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Freund Burkhard "wollte" doch mal ein paar seiner Schätzchen hier vorstellen : :
Ich bin sicher, daß das für sehr viele Leser von großem Interesse wäre. Dennoch gilt ein oder zwei Lanzen zu brechen um die "Schätzeisen" nicht ungerechtfertigt zu deklassieren denn dieser Eindruck kann hier sehr schnell aufkommen - wenngleich das sicher so nicht beabsichtigt ist.
Selbst besitze ich ja derzeit vier solcher Kisten - vergöttern tue ich nicht eine einzige denn für mich sind das unverzichtbare Helferlein, die ich nicht missen möchte.
für den "Reparaturalltag" ist so ein Gerät einem komplizierten Röhrenme?Gerät allemal vorzuziehen und ich möchte einfach sagen, je "primitiver" es zu bedienen ist um so effektiver kann man damit hantieren. Gehe ich mal von meiner Situation aus, so stellt sich für mich oft die Frage, aus einem Haufen von vllt. 30 gleichen Ausbau-Röhrlis die mit der anscheinend leistungsfähigsten Kathode zu selektieren. Ein "St?pselkasten" kommt dafür überhaupt nicht in Frage, nur ein Gerät bei dem ich die Fadenspannung auf einfache Weise per Schalter reduzieren kann. Die so gefundene "Nr.1" ist in einem Bruchteil der Zeit zu ermitteln die erforderlich wäre um ein Röhrli auf einem komplizierten Meßgerät durchzuchecken, bei dem ich gleichzeitig drei, vier, f?nf oder noch mehr Instrumente im Blick haben muß. Mein Favorit ist das RPG64, ein Apparat bei dem ich keine Klimmz?ge wegen fehlenden, falschen oder falsch gelochten Karten machen muß. Vorausgesetzt mir sind Sockelschaltung und Betriebsdaten des Pr?flings bekannt.
Einen unschätzbaren Vorteil haben freilich die Prüfkarten der Weidaer / Adenauer Geräte für mich: Auf denen sind die Sockelschaltung und die Daten angegeben - ob die immer zu der Röhre gehören deren Typ aufgedruckt ist, sollte man besser zweimal prüfen denn da erlebt man zuweilen böseste Überraschungen! So gesehen ist eben auch nur das System der Lochkartenprogrammierung idiotensicher, nicht aber die Karten an sich! Das Kartenfehler über die Jahre konsequent beibehalten wurden, kann ich so zumindestens für die Weidaer W18N bestätigen. Es scheint ein unüberwindbares Beharrungsvermögen dahinter zu stehen denn da man ja für das RPG4/3 die gleichen Matrizen benutzte wie für das W18, W18K und W18N hätte es doch wohl nicht sooo kompliziert sein können Fehler im Druckbild zu merzen - so möchte man meinen. Dem ist aber offenbar nicht so und ein Grund dafür ist m.E. in der ehemals eingeschränkte Nutzung dieser Geräte zu sehen. In der Reparaturwerkstatt hat sich kaum mal jemand der Mühe unterzogen, eine verdächtige Röhre zu prüfen - stattdessen nimmt man eine Pr?frühre aus dem Schrank und gut ist! Pr?frühren hatte man natürlich zuvorderst von den gegenwärtig modernen Typen liegen. Bestenfalls in den ersten Nachkriegsjahren war das illusorisch, da kam man sicherlich ohne ein RPG nicht gut zurecht.
Die in meinen Augen idealen Pr?f- und Meßgeräte für Uraltröhren sind die Kathometer D und UX des Leipziger Herstellers Kiesewetter. Dabei steht im Fordergrund nicht die simple Feststellung des absoluten Kathodenstromes sondern der Umstand, daß dieser Apparat in den zu reparierenden Empfänger direkt eingeschleift wird. Dazu besitzt er einen Spezialsockel welcher in allen zeitgenössischen Fassungen adaptiert werden kann. Die Röhre kommt nun auf das Pr?fGerät und kann im Betriebszustand, also unter realen Bedingungen, an allen Fassungskontakten me?technisch abgefragt werden. Ebenso können auch Kennlinien aufgenommen und Bauteile wie Widerstände und Kondensatoren ausgemessen werden. Als Spannungs- und Gleichstrommme?Gerät ist das Kathometer ebenfalls zu nutzen. Klein, leicht und überaus handlich - im verhältnis zu einem W16, W18, W18N, RPG 49 bis 70 tun sich da Welten auf. Also ein wirklicher Vielfachmesser mit praxistauglicher Genauigkeit.
