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Nun habe ich mich eben entschlossen, den angefangenen Teil auch zu beenden. Wenngleich seit Themenstart nahezu 7 Jahre vergangen sind, ändert das nichts daran, daß Antworten noch zu erbringen sind. Warum das seinerzeit so abrupt endete? Es gab viele unterschiedliche Gründe dafür - im einzelnen jetzt nicht konkret festzumachen, im Saldo aber auf einen Nenner zu bringen: die chaotischen verhältnisse im und mit dem Razyboard und nicht zu vergessen, die permanenten Hetz- und Verleumdungskampagnen die vom RMorg bzw. dessen Besitzer Ernst Erb gegen das damalige RFM-Museumsforum und dessen Mitglieder inszeniert worden ist.
Also weiter im Text:
TipFox schrieb wie folgt: | # Privatsphäre: nicht vorhanden, Telefone wurden abgehört, Nachbarn verpfiffen Nachbarn
# Informationsfreiheit: Fehlanzeige
# 100% "Beschäftigung", die konnte allerdings auch mal aus Renovierungsarbeiten am eigenen Haus bestehen - oder bestand einfach aus "Abruhen" (kein Material, kein Auftrag, keine Erledigung) |
Ich stelle mal folgende Gegenbehauptung in den Raum:
Die Privatsphäre genoss in der DDR einen weitaus größeren Stellenwert als dies heute, im Jahre 2014, in dieser sogenannten Freiheitlichen Grundordnung überhaupt vorstellbar ist!
Wenn man darunter allerdings verstehen will, daß sich die Bewohner eines Mietshauses bestenfalls vom sehen her bekannt vorkamen und ihre durch aufbruchhemmende Stahlzargen verstärkten Wohnungstüren mittels masiver Stahlbalkenriegel nach passieren derselben hinter sich "hermetisch abdichteten", dann kann und muß ich das kategorisch verneinen. Diese Art von Privatsphäre gab es bei uns nicht - solche Schließvorrichtungen waren gänzlich unbekannt und noch schlimmer: Niemand hat das wirklich vermisst!
Telefone sind abgehört worden - genau wie in Westdeutschland und wie es auch heute keineswegs unüblich ist. Es gibt nur einen Unterschied: Flächendeckendes Abhören hat es in der DDR mangels technischer Möglichkeiten zu keiner Zeit gegeben. Ich denke, daß das ebenso auf die damalige BRD zutrifft. Diese Möglichkeiten sind erst in der jüngsten Vergangenheit geschaffen worden. Nicht als "Schutz" vor irgendwas - das ist nur Vorwand - sondern aus rein monetären Interessen. Eine weitere Einschränkung muß ich noch machen: Wie schon Hajo schrieb, hatte die Mehrzahl aller Haushalte weder ein Telefon noch die Aussicht ein solches zu bekommen und ich bin mal so kühn zu sagen, daß nicht wenige Leute überhaupt keinen Wert auf so einen Anschluß gelegt haben. Was die seinerzeitige Abhörpraxis betrifft, so waren davon die reinen Privatanschlüsse nur untergeordnet betroffen. Das änderte sich dann im Einzelfall schlagartig, wenn es sich um den Anschluß einens sogenannten Antragstellers handelte, also eines Bürgers, der einen offiziellen Antrag auf Ausreise nach der BRD gestellt hatte.
Was die Informationsfreiheit angeht, so ist es absolut nicht zutreffend wenn diese als eingeschränkt oder gar nicht gegeben dargestellt wird. Allerdings ist es zutreffend, daß man in keinem Buchladen der DDR z. B. "Mein Kampf" kaufen konnte. Es ist ebenso zutreffend, daß etwa um 1988 herum die sowjetische Monatsschrift "SPUTNIK" auf den Index gesetzt worden ist was nichts anderes bedeutet als daß alle bisherigen Abbonenten ihre beim PZV (Postzeitungsvertrieb) bereits bezahlten Exemplare nicht mehr bekamen da dieser keine Auslieferung mehr vornehmen durfte. Dennoch konnte man - so man wollte - das Heft weiterhin lesen. Das stand nicht unter Strafe, es wurde lediglich nicht mehr von staatlicher Seite unterstützt oder gar gefördert!
Hörfunk - und hier kann ich aus dem "Tal der Ahnungslosen" berichten - gab es zu allen Zeiten ohne jegliche Beschneidungen, abgesehen von den Jahren als der Sender RIAS auf MW, etwas um die 900 kHz, mittels Störmodulation in weiten Teilen der DDR überlagert worden ist. Also, mir hatte er nie wirklich gefehlt! Was ich hier z. B. ständig hörte waren auf MW DLF, SFB und die Europawelle Saar sowie in den Jahren da es die Sender noch gab die Stationen auf 904 und 935 Auf KW gehörten SDR, SWF, ORF, Prag, Luxemburg zu meinen Favoriten und UKW - naja, aus die Maus Nicht ganz! SFB kam mit unterschiedlichem Fading, aber ziemlich regelmäßig hier herein. Irgendwas um die 88 MHz. Und Schamonis 100,6 war freilich ganz was heißes für die Radartüten Das war schon etwas anspruchsvoll zu empfangen weil auf 100,4 mit verständlicherweise weitaus größerer Feldstärke das I. Programm des DDR in Hoyerswerda abgestrahlt worden ist.
