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Lieber Hajo, liebe Leser,
der gezeigte Apparat ist meines Wissens nie produziert worden. Zudem gibt es mindestens noch ein weiteres, ähnliches Modell von Kraly aus der gleichen Zeit.
Interessant ist aus meiner Sicht die Umsetzung unter R?ckgriff auf die etablierte 4-Drucktasten-Bedienung der AEG K4 mit der sich der Schnellvorlauf durch gleichzeitiges Betätigen von Rücklauf- und Wiedergabetaste einschalten läßt. Die frontseitige Integration der Bedientasten weckt Assoziationen an die gut drei?ig Jahre später kreierte Kombination eines eher primitiven, transistorisierten Mittelsupers mit einem Toplader Kassettenteil: Prominent Duo. Ein grottenschlecht zu bedienendes Gerät mit sehr müßigen - um nicht zu sagen unterirdischen - Empfangs- und Klangeigenschaften.
Kraly hat versucht, das derzeit machbare zu zeigen indem er einige Messemodelle fertigte. Damals war es noch üblich und möglich, irgendwelche Ideen umzusetzen und auf der Messe zu präsentieren um so den Kreis möglicher Interessenten zu erkunden. später dann ging das nicht mehr und es durften nur noch solche Gerätschaften ausgestellt werden, die bereits in Serie produziert oder aber mindestens ihre Serienreife unter Beweis gestellt hatten, beispielweise durch eine erfolgreiche Nullserie.
Die Geräte von Kraly können nach meiner Auffassung keine wirklichen Heimtonbandgeräte sein weil sie mit allergrößter Wahrscheinlichkeit mit mindestens 38,1 cm/s Vorschub arbeiten; anders ist es nicht erkl?rbar, daß ein "annähernd linearer Frequenzgang bis 9 kHz" erreicht werden konnte. Es gab zu dieser Zeit bestenfalls C-Band. Auch der Westen hat m.W. 1948 noch nichts besseres gehabt.
Alleine aus dieser Erwägung würde ich diese Apparate als semiprofessionell klassifizieren - ein Begriff der erst Jahrzehnte später erfunden wurde - und dabei dürfen wir auch getrost davon ausgehen, daß diese Geräte mit VollspurKöpfen bestückt sind denn HalbspurKöpfe gab es 48 noch nicht! Zudem - man schaue sich den wilden Wickel an - hat Kraly offenbar probleme mit der Bandzugsteuerung gehabt und damit scheidet auch ein umdrehen des Wickels grundsätzlich aus. Die gut erkennbaren 20-er Mitteldorne nehmen AEG-Wickelkerne auf - Doppelflanschspulen waren 48 noch nicht erfunden - und der Kopfträger ist aller wahrscheinlichkeit austauschbar.
Das alles sind sowohl einzeln und erst recht zusammengenommen Merkmale, welche für AmateurGeräte vollkommen untypisch sind.
Zudem war ein solcher Preis alles andere als marktfähig.
überaus wertvoll ist die Aussage zu den geforderten Teilelieferungen als Voraussetzung für die Fertigung sio eines Apparates. Damit wird ein bezeichnendes Licht auf die hierzulanden extreme Mangelsituation im Jahre Drei nach dem Ende des Tausendjährige geworfen. Es sind gerade solche Offerten, welche mehr als jedes noch so fantastische Datenblatt, dabei helfen den spätgeborenen einen kleinen Einblick in die zeitgenössischen Widrigkeiten zu erhalten.
Danke Hajo, daß Du dieses interessante Dokument ausgegraben hast! |
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