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Ergänzung am 20.09.2012:
Wie wir seit geraumer Zeit wissen, handelt es sich bei diesem TB um eine eigenständige Nachentwicklung von Stern-Radio Rochlitz. Es hat nichts mit Wortklauberei zu tun, wenn ich hierbei nicht der Diktion von w. Eckhard und Jens Dehne folge, welche das Gerät, basierend auf Aussagen des ehem. Konstrukteurs, als Rochlitzer Eigenentwicklung bezeichnet haben. Auch die Staßfurter bezeichnen ja ihr MTG als reine Eigenentwicklung, eine Behauptung die ich so nicht akzeptieren kann da es bis zur Stunde keinen Beweis dafür gibt. Wohl aber gibt es Tatsachen und Indizien, welche diese recht verworrene Geschichte in ein anderes Licht stellen.
Schauen wir zurück, in das Jahr 1950, dann gibt es zu diesem Zeitpunkt in der gesamten staatlichen Industrie der DDR nur zwei Heimtonbandmodelle mit ''Serienreife'' wovon uns hier nur das BPG190 interessiert. Dieses Gerät wurde ganz gezielt für die Integration in höherwertige Tonmöbel entwickelt. Es vereint einen 78-er Plattenspieler mit magn. TA (Weiterbau des TO1001) und ein HalbspurmagnetbandGerät mit 19,05 cm/s Vorschub für 22-er ''Filmspulen'' auf einem pultfürmig abgewinkeltem Chassis geringstmöglicher Abmessungen. Das wird erreicht durch einen etwas eigentümlichen Bandlauf der den aufs engste zusammengerückten Spulen geschuldet ist. Diese wiederrum hat man aus Gründen der bestmöglichen Bedienbarkeit so eng zusammengestellt denn der Tonarm ist fest auf dem Chassis montiert! Der Antrieb des Magnetbandes erfolgt nach dem Omega-Prinzip, also Friktion durch größtmögliche Umschlingung der Antriebswelle. Da dieselbe ja auch den 12'' Plattenteller aufnehmen muß, ist ihre zentrische Platzierung zwangsläufig. Omegaantriebe in Vollendung kommen auf annähernd 270? Umschlingungswinkel - das BPG190 sollte mit weniger als 180? auskommen und da liegt der Hund begraben! Kurz und gut, es hat nicht funktioniert wobei einer der Hauptst?rfaktoren die Friktionsrolle resp. deren Gummibelag war.
Und erst an dieser Stelle beginnt das, was man eine Weiterentwicklung nennen kann und muß. Also weg mit dem Gummi und her mit der klassischen Andruckrolle. Was dabei herauskam heißt schlicht MTG19.
Dieses Ding mit seinem Plattenspielermotor funktioniert zwar prinzipiell, ist aber wegen des Winkelchassis nicht für den Einbau oberhalb eines Radios geeignet. Zudem zwingt dieses Antriebskonzept dazu, den schweren gu?eisernen 12'' Plattenteller auch bei Tonbandbetrieb aufzustecken denn er speichert die kinetische Energie dergestalt, daß dadurch die Massenträgheit des Antriebes erhöht wird, der fliehkraftgeregelte Asynchronmotor somit den stets vorhandenen Netzschwankungen nicht völlig wehrlos ausgesetzt ist. Anders ist eine akzeptable Gleichlaufkonstanz nicht zu gewährleisten.
In Staßfurt werkelte man in Anbetracht der unübersehbaren Unzulänglichkeiten an einem neuen Konzept, bei dem der Plattenteller nicht mehr mitbenutzt werden muß und welches mit einem Flachchassis versehen einen größeren Einsatzbereich im Tonmöbelsektor erschließen soll. Das MTG20 wird geboren.
Derweil können die Bed?rfnisse der Rochlitzer nach Lieferung von MTG-Chassis nicht näherungsweise befriedigt werden so daß man sich entschließt, selbst was auf die Beine zu stellen. Um nicht am Punkt Null anzufangen und wohl auch in Anbetracht der Tatsache, daß man gedachte späterhin auf Zulieferchassis zurückzugreifen, mußte die ÜbergangsLösung wenigstens von der Geometrie her identisch ausfallen. Also führt ein Rochlitzer Entwickler nach Staßfurt und zeichnet dort eines der neuen MTG20 ab. Bestimmte Komponenten wie das Subchassis des Entzerrers werden ebenfalls von Staßfurt übernommen bzw. zugekauft um einerseits eigenen Kosten zu sparen und andererseits eine möglichst optimale Austauschbarkeit zu sichern. Auch die Schaltung kann so direkt übernommen und im Anschluß natürlich ein wenig modifiziert werden.
