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Autor: michael48 Verfasst am: 15.05.2006, 15:19 Betreff: Messungen an Audion und Anodengleichrichter
Hallo, die Frage geht an die Röhrenmessexperten.

Wie kann man zweckig die erforderlichen dynamischen Eingangsspannungen und Ausgangsströme bei einem Audion und Anodengleichrichter messen, um den optimalen Schirmgitterwiderstand und Anodenwiderstand zu ermitteln?



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Autor: HTS Verfasst am: 15.05.2006, 16:21 Betreff:
Hallo Michael,

der Schirmgitterwiderstand und der Anodenwiderstand wird aus den Gleichstromverhältnissen im Arbeitspunkt und ohne Signal bestimmt. Die Ein- und Ausgangsspannungen ergeben sich durch den Verstärkungsfaktor und der effizienten Aussteuerung (Wirkungsgrad).



Gruß, Hans-Thomas


Autor: michael48 Verfasst am: 15.05.2006, 17:37 Betreff:
Das ist auf der einen Seite richtig. Auf der anderen Seite gibt es allein bei dem Audion keinen statischen Arbeitspunkt. Die negative Gittervorspannung wird durch den Koppelkondensator erzeugt, bzw. mithilfe der Gittergleichrichtung selbst von der Wechselspannung erzeugt. Die Gittervorspannung ist somit von der Eingangswechselspannung abhängig. Daher gibt es bei der Audionschaltung keinen festen Arbeitspunkt. Die Funktion ist wie bei einer Einweggleichrichtung. Der Kondensator speichert soviel Energie, dass eine Gittergleichspannung entsteht. Gäbe es keinen Gitterableitwiderstand, füllt sich der Kondensator so sehr, dass am Gitter keine Wechselspannung mehr entsteht. Der Gitterableitwiderstand muss dafür sorgen, das die zugeführte Ladung wieder abfliessen kann. Wird der Widerstand zu niederohmig gemacht, sind die Gleich- und Wechselspannungsänderungen zu klein. Wird er zu gross, kann die Ladung des Kondensators nicht genügend abfliessen und die Sinusb?gen der Wechselspannung werden mehr und mehr geglättet.

So wie es bei dem Gitterableitwiderstand ein Optimum gibt, verhält es sich ähnlich dem Anodenwiderstand. Die Anodenrichtspannung hat bei bestimmten Gitterwechselspannungen in Abhängigkeit vom Anodenwiderstand ebenfalls ein Maximum.

Es gibt nun eine Messanordnung mit der der Anodengleichstrom ermittelt werden kann und eine weitere Messanordnung dient zur Messung der Anodenstromrichtkennlinien.

Da ich mir eigentlich Pionierarbeit ersparen wollte, hoffe ich, dass jemand diese beiden Messanordnungen schon mal aufgebaut hat, um die Kennlinien aufzuzeichnen.


Autor: michael48 Verfasst am: 15.05.2006, 18:09 Betreff:
Eine Möglichkeit, jetzt erstmal schnell zu einem Ergebnis zu kommen, sehe ich darin, im Gitterkreis ein 3M-Ohmpoti und im Anodenkreis ein 500k-Ohmpoti zu schalten. Eine, mit 1 kHz modulierte, Hf-Spannung induktiv auf die Schwingkreisspule richten und die Widerstände so einstellen, dass das Signal laut und mit geringsten Verzerrungen im Kopfhörer zu hören ist. wäre da nicht noch die Option des Widerstandes des 2. Gitters. Denn ich habe es nicht mit einer Triode, sondern mit einer Pentode zu tun . . .


Autor: TipFox Verfasst am: 15.05.2006, 18:17 Betreff:
Dein Ansatz ist genau der, den ich immer verwendet habe - und der funktioniert auch immer :Wink:
Das Poti für den Gitterableitwiderstand brauchst Du kaum größer als 2M2 machen - die Wirkung ist erstaunlich gering im Gegensatz zum Anodenwiderstand.
Wenn Du ein Audion mit einer Pentode bauen willst, wirst Du doch sicher die Rückkopplung bzw. die Steilheit der Röhre über das G2 regeln wollen - also mit einem Poti zwischen +Ua und Gnd, Schleifer an G2. Hier schleifst Du nun ebenfalls ein Poti ein und kannst auch hier den optimalen Punkt suchen. Der in den Datenblättern angegebene G2-Strom ist ein Anhaltspunkt (nicht mehr) für den Potiwert ...
Zuletzt bearbeitet von TipFox am 22.10.2024, 09:06, insgesamt 2-mal bearbeitet


Autor: michael48 Verfasst am: 15.05.2006, 18:32 Betreff:
Hallo TipFox,

da es hier um die Messtechnik des Audions bzw. Anodengleichrichter geht, möchte ich die Rückkopplung im Thread zum Experimentier-Radio fortsetzen. Denn anfänglich wollte ich standardgemäß am Anodenpunkt rückkoppeln. Die g2-Variante klingt recht interessant. Doch nicht heute. Ich will mich die nächsten Tage noch weiter mit dem Audion theoretisch beschäftigten. Mal sehen, ob ich dann brauchbare Messungen in diesem Thread aufzeigen kann.


Autor: ultramar Verfasst am: 16.05.2006, 17:54 Betreff:
Also ich habe auch immer die empirische Methode wie TipFox gewählt, dabei aber fast immer den Gitterwiderstand bei 1MOhm belassen, dessen Veränderung bringt nicht viel.
Dann aber über Potis 1MOhm in der Anodenleitung und Spannungsteiler am G2 auf Verstärkung/Verzerrungsfreiheit eingestellt.

Gruß, Mart



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