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Liebe Tonbandfreunde,
immer wieder stolpere ich über Bilder, bei denen das Magentband falsch, ja teilweise regelrecht abenteuerlich aufgelegt wurde. Grund dafür ist m.E. der verbreitete Irrglaube, man müsse jegliche auf dem Gerät angebotene Rolle oder Führungsbolzen mit dem Senkel umwickeln.
Ein weiterer Grund ist natürlich auch darin zu sehen, daß oft bei Uraltgeräten oder gerade auch bei handwerklichen Klein- und Kleinstserien keine vom Hersteller mitgegebene Bedienanweisung vorhanden ist. Diese wurden seinerzeit einfach per Schreibmaschine in mehreren Durchschlägen immer wieder aufs neue angefertigt. Nach Jahrzehnten ist dann entweder die Schrift auf den Durchschlägen nicht mehr lesbar oder gar das Papier zerfallen.
Nun greife ich hier mal zur Demonstration ein Beispiel aus unserem Datenbestand auf:
Auf dem Ton-Gerät sind - was nicht unüblich ist - drei Bandführungsrollen, davon zwei mit Schlaufenfängern, montiert.
Die beiden links und rechts angeordneten Rollen sind unzweifelhaft die für den Spielbetrieb erforderlichen FührungsElemente, welche die weitgehend konstante Bandkantenhöhe in Bezug zu dem Kopfpaar - übrigens die berühmten Donnerschen Blechköpfe, wenn ich nicht irre - und zu den Wickeltellern gewährleisten müssen.
Das TB ist zeitgemäß für 500-er Spulen mit Schichtlage außen konstruiert.
Bis hierhin dürfte es keine Fragen geben.
Doch nun stelle ich die 1. Frage: Warum hat die dritte, links oben angeordnete Rolle keinen Fühlhebel?
Einfache Antwort: Der ist an dieser Stelle unnütz weil es dort nichts zu fühlen gibt, weil diese Rolle für den Spielbetrieb NICHT zu benutzen ist.
Der Sinn und Zweck dieser Rolle hat sich - so meine Behauptung - seit dem Modell Nr. 3 grundlegend geändert.
Während bei den Ton-Geräten 1 und auch 2 die obere Rolle noch mit einem Schlaufenfänger versehen ist, fehlt ein solcher an der linken unteren Rolle - stattdessen aber finden wir dort einen mit dem Betriebsartenschalter mechanisch gekoppelten, schwenkbaren Bolzen. Dieser profilierte Messingbolzen läßt im Spielbetrieb den Senkel an den Köpfen anliegen. Bei Halt wird das Band damit von den Köpfen abgehoben. In der Betriebsart Rücklauf dagegen führt dieser Bolzen den Senkel tragseitig! bis zur oberen linken Rolle und diese erst läßt einen sauberen Wickel entstehen. Es ist klar, daß bei diesen Modellen auch noch immer der Senkel per Hand von der linken Rolle abgenommen und direkt über den Bolzen geführt werden muß.
Dieses Prozedere ändert sich grundsätzlich mit dem von uns als Ton-Gerät 3 bezeichneten verbesserten Modell.
Auf den Schwenkbolzen wird in dieser Variante verzichtet. Stattdessen ist die linke Rolle mit einem Schlaufenfänger versehen. Darüberhinaus ist das Rollenlager selbst schwenkbar auf einer kleinen Kurvenbahn montiert und hebt auf diese Weise das Band von den Köpfen - bei Erfordernis. Die Bandführung über die obere Rolle ist für den normalen Spielbetrieb NICHT vorgesehen - ausgenommen bei Benutzung einer Spule mit nach innen gewickelter Schichtseite.
Noch etwas anders beim Nachfolgetyp den wir als Ton-Gerät 4 bezeichnen. Bei dieser BauAusführung wird auch das linke Rollenlager ebenso geschwenkt, ein Schlaufenfänger indes ist nicht vorhanden wobei ich mir nicht sicher bin, ob bei dem abgebildeten Gerät der Fühlhebel aus irgendeinem Grunde nicht (mehr) montiert oder einfach herstellerseitig weggelassen wurde. Das festzustellen ist nur am Gerät direkt möglich. Die Blechköpfe sind in dieser Baustufe den erheblich besseren Halbspur-Ringkernköpfen des Funkwerk Leipzig gewichen. Die Funktion der oberen Rolle beschränkt sich ebenso auf den Einsatz beim Umspulen bzw. der Benutzung von Spulen mit innenliegender Schicht.