Das ist vordringlich, da die Rochlitzer unbedingt einen HF-Löschkopf vorsehen. unausgegorene Konstruktionsdetails lösen sie bei ihrem, als 7E84 bezeichnetemGerät auf etwas eigenwillige Weise.
An dieser Stelle versuche ich mal eine etwas genauere Beschreibung des intern als MTG-01 bezeichneten Apparates zu geben.
Eingebaut wurde dieses Chassis in den großsuper 7E84 des damaligen VEB Stern-Radio Rochlitz.
Das Gerät 7 E 84 beinhaltet also die Schatulle mit dem oberseits eingebauten MTG und dem darunter angeordneten Vorstufensuper 7 E 81.
Es sind bisher nur drei erhaltene Exemplare aus dieser Baureihe bekannt. daß es sich dabei auch gleich noch um zwei, mindestens elektrisch unterschiedliche Ausführungen handelt, gibt der Sache noch einen besonderen Reiz. Freilich auch einen zusätzlichen Unsicherheitsfaktor!
Eine exakte Terminierung der Bauzeit ist uns deswegen nicht mit Sicherheit möglich. Wirmüssen von einem Zeitfenster zwischen 1951 und maximal 1953 ausgehen.
Das Chassis selbst wurde mit größter Wahrscheinlichkeit im damaligen VEB Stern-Radio Stassfurt gebaut.
Das Gerät gilt als Vorläufer der späteren MTG20-Serien mit denen es aber, wie ein Blick unter die Deckplatte zeigt, fast keine Gemeinsamkeiten besitzt.
Die Geschwindigkeit beträgt im Mittel 78Upm und resultierend daraus, auf Grund der übergroßen Tonrolle, ergibt sich ein Bandvorschub von 19,05 cm/sek.
Als Antriebsorgan wurde ein ReihenSchlußmotor fliehkraftgeregelter Asynchronmotor mit integriertem Winkelgetriebe verwendet, wie er unter anderem auch schon aus den ersten elektrischen Plattenspielern der Drei?iger Jahre bekannt ist. Die Drehzahlregulierung im Bereich von ca. 70 bis 90 Upm erfolgt mittels verstellbarem Reibbelag der auf eine durch Fliehgewichte verschiebbaren Bremsscheibe arbeitet. Das Prinzip stammt noch aus der Dampfmaschinenzeit, hat sich also seit Jahrhunderten bewährt.
Der Motor treibt desweiteren je einen Rundriemen für die beiden Wickeltriebe, wobei der Riemen für den Aufwickeltrieb zur Drehrichtungsumkehr gekreuzt ist.
Ein Hammer ist der Betriebsartenschalter. Mit Hilfe eines Kettengetriebes wird eine Nockenwelle betätigt. Diese, sowie die dazugehörigen SchaltElemente sind bauartgleich mit den entsprechenden Teilen der Stassfurter 5U63 und ähnlicher Empfänger. Es ist nur logisch, daß in den Staßfurter MTGs und späterhin auch in den im Werk Thalheim montierten MTGs sowohl diese Schaltorgane als auch der gesamte Entzerrerblock als elektromechanische Baugruppe in allen diesen Geräten verwendet worden ist. Näheres dazu bitte den folgenden Bildern entnehmen.
Das voranstehende Bild zeigt die Ansicht von hinten auf den Elektronikblock. Aus dieser Perspektive sieht das Gerät erfreulich aufger?umt aus - wir wissen daß das t?uscht.
Dieser Block ist mit drei Brückenstützen und unter Zuhilfenahme entsprechender Gummi-Metall-Elemente am Chassis elastisch aufgehängt. Oben schaut noch ein Stück der Nockenwelle heraus, die sich im Inneren über die gesamte Höhe fortsetzt. Der Entzerrer arbeitet mit einer EF12, für den Generator kommt, wegen der größeren Belastbarkeit, eine EF14 zum Einsatz.
Links vorne, dieses lange R?hrchen, ist der Mikrofoneingang. Hier wird zeitgemäß eine Standard-HF-Buchse verwendet wie sie in der Me?technik üblich ist. Rechts vorne geht die Anschlußleitung des Tonarmes ab. Zuletzt bearbeitet von MGW51 am 23.09.2012, 13:59, insgesamt 4-mal bearbeitet |
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