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Ja, lieber Jürgen, diese Problematik ist nunmal eine zweischneidige Geschichte. Und es wird auch immer ein gewisser Unsicherheitsfaktor bei der Bestandsaufnahme solcherlei handwerklich gefertigter Gerätschaft bleiben müssen. In dieser Frage ist niemand automatisch aus dem Schneider - ich denke da nur an die erstmalige Inspektion der "Roter Straßenkreuzer" genannten Flasche aus dem Hause Adler.
Abgesehen von dem Umstand, daß an bzw. in diesem Gerät ganz sicher und zweifelsfrei von wenig sachkundiger Hand in den zurückliegenden Jahrzehnten herumgemurkst worden war, verleitete doch alleine die Wahl der seinerzeit benutzten Bauelemente und -teile zu der Annahme, es mit einer Bastlerkreation zu tun zu haben. Dagegen sprach allerdings ganz klar die Ansage des Vorbesitzers, der ja als Sohn des Erstk?ufers keinen Grund zur Hinterfragung bot. Dagegen sprach auch die Findstelle im Web, die sogar eine H?rprobe vorhält und dagegen sprach auch das Wissen darum, daß gleichaussehende Mikros von der Merseburger Firma Herbert Schneider mit deren Verstärkeranlagen vermarktet worden sind. Und dagegen sprach auch das Wissen darum, daß solche, uns heute eher kurios anmutenden Steckverbindungen seinerzeit auch bei renommierten IndustrieGeräten üblich gewesen sind; es gab nichts anderes, so wenige Jahre nach Kriegsende! Und irgendwann paßte dann auch das WL19-38 in das Bild und es gesellten sich auch noch ein AM-Radio mit Holzchassis und eine Reihe anderer Mikros und NetzanSchlußGeräte zu dieser Palette. Wir haben halt zielgerichtet nach Spuren gesucht anstatt tiefgr?ndig in der Nase bohrend zu hoffen, eine Ölquelle zu erschließen. Es war also nur folgerichtig, daß daraus auch ein Kontakt mit noch lebenden ehem. Mitarbeitern und der Familie des Firmengründers erwachsen ist.
Also ich meine, wer so nahe, praktisch neben der Haustöre des ehem. Herstellers Radio-Schnauder wohnt, sollte vllt. etwas mehr Jagdtrieb entwickeln können. Es gibt ganz sicher nicht nur Spuren, es gibt auch lebende Nachfahren in der Region. Noch! Das kann man einfach so festschreiben denn der gute Schnauder hat diese Geräte sicher nicht im Alleingang hergestellt. Es wird wie bei Adler einen festen Mitarbeiterstamm und ggfs. noch einen oder mehrere "freie Mitarbeiter" gegeben haben. Ach ja, dann gibt es doch noch den Lizenznehmer, auch eine Leipziger Firma. An diesen haben die Schweizer Radiologen und deren Gefolge offenbar überhaupt keinen Gedanken verschwendet. Das ist jedenfalls mein Eindruck, aber ich kann mich ja auch mal täuschen Allerdings werde ich keine Exkursion in die Messestadt machen - sollen jene selbst tun die alles ungefragt stehlen.
Und überhaupt, offenbar wird das was man gemeinhin als Massenware zu bezeichnen hat von vielen Menschen als weitaus wertvoller angesehen als jene rel. wenig erhaltenen Objekte aus handwerklicher Fertigung. Mir kommen diese Sammler immer vor wie großgewachsene Kinder, die sich damit ihre Schaufenstertr?ume vergangener Jahre erfüllen. Das ist nicht abwertend oder gar b?sartig gemeint sondern eine schlichte Feststellung aus der Beobachtung. natürlich hatte auch ich jugendliche Tr?ume, welche sich wegen eines zu schmalen Geldbeutels damals nicht erfüllen ließen. Ich glaube, das ist ganz normal. Aber muß ich mir das heute antun, diesen Gerätschaften nachzujagen? Die kennt man schließlich hinreichend genau, da ist nichts mehr dran zu entdecken. Das ist auch einer der Gründe, weswegen bei mir keine ReVox steht - würde nur Platz wegnehmen den ich nicht habe und brauchen kann ich das Gerät sowieso nicht. Aber das MAG60, das Schneiderton, das Dimafon oder eben das WL19-38 sind Geräte, die man wirklich äußerst selten noch findet und die auch zu tiefsten DDR-Zeiten sehr selten gewesen sind weil sie zumeist nur regional bekannt waren denn die Hersteller hatten keine professionelle Vertriebsschiene. Man wird kaum zwei völlig identische Geräte des gleichen Typs vorfinden weil der Handwerker stets in der Lage ist von jetzt auf gleich zu improvisieren. Und das war immer nötig wenn es irgendwelche Teile gerademal nicht gab. Die Geräte wurden ja +/- auf Bestellung gefertigt, also wirklich jedes Gerät auch auf Herz und Nieren geprüft ehe es dem Kunden übergeben wurde und hatte dieser gar Sonderwünsche - was nicht selten vorkam - dann konnten die natürlich auch umgesetzt werden. Hier kann man Ideen nachvollziehen, auch Irrwege erkennen die der Meister von damals wohl erst später bemerkte. Das sind für mich die weitaus wertvolleren = erhaltenswerten Gegenst?nde. Mit ihnen wird auch die Erinnerung an die damaligen Sch?pfer lebendig gehalten. Das unterscheidet diese Geräte von dem industriellen Massenbedarf. Freilich, auch dabei gab es Ausnahmen, doch es waren industriell produzierte Güter, egal wo, ob bei Krechlock, Velten, Hempel, Wolfram um nur Wenige zu nennen, kamen immer Stückzahlen. für den Binnenmarkt und auch für den Export!
Was ich aber nicht verstehen kann ist, daß einige ehedem namhafte Hersteller (West) ihre nicht eben unr?hmliche Vergangenheit nicht nur totschweigen, nein, teils regelrecht verleugnen! Warum? Heute will doch niemand mehr Garantieleistungen einfordern
Aber jetzt bin ich genug OT und mache Schluß. |
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