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Liebe Freunde,
ich will niemandem den Spaß nehmen, denn die Geschm?cker sind hernieden zuweilen anders und verschieden - so frei nach Wilhelm Busch - und das trifft eben nicht allein auf kulinarische Gen?sse zu.
Was meine abwertend erscheinende Kommentierung zu "den Fernsehzuschauern" angeht, so beziehe ich mich dabei auf den Umstand, daß mir diese Art der Ausscheidung nicht bekannt war. Nun wurde ich ja aufgekl?rt. daß solche Art der "Meinungsforschung" erwiesenermaßen keine ist sondern schlicht einer Meinungsmache gleichkommt sollte bekannt sein. Klar, es geht nur um eines - um Geld. Viel Geld! Das abzugreifen ist jedes Mittel genehem. Glaubst Du ernsthaft, daß es in der Hand der Zuschauer liegt, welche Inhalte über den Sender gehen? Nein, natürlich bist Du nicht so blauäugig! Der Zuschauer kann also nur aus dem wählen, was man ihm zur Auswahl vorsetzt. Ich wage nicht, mir vorzustellen, was da aufgefahren wurde
Nein Jürgen, da regt sich vehementer Widerspruch in mir! Es sind die Medienkonzerne welche jeden Sendeinhalt bestimmen und zwar so, daß er die meiste Kohle hereinbringt und um das zu schaffen, muß der Kreis der Zielpersonen systematisch manipuliert werden. Das beginnt in der Schule, indem das Bildungsniveau kontinuierlich heruntergeschraubt wird. Auf diese Basis läßt sich problemlos aufsetzen und vor allem die "niederen Instinkte" ansprechen und fürdern. Nun gut, das ufert jetzt schon gehörig aus
zurück zu dem was man gemeinhin als Kunst bezeichnet. Extremszenarien wie von Dir angesprochen gibt es ja tatsächlich, glücklicherweise bleibt das Theater eines so degenerierten Provinznestes wie Görlitz davon verschont. Das empfinde ich nun gewiß nicht als Mangel Gleichwohl dreht sich mir der Magen um, wenn ich sehe wie mit kulturellen Einrichtungen umgegangen wird, wie sie systematisch plattgemacht werden. Ich kann das immer nur aus meinem unmittelbaren Umfeld erkennen, dort wo ich auch noch ein paar Hintergründe erfahre. grundsätzlich bin ich "moderner Kunst" nicht unbedingt verschlossen - eine "elit?re Einstellung" ist da wohl doch ein Stück zu hoch geschossen - meine Ansprüche an gute Unterhaltung mögen aber wohl so ganz neben der Spur auch nicht sein. Dieses erfuhr ich vor einiger Zeit, als ich in der Landskron-Brauerei verweilte. Nicht um mich zu betrinken, sondern um von einem angekündigten Künstler auf am?sante Art unterhalten zu werden.
Nichts gegen meine liebste Brauerei, man gibt sich dort wirklich Mühe...
So schnell werde ich mich dahin doch nicht mehr verlaufen. Der Grund ist zuallererst das für meine Begriffe unzureichende Ambiente.
