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Hallo lieber Michael,
erstmal vielen Dank für das schöne Etikett!
Nun, die Lindstr?m in Berlin hat viele solcher zweisprachigen Etiketten zwischen 1928 bis etwa 1932 herausgebracht. Ich sah schon tschechische, englische, spanische etc.
Von wann ist Deine Platte ?
Nun, das verr?t uns die Matrizennummer: Be 6260
Be steht für den Aufnahmeort Berlin und Nummer 6260 wurde eindeutig im Mai 1928 vergeben.
Es liegt die Vermutung nahe, daß diese Platte aber niemals nach Russland exportiert wurde.
Von den schwierigen politischen verhältnissen mal abgesehen, hat Deine Scheibe eine ganz normale, deutsche Bestellnummer (O-2308 ). Reine Exportplatten hatten zumeist sechstellige Nummern mit einem A als Pr?fix.
Auch wage ich Zweifel an der wirklichen Existenz des " Grossrussischen Balalaika-Orchester Alexander Michailowsky" anzumelden
In den Jahren um 1930 "boomte" die Schallplattenindustrie in Deutschland und nicht selten kamen monatlich 30-50 Neuaufnahmen jeder großen Firma auf den Markt. Daher war eine gewisse Strategie nötig, um ein großes Repertoire von (teilweise exotischen) Orchestern vorzutäuschen.
Neben vielen deutschen Orchester-Pseudonymen finden sich eben auch solche exotischen wie "Alexander Michailowsky" . Hier liegt einfach die Vermutung nahe (Aufnahmeort, Bestellnr. des deutschen Binnenmarkts), daß hier das Hausorchester der Odeon/Lindstr?m passend zum russischen Liederpotpourri "umgetauft" wurde. In jenen Jahren war u.a. Otto Dobrindt Aufnahmeleiter und Orchesterleiter des Hausorchesters der Odeon.
Otto Dobrindt hat unendlich viele, verschiedene Aufnahmen gemacht, oft eben unter Pseudonymen, um eine Repertoire-Vielfalt vorzutäuschen. ("Eric Harden", "Kapelle Merton" , "Horst von der Plaaten", "Horst Platen", "Wiener Boheme Orchster" etc)
So würde ich auch Deine Platte einschätzen, aber einen genauen Beweis muß ich leider schuldig bleiben.
Viele Grüße, Nils |
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