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Autor: holger01 Verfasst am: 18.12.2006, 19:12 Betreff: W38 vom Fernmeldewerk Nordhausen
Hallo,

das hat auch mit Nachrichtentechnik zu tun:
Ein altes Telefon W38 vom Hersteller Fernmeldewerk Nordhausen (Nordfern) aus der ex DDR.


Diese Telefonserie wurden 1938 bei der damaligen Reichspost eingeführt. Das erste Telefon mit einem Gehäuse fast komplett aus Bakelit. Im Westen Deutschlands wurde ab 1948 der Nachfolgetyp, das sehr bekannte W48, eingeführt. In der DDR wurde der Typ W38 noch eine ganze Weile mit minimalen Änderungen weiterproduziert. Das abgebildete Telefon wurde noch 1960 hergestellt.

Hier ein Blick in das relativ simple Innenleben. Besonders interessant, dieses Telefon wurde noch 1960 mit Glasglocken hergestellt. Diese wurden eigentlich ab 1941 wegen der kriegsbedingten Materialknappheit eingeführt. Stahl wurde ja für Bomben und Kanonen gebraucht.

für Freunde gediegener FeinMechanik, hier ein Blick in den mechanischen Nummerschalter.
Nicht mehr jeder weiß noch was das ist....

Trotz des hohen Alters, funktioniert das Telefon auch heute noch an digitalen Vermittlungsstellen.
Lediglich die Sprechkapsel (ein Kohlemikrophon) wurde durch eine neue ersetzt.
Ich finde, ein schönes Stück Nachrichtentechnik.


Holger


Autor: TipFox Verfasst am: 18.12.2006, 19:43 Betreff:
Ein schönes Stück, mit Glasglocken habe ich das auch noch nicht gesehen!
In meiner Ausbildung Anfang der 70er musste ich so einen Apparat (war aber ein W48) hinter dem Nummernschalter durchsägen, Bakelit stinkt fürchterlich dabei Wink Die beiden Teile wurden dann mit etwas Abstand auf ein Brett montiert - und dazwischen musste ich dann die anderen Bauteile platzieren und neu verdrahten.

Tja - damals "krähte kein Hahn" mehr nach diesen alten Telefonen - heute kann man damit sogar ein paar Euros verdienen. Am beliebtesten sind wohl die elfenbeinfarbenen Geräte. Na ja - ich selber habe nie so richtig die Begeisterung dafür verstanden, wo es doch heute so schön ergonomische Telefone gibt ...
Zuletzt bearbeitet von TipFox am 20.09.2022, 10:08, insgesamt 2-mal bearbeitet


Autor: MGW51 Verfasst am: 18.12.2006, 20:41 Betreff:
Ich selber kenne die 38-er aus DDR-Tagen auch nur mit Glasglocken. Selbst habe ich auch noch ein W48 nebst einer 1/1 Nebenstellenanlage von ca. 10 kg Gewicht. So einen schönen, harmonischen Klingelton vermisse ich an den heutigen qu?kenden Plasteschachteln sehr schmerzlich. Die Bedienung heutiger Apparate ist freilich mit damals nicht zu vergleichen.

Dennoch, die alten, schweren und damit standsicheren Apparate haben einen ganz eigenen Charme. daß die 38-er auch noch in 1960 gebaut worden sein sollen, ist mehr als unwahrscheinlich. Sie waren allerdings noch bis weit in die 70-er Jahre in Betrieb. Ein Austausch des Nummernschalters war in einer Viertelstunde erledigt - 4 Schrauben lösen (2 in der Bodenplatte und 2 hinten am Schalter selbst) kurze Drehung nach links (wenn ich nicht irre) und schon lag er auf dem Tisch Smile Ja, dann sind noch die Schraube der Kabelschelle und die vier Klemmschrauben der Litzen zu lösen, schon kann er entnommen und in umgekehrter Reihenfolge das Austauschteil montiert werden. Selten ging mal der Block hinüber, wo viel gewählt wurde kam halt der mechanische Verschleiß zum tragen. Da die Schalter nicht einfach weggeschmissen sondern aufgearbeitet worden sind, wurde ihre Grundsubstanz freilich über die Jahrzehnte auch nicht besser!


Autor: Holger66 Verfasst am: 19.12.2006, 03:48 Betreff:
Na, das ist mal was Feines.

Ich habe selber hier ein W48 des Herstellers Siemens vom Februar 1958 stehen. Es hat ein schwarzes BakelitGehäuse und eine unfassbar solide Grundplatte aus Metall. Das Klingeln kann Tote erwecken und war wahrscheinlch genau dafür gedacht.

Besonders gesucht sind heute tatsächlich die hellen Versionen mit den grünen Ziffern, und die möglichst noch als Wandapparat. Wow !

Ich habe meines anno 1992 auf einem Trödelmarkt erstanden, sozusagen vom Fachh?ndler, mit neuen Gewebeschn?ren und auf Hochglanz poliert. Leider mußte es im frühjahr, bei Einführung von DSL und FrtitzBox den Dienst quittieren, denn die beiden mögen nicht zusammenarbeiten. D.h. angerufen werden kann man damit schon noch, aber nicht mehr anrufen, denn die FritzBox versteht das Tack-Tack des Impulswahlverfahrens nicht mehr. Ein Fehler !

