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Irren ist menschlich - so verwundert es mich nicht, daß auch ich immermal mit teils gar abstrusen Behauptungen - nicht Fragen - konfrontiert werde.
Eine dieser Behauptungen erreichte mich vor nicht allzulanger Zeit von einem mir nicht bekannten User. Er war oder ist vielleicht sogar noch von seiner Ansicht überzeugt, daß die Weltklang-KofferGeräte aus einer volkseigenen Kofferfabrik stammen
Was soll man zu soviel blühender Fantasie noch sagen? Mir fällt da nichts mehr ein und am Telefon hatte ich es aufgegeben.
für all jene, welche wirklich an echten Tatsachen interessiert sind, hier nochmal in aller Deutlichkeit und zum sacken lassen:
Die Marke "Weltklang" gehört(e) einem Markneukirchen/Klingenthaler Unternehmen der Instrumentenbauerzunft. Das Markenzeichen selbst - heute nennt man das auf Neudeutsch Logo - erfuhr in den zurückliegenden Jahrzehnten mehrfache wandlungen, was ja auch durchaus nicht ungewöhnlich ist. Bereits in meinem 2006-er Beitrag wies ich darauf hin, daß das Markenschild in meinem KofferGerät ein wenig anders gestaltet ist als ich es bisher kannte. Warum, das interessiert in dem Zusammenhang herzlich wenig. Wichtig ist es dagegen zu erkennen, daß sowohl der Schriftzug selbst als auch die stilisierte Weltkugel auf allen mit Weltklang gezeichneten Instrumenten und Schriften in ebendieser Anordnung vorhanden sind. Ob der Rahmen drumherum nun rundoval oder in Rautenform ausgeführt bzw. sogar gänzlich weggelassen wurde, ob ein metallener Schriftzug mit einem Abziehbild kombiniert oder anstatt der Metallplakette nur ein Pr?gestempel resp. im Umdruckverfahren aufgebrachtes Markenzeichen vorhanden ist, das alles sind Dinge die im Grunde irrelevant sind denn sie wurden zu ihrer Zeit von oder durch äußere Einfl?sse bestimmt.
Schlimm empfinde ich allerdings die zunehmende Oberfl?chlichkeit einiger "Sammler" - deswegen in Gänsefüßchen, weil sich ein wirklicher Sammler nämlich mit oberflächlicher Betrachtung einer Sache NIE zufriedengeben wird.
Ich will hier keine Gräben aufrei?en und auch niemanden diskriminieren - wem es Spaß macht, der mag ruhig alles sammeln was ihm in die F?nge Gerät! So einen Fall mit mehr als 7 Tsd. Objekten hatten wir ja auch schon. Doch dann sollte er auch so viel Schneid mitbringen sich und der Welt einzugestehen, daß ihm sein +/- fetter Geldsack zwar alles mögliche ermöglicht was man mit Geld heranschaffen kann - aber auch nicht mehr!
Wenn sich also in so einem Koffer mal ein Zettelchen von einer "Kofferfabrik" anfindet, dann wohl nur aus einem Grunde: dort hat man dieses K?fferchen repariert! Bestenfalls wurden dort auch diese K?fferchen gebaut, wobei ich das nicht glauben will denn es handelt sich bei allen mir bekannten WELTKLANG Grammos um Holzkoffer und diese wiederrum wurden seinerzeit wohl ausschließlich in der Etuisfabrik Eisenberg gefertigt. Genau wie die Koffer der Tonbandgeräteserien BG19 und Smaragd und sicher noch weiterer Modelle. Die Kofferfabriken, welche klassische Handkoffer fertigten, nutzten als Material für die Halbschalen "gehörtete Pappe". Das ist kein Zelluloseprodukt sondern wird in hohem Maße aus Kollerstoff hergestellt. große gute Koffer erhielten auf der lackierten Au?enseite Sto?ecken aus Echtleder und ebensolche Kantensch?tzer aufgenietet. zusätzlich wurden zwei umlaufende Hartholzleisten angebracht um das Bauchen zu vermeiden. Kleinere Koffer wurden aus einfacher Hartpappe gepreßt und bekamen außen eine optische Aufwertung in einer Prägung die echter Lederstruktur nachempfunden wurde. Dann noch in Dunkelbraun lackiert und fertig ist der "Lederkoffer"
Ebenso lächerlich ist die immer wieder vorgebrachte Behauptung, die Grammophone seien mit Leder bekleidet Welch ein Irrsinn! Wissen die Menschen heute nicht mehr was Leder ist, wie es aussieht, sich anfühlt? Es ist beschämend - naja, wenn es Ihbee-Anbieter sind muß man sich über nichts wundern!
