappschachteln, vornehmlich bei AGFA, geboren?
Das sollten unsere westelbischen Freunde beantworten können.
Hatte Wolfen Blöcke oder gar konfektionierte Bänder nach Westdeutschland geliefert?
Das würde ich unbesehen bejahen denn es gab ja dort eine Unmenge an Magnetbandmarken und zugleich auch eine Unmenge an billigen, weil primitiven Klein- und Kleinstgeräten die vornehmlich der Versandhandel ins Land brachte. Warum dann nicht auch und speziell dafür billige Senkel Made in Wolfen? Die waren ja dank EG-Richtlinie überdies noch zollfrei einzuführen. Ist ja nur logisch, daß man da auch gleich die Spulen dazunahm - falls nicht schon konfektionierte Ware geordert wurde, was ich aber nicht recht glauben will.
Nur so am Rande:
Woher bezog die CSSR in den 50-er und ganz frühen 60-er Jahren ihr Bandmaterial?
Mir ist keine eigene Magnetbandfertigung von den Tschechen bekannt. Bis zur Produktion der Viertelspurgeräte spricht nichts gegen die Einfuhr von Wolfener Senkel - wenigstens taucht der Hinweis in mancher Original-BDA auf, daß als Bandtyp Wolfener CR / CPR geeignet sei. Ein tschechisches Gerät für 10-er Spulen kenne ich, aus der Zeit von vor dem URAN, allerdings auch nicht - was aber nichts zu bedeuten hat. Allerdings ist es sicher, daß TESLA eine eigenen Spulenfertigung hatte denn beim URAN war eine 10-er Originalspule dabei - die habe ich natürlich noch - und diese Spule war deutlich moderner und qualitativ besser als unsere Nietrollen. Allerdings kann ich da ja keine Generalaussage machen! Es ist denkbar, daß es sich dabei um extra sorgfältig gefertigte Spulen zur Erstausrüstung handelte. Bei solchen Artikeln verringert man nur die Taktzeit, indem dem Schuß eine etwas längere Verweildauer in der geschlossenen Form zugebilligt und damit dieser mit geringerer Resttemperatur ausgeworfen wird. Das erhöht die Formkonstanz ungemein - zu Lasten der Stückzahl pro Stunde und zu Lasten der Stromkosten für die Vorheizung. Ich selbst kenne keine wirklich guten, im Sinne von perfekt rundlaufenden, Spulen aus DDR-Produktion. Wenn schon kein Höhenschlag, dann aber wenigstens exzentrischer Lauf
Wie benehmen sich denn die hier vorgestellten 10-er AGFA´s?
Ist halt bei nur zwei Exemplaren auch keine repräsentative Aussage
Die UdSSR bezog ja mit Sicherheit Senkel aus Wolfen. Es gibt nichts, was es nicht gibt - hatten die Russen etwa so ein Mini-TB als Eigenfertigung oder Import auf dem Markt? Muß ja nichts ziviles gewesen sein! Es gab ja auch eine Art "Report", von dem ich allerdings nur Fragmente kenne.
Grundsätzlich ist hierzulanden, genau so wie in den anderen RGW-Mitgliedsstaaten, ein eher unbedeutender Markt für die kleinen Spulen vorhanden gewesen. Daran hätte auch das B100, so es denn in die Fertigung gegangen wäre, nichts zu ändern vermocht.
Auf der Suche nach Gründen und Begründungen dürfen wir freilich nicht übersehen, daß es immer wieder auch irgendwelche Pannen in Wolfen wie anderswo gab! Aber erstmal bohren, so tief als es uns möglich ist.
übrigens: Deine Bleiakkus sehen leider schon sehr tot aus |
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