Der angekündigte Künstler kam auch. Es handelte sich um diese irgendwie misslungene Kopie des Fernandel - ich glaube, mehr Beschreibung bedarf es nicht um zu erkennen wen ich meine. Er brachte also noch einen Begleiter mit, der von mir weitaus bessere Noten erhielt. Um es kurz zu machen, die Begeisterung hielt sich bei nahezu allen Anwesenden doch eher in Grenzen. Das Programm als solches wurde durch die Thematik von unterhalb der G?rtellinie dominiert. Jedenfalls ist nicht nur mir ein einziges Thema + dem persönlichen Erscheinungsbild eines Mimen einfach viel zu wenig - tragisch, wenn der Betreffende da nicht selber draufkommt. Naja, ich hatte einen Platz in der ersten Reihe und konnte so auch wirklich gut erkennen was gespielt wird. Klar, ein paar Brüller hatte es schon gegeben - ich habe sie aber leider vergessen. Mein Fazit: Es war die 25 Euronen einfach nicht wert! Doof wie wir nunmal sind, haben wir die Karten lange zuvor gebucht und bezahlt gehabt. An der AK wären wir schon mit 5 Euronen dabei gewesen!!! Es hatte sich also bereits in der Stadt herumgesprochen, was da an dem oder den Vortagen geboten wurde. So haben vllt. gerademal geschützte 120 Zuschauer dieser Vorstellung beigewohnt. Von der Stadthalle her bin ich das zehnfache gew?hnt! Aber diese Halle wurde ja systematisch in den Bankrott gefahren. Kurz vor der Jahre zurückliegenden Schließung hatte ich dort noch das Vergnügen, einem Gastspiel von Helge beizuwohnen. Ein anderes Format, sowohl mental als auch inhaltlich, eben Oberliga statt Kreisklasse. Das Ambiente allerdings hatte auch dort mir einen Schock versetzt, doch ich habe es überlebt Eine Kommune, die sich als Kulturhauptstadt Europas bewirbt und im gleichen Zuge einen solchen Kulturtempel sehenden Auges verfallen und einen weiteren, baulich völlig intakten, zu Gunsten eines riesigen Fre?- und Klamottenmarktes inmitten der Stadt abreißen läßt, so eine Kommune sollte eigentlich für derartige Eskapaden mit einer Strafzahlung belegt werden! Klar kostet alles Geld - vor allem wenn 15 Jahre an einem Bau überhaupt nichts getan wird! Fairerweise muß auch gesagt werden, daß ein bedeutender Sanierungsbedarf bereits 1990 geerbt worden ist! Der allerdings ist nur Eingeweihten bekannt gewesen weil er äußerlich nicht sichtbar war.
Beide Ereignisse verbindet etwas: Die Akteure legen es darauf an, ihre Gäste zu unterhalten und natürlich auch zu provozieren. Anders, also ohne gewisse Provokation des Publikums ist es einem Komiker nahezu unmöglich, 90 Minuten Programm am Stück zu machen. Eine Theaterauff?hrung, sei es Schauspiel oder Musiktheater, lebt zuerst von vielen Akteuren und Bühnenbildern. Sie setzt so eine Passivität des Publikums voraus und diese wird auch gewährt, wenn nicht etwas völlig aus dem Ruder läuft, eine Inszenierung kaputtmodernisiert wurde was schlimmstenfalls das fluchtartige Verlassen des Zuschauerraumes ausl?st. So weit kam es in Görlitz noch nie, wohl weil die Intendanten bisher nicht experimentierfreudig genug waren : : :
Freilich gibt es auch "EinpersonenStücke", in denen man auf jegliches Bühnenbild verzichtet und als Staffage maximal ein Tisch mit Stuhl ausreicht. Damit sowas funktioniert, der Zuschauer über die Zeit gefesselt wird, braucht es tragfähige Inhalte und die persönlichkeit des Darbietenden. Beides hat eben nicht jeder - und die die sie habenmüssen verflixt aufpassen, daß sie sich nicht selbst auf Verschleiß fahren (lassen).
Also, ich will keinem der Akteure ein gewisses Talent absprechen - die Art sich zu verkaufen muß jeder selbst festlegen - mir hat es eben nur im Saldo überhaupt nicht gefallen. So einfach ist das.
Womöglich gehe ich auch mit gänzlich falschen, überzogenen Vorstellungen zu so einer Veranstaltung bzw. schaue mir eben so ein Video an. Das r?ume ich schon ein; meine Erwartungshaltung, resultierend aus diversen "Botschaften" vorwiegend der Tagespresse entnommen, bekam eine heftigen Schlag "mit dem Knüppel vor den Kopf".
Lieber Jürgen, warum bittesehr sollte ich mir auch noch andere Beiträge anschauen/anhören? Ich will doch nicht die eine Darbietung gegen die Mitbewerber aufrechnen. Das Ding ist gegessen, ich finde es halt als Preisgewinner absolut nicht angemessen, weil das meine Vorstellungskraft übersteigt - ohne daß ich mir erlauben würde, einen Gegenkandidaten vorzuschlagen. Meine Favoriten sitzmüssen nunmal in einer anderen Straßenbahn...
Kulturschock - damit hast Du es getroffen! |
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