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Autor: MGW51 Verfasst am: 06.11.2008, 13:52 Betreff: Lied der Zeit - Geschichte vor 45
Das Label "Lied der Zeitt" steht ja in enger Verbindung zu Amiga, Eterna, etc.

Wie eng es allerdings mit Ernst Busch verbunden ist, weiß ich noch nicht.

Mein derzeitiger Kenntisstand ist eher l?ckenhaft. So gab es Lied der Zeit anscheinend bereits in den 30-er Jahren in Holland und womöglich auch in Spanien.
Das wiederrum würde bedeuten, daß diese Marke oder die Rechte daran mittelbar oder unmittelbar unser Barde gehalten hatte.

Das Zerwürfnis mit den DDR-Oberen konnte ja wohl nichtmal von der vermutlich einzigen Bildplatte, die man anno1951 mit dem Konterfei von Wilhelm Pieck zu dessen Geburtstag produzierte, aufgehalten werden.

Warum das Label Lied der Zeit eingestellt wurde bleibt so zumindestens spekulativ. Immerhin gab es noch eine Emission als "VEB Lied der Zeit" mit einem gr?sslich-grünen Etikett.



Eine weitere Unklarheit bereitet mir das Label "Radiophon". Auf dem Etikett ist als gestaltendes Element der Berliner Funkturm unverkennbar abgebildet - obzwar Radiophon Platten für den Rundfunk der SBZ produzierte (der Berliner Rundfunk befand sich m.W. allerdings dazumal noch in der Masurenallee!) hat das Unternehmen anscheinend seinen Sitz in den Westsektoren.

Und wie verhält es sich mit "REGINA" ?

Fragen über Fragen - so ein bissel DDR-Schallplattenhistorie kann doch ganz schön verwirrend sein...
.


Autor: michael48 Verfasst am: 21.01.2009, 20:01 Betreff:
Hallo Michael,

ich gebe hier noch einmal meinen Text wieder, den ich schon in einem anderen Forum Laughing gepostet hatte.

Noch etwas zu Amiga und Eterna. Die Geschichte dieser beiden Labels begann 1946. Im Juni 1946 trat der sowjetische Kulturoffizier Arseni Gulyga an Ernst Busch heran, der antifaschistische Lieder sang. Gulyga sah den 10. Jahrestag des Bürgerkriegsbeginn in Spanien herannahen und jetzt gäbe es in Berlin über 500 ehemalige Spanienkämpfer. Wie wäre es, wenn man jedem von ihnen eine Plattensammlung mit Liedern von Busch schenkte?

Einige Tage probte Ernst Busch im Sendesaal im Haus des Rundfunks in der Masurenallee und es wurden drei Lieder aufgenommen:
das Solidaritätslied, ThÖlmann-Bataillon und Ballade der XI. Brigade.

Am 18.07.46 fand nun im Friedrichstadtpalast diese Veranstaltung der Spanienkämpfer statt mit Ernst Busch auf dem Podium. Mit seiner Mundharmonika spielt er die ersten Strophen des Liedes " Die Heimat ist weit . . .". für die K?mpfer war dieses Lied ein Stück ihres Lebens, ein Kampfprogramm. Es sang erst der Chor und dann alle Veteranen in diesem riesigen Saal: " Spaniens Himmel breitet seine Sterne über unsere schätzengrüben aus."

Es war nun klar, dass die Organisation der Massenproduktion der Platten von Ernst Busch ein Gebot der Zeit war.

Am 12.08.46 erteilte die Sowjetische Militär-Administration in Deutschland Ernst Busch die Lizenz zur G?ndung der Plattenfirma

"Lied der Zeit"


Die ersten Plattenaufnahmen waren sogenannte Wertinski-Platten. Geringe Restbestände der Ausstattung und Rohstoffe wurden vor der Demontage in Ehrenfriedersdorf (Babelsberg - ehemals Tempo - war gänzlich zerstört) geheimgehalten und damit die ersten "Lied der Zeit"-Platten mit Ernst Busch aufgenommen und gepresst.

Der Firma "Lied der Zeit" wurde auch weiterhin gestattet, Platten für eine breitere Nachfrage herzustellen.

1948 wurde die Fabrik in Babelsberg wieder in Betrieb genommen.

Die ersten 1946 gepressten Platten hatten noch kein eigenes Etikett. Man verwendete noch das Etikett, die der Rundfunk für Eigenaufnahmen nutzte, "Radiophon". Dieses Label bekam den Stempelaufdruck "Lied der Zeit. Die Schallplatte für das schaffene Volk".

Ab 1947 verfügte man über ein eigenes Etikett "Lied der Zeit" und es wurden 2 Abteilungen in das Produktionsprogramm mitaufgenommen. :

Tanzmusik auf "Amiga"
Klassik, U- und Volksmusik wie auch politische Lieder auf "Eterna"

Der Sitz der Firma befand sich in Berlin W 8, Taubenstrasse 4 - 6.


Autor: michael48 Verfasst am: 21.01.2009, 20:04 Betreff:
Und die Regina-Platten - Wie kamen die zustande?

1951 ging der ehemalige Produktionschef der Schallplattenfirma Amiga, Konstantin Metaxa, nach dem Westen und Gründete die Regina. Anfangs mit der Bestellnr. R.70000 beginnend veröffentlichte Herr Metaxa unter dem Regina-Etikett zunächst zahlreiche Amiga-Einspielungen.

Sein Werk machte aber auch Eigenaufnahmen. Mit den Bestellnr.n RM.70000er Serie übernahm die Regina Einspielungen von der amerikanischen Mercury, und brachte sie unter dem Regina-Mercury-Etikett heraus. Mit den Bestellnr.n RO.70000er Serie übernahm Regina die Matrizen der schwedischen Metronome.

Die Regina-Marke war eine der letzten deutschen 78er-Platten.

Gruß, Michael


Autor: michael48 Verfasst am: 22.01.2009, 17:44 Betreff:
Hallo Michael,

ich hatte dir neulich über PN von einem Amiga-Sammler erzählt. Hier ist er, Bernd Meyer-R?hnitz. Er brachte ein Buch von Ernst Busch und eine Discographie der Amiga-Platten heraus. Aber was soll ich erzählen, schau einfach mal selbst bei ihm vorbei. Hier der Link zu seinen Seiten

http://www.albis-international.de/cms/index.php?option=com_content&task=view&id=13&Itemid=28

Viel Spaß beim Durchstübern wünscht Dir Michael aus Berlin

Ach ja, ich habe den Sammlerkollegen mit der "12-Amiga angesprochen. Er braucht noch eine Weile bis er sie in seinen Stapeln gefunden hat. Ansonsten geht alles klar.



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