Nun gibt oder gab es ja auch den Fernsehrundfunk.
Und es gab das "Tal der toten Augen" - die mußten nicht zwangsläufig aus Glas sein. Auch hier in Görlitz, in meinem damaligen Lebensumfeld, konnte man mit etwas gutem Willen den SFB hereinbekommen. Voraussetzung war natürlich, daß die Antenne möglichst weit oben, also als Dachantenne ausgeführt war und damit aus dem Störfeld der Straßenbahn herauskam. Ein wirklich brauchbares sehen ist allerdings mit einer Einzelantenne nur bei entsprechenden meteorologischen Bedingungen möglich gewesen.
Zeitungen und Zeitschriften von westdeutschen Verlagen wurden hierzulanden ganz offiziell mit dem PZV zugestellt. Es gab da eben nur die Hürde, daß irgendwer diese Sachen auch bezahlen mußte und das konnte nur ein "Westonkel" sein oder man hatte die Möglichkeit als Betrieb, ein KompensationsGeschäft einzufädeln. Diese Ausführungen stehen ausdrücklich NICHT im Widerspruch zu der unbestrittenen Praxis, daß Zeitungen und Zeitschriften aus privaten Paketen oft herausgenommen wurden - jeder Bürger wußte, daß es verboten war solche Sachen zu schicken bzw. sich schicken zu lassen! Wie schon gesagt, der offizielle Bezug stand jedem Bürger frei! natürlich existierte auch eine Liste mit Druckerzeugnissen, welche auf keinen Fall in die DDR eingeführt werden durften. Und das war schon ganz gut so denn diesen Schund braucht kein Mensch wirklich.
Die DDR-typische Vollbeschäftigung ist tatsächlich eine ganz krasse Nummer!
Einesteils gab es - Hajo schnitt es schon an - eine übergroße Mehrheit Werktätiger, die in der Industrie, der Versorgungswirtschaft, im Verkehrswesen, in Gesundheitseinrichtungen, der Landwirtschaft etc. tagtäglich und oft auch rund um die Uhr einer kontinuierlichen Beschäftigung nachgingen. Auf der anderen Seite ist es aber auch eine Tatsache, daß an allen Ecken und Enden immer irgendwas gerade fehlte. Gerade wenn man im Instandsetzungsbereich beschäftigt war, trat schon mal die Situation ein, daß bei vorübergehender NichtVerfügbarkeit von ganz bestimmten Teilen oder Baugruppen stundenlang Arbeitsplätze durch angearbeitete Gerätschaften blockiert waren, die betreffenden Mitarbeiter dann eben Achtung Ironie: | die Flucht ins Gelände | antraten um niemandem im Weg zu stehen Wenn dieses Warten länger anhielt, suchte man sich allerdings an anderer Stelle nützlich zu machen. daß in solchen Stillstandszeiten aber die eigene Wohnung renoviert worden sein soll, gehört ins Reich der Legende. Vielmehr muß ich auf eine Besonderheit in der DDR hinweisen: Anders als heutzutage herrschte permanenter Wohnraummangel! Die Bürger waren darum angehalten, sich durch den Bau von Eigenheimen selbst mit angemessener WohnMöglichkeit zu versorgen. um das zu ermöglichen, gab der Staat überaus großzügige Kredite als Aufbauhypothek und darüberhinaus waren die Betrieb verpflichtet, ihren bauwilligen Mitarbeitern eine vertraglich festzulegende Unterstützung zu gewähren. Diese Unterstützung belief sich im mittel auf einen finanziellen Wert von ca. 15 - 20% der gesamten Bau-Plansumme! Um das mal ganz deutlich zu sagen: Diese Leistung stand dem Mitarbeiter per Gesetz zu - nicht als Darlehen sondern als geldwerte Leistung des Arbeitgebers. Eine konkrete "Gegenleistung" war dafür weder vorgesehen noch wurde sie verlangt. Es ist ausdrücklich darauf abgestellt worden, statt einer schnöden überweisung die Leistung in Form von technischer Hilfe oder auch als Materialbereitstellung zu erbringen. Mithin ist es völlig normal gewesen, wenn Arbeitskollegen während ihrer regulären Arbeitszeit auf der Baustelle eines ihrer Kollegen offiziell malocht haben. Da solche Aufgaben vom Betrieb zusätzlich zum Staatsplan erbracht werden mußten, bot es sich naturgemäß an, dafür die anders kaumm sinnvoll zu nutzenden Standzeiten heranzuziehen. Das hat aber nichts mit den seinerzeit geradezu legendär-berüchtigten Feierabendbrigaden zu tun! Das ist ein ganz anderes Kapitel.
Wirkliche, "echte Gammelzeiten" hat es auch und immer gegeben - überall dort, wo der persönliche Einsatz nicht an einem messbaren Schaffensvolumen festzumachen ist und wo es auch nicht sonderlich auffällt, wenn mal gerade "Fuffzehnmachen" angesagt war. |
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