Wenn ich eingangs darauf verwies, daß diese Marke einem Betrieb der Instrumentenbauergemeinschaft Klingenthals zuzuordnen ist, so will ich das nicht als eine Art Genossenschaft verstanden wissen. Vielmehr ist es so, daß in dieser als Musikwinkel bekannten Region einst sehr viele kleine Handwerksbetriebe mit dem Instrumentenbau - wozu auch der Sektor der mechanischen Musikinstrumente zu rechnen ist - befa?t waren. Nach und nach schlossen sich die Betriebe zusammen bzw. wurden zusammengeschlossen. Das ist nicht grundsätzlich negativ belastet denn es ist Fakt, daß nur dadurch dieses Handwerk so lange überleben konnte. In anderen Gewerken ist das ähnlich! Der Niedergang traditioneller Handwerkskunst ist dagegen nichts anderes als eine der Folgen kapitalistischer Raffgier denn Ausbildung kostet Geld und so sucht man besser nach primitiven Lösungen, welche von billigen Hilfskr?ften umgesetzt werden können.
zurück zum Grammo:
Was macht die Festlegung auf eine konkrete Fertigungsstätte so schwierig?
Nun das ist alleine schon der Umstand, daß diese Grammos offenbar nicht für den Binnenmarkt gefertigt worden sind! Diese Behauptung untersetze ich damit, daß mir diese quietschbunten Schachteln nicht mal ansatzweise als im seinerzeitigen Musikalienhandel präsent erinnerlich sind! Da es bis in die 60-er Jahre in meiner Heimatstadt Görlitz mindestens ein gutes halbes Dutzend solcher privaten EinzelhandelsGeschäfte neben den zwei oder drei Ladenlokalen der staatlichen Handelsorganisation gab, würden mir mit Sicherheit solche bunten Kisten aufgefallen sein. Es gab ja auch noch andere, ganz "normale" KofferGeräte in der klassischen Bauweise wie sie z.b. auch der Electrola-Koffer zeigt. Diese waren aber immer nur schwarz bespannt und mit einem Billardgrünen Teller versehen.
Dem Umstand geschuldet, daß die Weltklang Geräte für den Export gefertigt wurden ist es zuzuschreiben, daß es keinerlei Fabrikschilder daran zu finden gibt. Nichtmal Fertigungsnummern konnte ich entdecken. Die einzigen Trittsiegel sind neben dem Markenzeichen der DAMG-Stempel und die stilisierten Klavierrollen. Zuweilen taucht so ein Gerätchen mal in ostdeutschen Gefilden auf. Auch das ist nicht ungewöhnlich - der Werksverkauf ist bittesehr keine Erfindung des Westens! Das gab es bei uns schon immer und auf diesem Wege wurden Exportartikel an die Belegschaften abgesetzt, welche aus unterschiedlichsten Gründen vom Importeur nicht abgenommen = zurückgewiesen worden sind. Darunter können durchaus auch Exemplare der Auslaufproduktion fallen denn wie wir wissen, sind diese Koffer zwar offenbar alle mit dem gleichen Motor, Tonarm und Schalldose versehen, aber die Abschaltvorrichtung ist sehr verschieden.
Ein Ebayer wollte gar eine automatische Anlauffunktion entdeckt haben - naja, wer nichtmal weiß wie der Tonarm aufzusetzen ist und wie eine Tellerbremse funktioniert, wird wohl mehr solcher epochalen Erkenntnisse breitstreuen |
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