Wie gesagt, der Zweck bestimmt den Einsatz und als Reparateur benötigt man nach meinem bescheidenen Verständnis kein Röhrenme?Gerät.
für einen Röhrensammler dagegen schaut das schon anders aus und erst recht für jemanden, dessen Hobby sich darin begründet kreativ die Möglichkeiten der Lampen auszureizen. So sehe ich auch Werners Baby. Es ist absolut entbehrlich - aber es macht nicht nur Spaß sowas zu bauen, es macht ganz sicher auch einen Heidenspa?, mit dem WRD zu arbeiten, zu sehen was geht, wo sind die Grenzen. Fragen, welche kein herkömmlicher Pr?fkasten beantworten kann; will er auch garnicht!
Eine Begebenheit aus vergangenen Jahren:
Ich hatte auf einen Hilferuf hin eine von meinen fabrikneuen TFK RE604 für 50 DM weitergereicht. Wenige Tage danach meldete sich der neue Besitzer und jammerte daß die Röhre auf seinem W16 gerademal am "Gut-Bereich" zu kratzen anfängt, sie also nahezu unbrauchbar wäre. Ich hatte keine Lust, dem Mann seinen Fetisch madig zu machen und so einigte man sich auf 20 DM. Was hätte ich auch davon gehabt, wenn die hier dann kaputt angekommen wäre???
Fakt ist, daß dieses Teil einwandfrei funktionierte, über keinen Vakuumfehler verfügte, eben NOS war. OVP selbstverständlich inbegriffen.
Wenn ich nun nicht gänzlich irre, so "prüfen" W16 und W18, ebenso W18K und W18N dieses Rohr mit Ua = 60 V~, Ug = 0 V denn mehr geht bei den Kisten eben nicht weil sie zum einen nicht die nötige Gittervorspannung bereitstellen können und zum anderen die Belastung der Anodenspannung bei 250 Volt das Gerät - wie gesagt, bei negativer Vorspannung von 4,5 Volt - in die Knie gehen ließe.
Mit meinem modifizierten RPG64 kann ich hingegen auch solche Stromfresser unter annähernd realen Betriebsspannungen prüfen denn ich kann bis 60 Volt neg. Gittervorspannung stufenlos regelbar anbieten und ebenso kann ich auch eine Anodenspannung von 250 Volt bereitstellen. Das geht bei serienmäßigen Geräten nicht! Der "Nachteil" meiner Umbauten besteht zuvorderst darin, daß meine "Me?werte" auf gleichartigen Geräten nicht reproduzierbar sind. Damit kann ich allerdings gut leben.
Doch wie eingangs schon bemerkt, für mich ist ein RPG auch nichts anderes als eine Wheatstoneme?br?cke oder ein URV. Etwas unförmiger und ggfs. aufwendiger gebaut doch eben auch nur einem Zwecke dienend und nicht der Zweck an sich zu sein. Nur manchmal überkommt es mich halt auch und da frickel ich dann mal wieder etwas an der Kiste rum
Es war DDR-Alltag, daß man seine diversen "Reparaturhelferlein" fast immer selbst zusammenlötete. Nicht nur KostenGründe zwangen dazu, auch die Verfügbarkeit praxisgerechter (Mobilität) Hilfsmittel war oft nicht gegeben. Zwischen prüfen und messen tun sich Welten auf - das darf man nie verwechseln. In der Praxis des Reparateurs sind einfache Pr?fmittel und -methoden jedem Me?platz vorzuziehen. Das steht nicht im Widerspruch zu der Tatsache, daß es auch im Reparatursektor zuweilen ohne exakte Me?technik nicht geht! |
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