Gruß
Holger


Autor: Nils Verfasst am: 19.12.2006, 03:55 Betreff:
Guten Morgen,

habe gleich mal meinen W 48 und W 28 aus dem Schrank gekramt ! Leider nur ein weniger gutes Foto...

Der W 38 ist eigentlich ein Vorkriegsmodell, eben von 1938. Die Reichspost konnte sich aber nicht recht entschließen und blieb erstmal beim W 28 Modell. Deswegen gibt es den W 38 in Vorkriegs/Kriegsversion nur für private Anlagen. Ob er noch spät im Krieg zum offiziellen Einsatz kam, weiß ich nicht.
Im Westen gab es dann ab 1948 den W 48, ???erlich gleich dem 38, aber das Innenleben leicht anders.

In der DDR wurde der Vorkriegs-38 viele Jahre lang unverändert gebaut (teilweise mit Glasglocken).

Der alte W 28 hat den wirklich schönsten Klingelton mit seinen zwei feingestimmten Nickelglocken...
Den weißen W 48 wärd ich sogar vertauschen, da hängt mein Herz nicht so sehr dran... (Zustand tadellos)



Gruß, Nils


Autor: TipFox Verfasst am: 19.12.2006, 10:24 Betreff:
Haben wir eigentlich einen ernsthaften Sammler von alter Telefontechnik unter uns?


Autor: holger01 Verfasst am: 19.12.2006, 19:19 Betreff:
Hallo Tipfox,

ich habe eine Handvoll alter und neuerer Telefone. Ernsthaft sammeln tue ich die Dinger aber nicht. Ich habe Anfang der 80er Jahre mal Fernmeldehandwerker bei der "Deutschen Bundespost" gelernt. Daher mein Interesse. Hier habe ich zwei Bilder eines W48 in der beliebten Farbe Elfenbein für Dich. Vielleicht erkennst Du noch was wieder.
Das Telefon W48, hier Baujahr 57 vom Hersteller Krone:

Innen hat sich nicht zum W38 nich viel geändert. Der größte Fortschritt ist wohl der "Geh?rschutzgleichrichter" gegen fiese Knackger?usche. Das Teil sitzt im "Handapparat" unter der H?rmuschel, ist im Bild also nich zu sehen.



@Holger66
Das Probem mit dem Wahlverfahren ist l?sbar. Ich habe schon Baus?tze/Anleitungen mit Microcontroller im Internet gesehen. Alternativ gibt es so einen Umsetzer auch für 35? bei der Firma Friedrich Reiner. Das ist ein kleiner Telefonhersteller. Dort bekommt man sogar noch neue W48. NOS sozusagen.

Holger


Autor: TipFox Verfasst am: 19.12.2006, 19:57 Betreff:
Hallo Holger,

dann sind wir ja Kollegen Very Happy

Ich fragte nur, weil ich noch ein altes Entstörerhandbuch von 1953 habe, dass ich gerne einem Liebhaber überlassen würde. Sollte dann aber auch ein Sammler sein ....


Autor: Christian Verfasst am: 23.12.2006, 19:25 Betreff:
Hallo Freunde,

Das sind ja mal schöne Geräte... Also sowas würde mir auch noch gefallen aber ich denke nicht das die sich so gut mit der Telekom Anlage und meiner Freundin verstehen würden Laughing



Viele Grüße und Frohe Weihnachten,

Christian


Autor: GeorgS
 Verfasst am: 24.12.2006, 09:50 Betreff:
Hallo Christian,

was deine Freundin betrifft, will und kann ich dir nicht raten. Mit deinem OKW mußt du alleine verhandeln:=)
Was die Kompatibilität zu Telekom usw. betrifft, da gibt es selten Probleme. TA2ab z.B. kann Impulswahl ohne Probleme. Viele Anlagen braucht man noch nicht einmal umzuprogrammieren.
Ich betreibe momentan zwei alte Bakeltitos und ein Schnurloses an einer Anlage.
für Anrufe mit langen Nummern nimmt man das modernere Schnurlose, alles Andere mache ich mit richtigen Telefonen.
Es ist nicht nur das Aussehen der Geräte, mit so einem großen Handapparat am Ohr und dem richtigen Gesichtsausdruck
(kann man üben) sieht man viel bedeutender aus...:=)

früher hatte ich in den Kinderzimmern Ex-Apparate installiert, so ein Handapparat von 1 bis 2 Kilo verk?rzt die Gespräche der T?chter merklich.


Gruß
Georg


Autor: Andreas Verfasst am: 24.12.2006, 11:13 Betreff:
Warum bin ich damals nur nicht auf die Idee mit den EX-Telefonen gekommen......



Frohes Weihnachten


Autor: GeorgS
 Verfasst am: 24.12.2006, 11:51 Betreff:
Hallo Andreas,

man muß natürlich "an der Quelle" sitzen, wenn so etwas verschrottet wird.
Neu sind die recht teuer, wie alles, was den Segen "Ex" und "Sch" hat.


Gruß
Georg



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