Der Vollständigkeit halber erwähne ich noch die 5. und letzte Baustufe, welche als einzige Version auch in meinem Besitz ist. Dort gibt es keinerlei rollengeführten Bandtransport mehr. Stattdessen wird der Senkel über nur noch zwei Führungsbolzen geführt. Diese sind aus Keramik gefertigt - m. W. einmalig bei einem DDR-Heimtonbandgerät - wobei der linke Bolzen wieder als Schwenkbolzen ausgeführt ist und den Senkel nur bei Notwendigkeit an die Spalte der drei Langnese Spitzkeilköpfe heranführt. Langnese hatte zwar diese Köpfe mit den Achatstegen für den DDR-Markt gefertigt, das Patent dafür wurde aber einem anderen Sachsen erteilt - dem späteren Marktschorgaster Ihle, gemeinsam mit dem Magnetkopfpionier Bogen und mit Ihles Werkmeister, dessen Name mir gerade entfallen ist. So habe ich es jedenfalls in Erinnerung.
Das ist nun meine Deutung, welche allenfalls durch praktische Erprobungen untermauert oder abgeschmettert werden kann.
Doch nun komme ich zu einer echt krassen Geschichte.
Da erhielt ich einen Link mit der Frage, welchen Sinn eine so verschlungene Bandführung haben könnte und - war erstmal völlig sprachlos:
Also keine Frage, ihr seht woher dieser Irrsinn stammt - die Krone der Idiotie bildet der deutlich sichtbar neben dem Gerät stehende Deckel mit dem Bandeinlegeschema. Das ist wirklich kaum noch zu überbieten und hat mit Unwissenheit nichts zu tun - nur mit purer Blödheit.
Anders dagegen bei folgendem Gerät, einem DDR-Heimbandgerät aus vermutlich handwerklicher Einzelfertigung oder Kleinstserie:
Der Sinn des Führungsbolzens sollte doch eigentlich überdeutlich zu erkennen sein. Hier, wie auch in anderen Fällen, dient er nur zur Bandführung beim schnellen Umwickeln, wozu das Band eben aus dem gewohnten Bandpfad herauszunehmen ist.
Doch jetzt setzt der Spezi noch eines drauf und kreiert eine wahnsinnig schräge Art der Bandführung aufwickelseitig:
Ich will noch dazusagen, daß es sich um einen Tonbandsammler handelt und dieses nicht sein erstes Modell ist. Der Mann ist felsenfest davon überzeugt, daß das so richtig sein muß und hat nach eigener Aussage lange gebraucht, ehe er verstanden hat, daß es nur so sein könne.
Also da hört sich für mich doch alles auf!
Niemand kann und muß "alles" wissen, das ist keine Frage. Nur wenn sich jemand anschickt, solcherlei Gerätschaften zu "reparieren" und dabei nicht das geringste logische Verständnis für technische Details und konstruktive Lösungen besitzt, dann ist das ein Trauerspiel ohne Gleichen. Man muß nicht alles was es gibt verstehen, das ist nicht nötig um mit dem Verstand und dem notwendigen Wollen sich Wissen zu erarbeiten.
Die Lächerlichkeit dieser Präsentation ist nur die eine Seite der Medaille - es sind im Regelfalle solche unbedarften Leute, die gerade durch derartig inkompetente Herangehensweise historische Cellulosebänder restlos schrotten - samt der darauf enthaltenen Aufnahmen! Und dann tönt man groß herum, daß das C-Band sowieso alles nur Schrott sei.
Meine C-Bander aus dem Anfang der 50-er Jahre sind zwar nicht gerade das was man brilliant nennt, sie waren teilweise völlig verschimmelt und ich habe sie ziemlich aufwendig gewaschen und getrocknet - dabei auch Lehrgeld zahlen müssen weil es mir beim ersten Versuch nicht schnell genug ging - und diese Bänder laufen nach mehr als 60 Jahren noch immer ohne zu "zerbröseln" oder auch nur nicht mehr anhörbar zu sein. Freilich verblaßt die magnetische Information über die vielen Jahrzehnte - aber sie ist nach wie vor in auswertbarer Form vorhanden. Wenn man jetzt noch bedenkt, daß es sich zu großen Teilen um Mitschnitte von MW- oder auch KW-Sendern handelt, kann ich keinerlei qualitative Mängel feststellen die man gravierend nennen müßte.
Also, so schräg wie das letzte Beispiel auch ist, lachen kann ich da nicht mehr - da ist nur noch Trauer.
In Sachen der Schneider-Geräte wäre mir sehr an informativen Tests gelegen, welche eben nur am Objekt selbst erfolgen können. Wer außer Hajo hat noch eines dieser Modelle? |
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