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!Historie: Transportgeschwindigkeiten - "Normen"
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MGW51
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Beitrag1/1, Verfasst am: 31.10.2022, 14:47   

Betreff:   !Historie: Transportgeschwindigkeiten - "Normen"
Zusatz:       Bandgeschwindigkeit in Bezug zum Bandmaterial
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Ein mir weiter nicht bekannter Leser unseres BG19 Buches wies mich auf ein im Netz vorhandenes Video hin, welches ein gar schrecklich jaulendes BG19 zum Inhalt hatte. Dessen Autor berichtet dort unter dem Titel "BG19/2 nach über 20 Jahren wiederbelebt" und beleidigt damit die Ohren jedes Hörenden zutiefst. Nein, wenn diese Geräte jemals so abscheuliche Geräusche erzeugt hätten, wären sie nicht produziert worden denn sowas hätte kein Mensch gekauft!

Zufällig ist neben dieser tonalen Entgleisung ein weiteres BG19-Video aufgeführt und da mir dieses Gerät nicht nur rein optisch gut bekannt ist, habe ich auch dort mal reingehört. Warum der Gerald für diese Präsentation ausgerechnet auf ein Band mit anderer Geschwindigkeit zugriff, kann nur er selbst wissen. Ich bin mir sicher, daß er auch über genug Aufnahmen mit 19,05 cm/s verfügt.
Aus seiner Kommentierung entnehme ich aber ein gewisses Unverständnis bzgl. der existierenden bzw. einstmals praktizierten Bandvorschübe und möchte dazu etwas vor dem Vergessen niederschreiben.

Grundsätzlich muß man festhalten, daß es verschiedene Transportgeschwindigkeiten im Tontechniksektor der Magnetbandära gibt und nur wenige sich als "Standard" etabliert haben. Begonnen hat alles mit einem Bandvorschub von 1.000 mm/s und zum Ende der magnetischen Tonspeicherung sind wir schließlich bei nur 12 mm/s gelandet. Diese Werte gelten für den linearen Vorschub am Spalt.

Die kontinuierliche Verringerung der Transportgeschwindigkeit hat neben dem Drang zu immer längeren Speicherzeiten auf einem immer kleineren und damit besser händelbaren Medium auch einen Bezug zur stetigen Weiterentwicklung des Tonträgers für den Konsumerbereich, der sich eklatant auf die Preisgestaltung auswirkte.
Da im Sektor der Heimelektronik die größten Margen zu erzielen sind, konkurrierten unendlich viele Hersteller um entsprechende Marktanteile.

Beginnen wir beim Wahldresdner Fritz Pfleumer und seinem weltweit ersten gebauten Magnettonbandgerät überhaupt. Er nutze das von ihm erfundene "Singende Papier" als Tonträger in einer Zeit, als anderorten tonnenschwere Stahlbandmaschinen dominierten. Diese sind technisch in keinster Weise mit den modernen Magnetbandgeräten seit Pfleumer vergleichbar, wenngleich das Prinzip der Schallspeicherung - wie auch beim Stilleschen Tondrahtgerät - auf der Magnetisierung eines aufwickelbaren Trägers beruht.

Pfleumer wählte also 100 cm/s als Arbeitsgeschwindigkeit und es darf davon ausgegangen werden, daß er damals nicht in Berechnungen über den Bezug der Spaltweite zur real auzuzeichnenden Wellenlänge versunken war. Vielmehr ergaben die vorhandenen oder verfügbaren Komponenten aus der Kinomaschinentechnik diese gut merkbare Größe.

Einige Jahre danach, als es gelungen war ein erstes Celloband zu fertigen, wurden die zur weiteren Erprobung nötigen Bandmaschinen für eine Geschwindigkeit von 80 cm/s konstruiert; wenig später legte man sich auf 77 cm/s fest. Diese Größe resultierte aus der Drehzahl der verfügbaren Tonmotore und deren metrischem Wellenmaß.
Der etwas später in den Gerätebau eingeführte Synchronmotor bekam ein Wellenende verpaßt, welches auf einen "krummen" Wert geschliffen ist - die Tonwelle förderte von da an exakt 76,2 cm/s Magnetband und diese Geschwindigkeit erlaubte auch eine, zu seiner Zeit qualitativ unübertreffliche Tonaufzeichnung in ebenso bisher unerreichter Dynamik, wozu auch das modernisierte Magnetband des Typ C seinen entscheidenden Teil beitrug.

Ein Manko blieb der weiterhin immense Bedarf an Bandmaterial, was einer mobilen Anwendung dieser Technik sehr enge Grenzen setzte. Weiterentwicklung der Köpfe und anderer elektrischer Komponenten ließ dann die Möglichkeit zur Halbierung des Bandverbrauches und damit zur Verkleinerung der gesamten Anlage zu. Die neue Geschwindigkeit, 38,1 cm/s, hatte sich in kurzer Zeit für Jahrzehnte als DIE NORM für die internationale Magnetbandbranche etabliert.
In der täglichen Anwendung im Tonstudio macht es einen erheblichen Unterschied, ob eine Aufzeichnung mit 76,2 oder nur mit 38,1 cm/s unhörbar gecuttert werden muß! Gleichwohl ist dieser Standard inzwischen unsterblich.

Nun gibt es immer irgendwelche Tüftler, die auf der Suche nach neuen Wegen bestehende Korridore verlassen. Einer dieser Spezialisten war Ing. Elz in Austria, der neben einer Wiederbelebung des Papiertonbandes auch einige Maschinen mit der sonderbar anmutenden Vorschubgeschwindigkeit von 33 cm/s konstruierte. Weder das "NIWE-Band" noch die "RADIONE" Magnetbandgeräte konnten auf Dauer am Markt bestehen. Bei letzteren kommt noch hinzu, daß die genannten 33 cm kein Fixwert sondern der Mittelwert für die zwischen 31 und 36 cm/s frei regelbare Transportgeschwindigkeit sind. Warum wählte Elz nicht gleich 38,1 ? Meine Vermutung ist, daß er den langsameren Lauf bewußt nahm, um mit dem NIWE-Band (welches erheblich dicker als C-Band ist) eine vergleichbare Spieldauer zu erzielen. Wie gesagt, ich weiß es nicht!

Wie ging es weiter?
Für die breite Akzeptanz im Heimbereich waren auch 33cm noch viel zu schnell und viel zu unhandlich, was die Größe des Tonträgers betrifft. Erst die allseits bekannte Doppelflanschspule ebnete den Weg ins Wohnzimmer. Doch auch dabei ging es nicht glatt, es war eher eine Berg- und Talfahrt; dazu später.

Einer der unvergessenen Tüftler, unser Ursachse Alfred Donner, war auch ein guter Kaufmann und erkannte schnell, daß neben dem Klangerlebnis auch die Spielzeit entscheidend ist um einen Interessenten zu überzeugen. Einige seiner wenigen Fertigapparate sind für die wenig gebräuchliche Geschwindigkeit von 25 cm/s konzipiert. Nun sollte auch Klarheit darüber herrschen, wie die von Gerald als etwas dubios eingestufte Bandaufnahme mit großer Wahrscheinlichkeit entstanden ist. Nicht auszuschließen ist aber auch ein Donnersches Bausatzgerät oder ein kompletter Eigenbau eines begeisterten Enthusiasten.

Um 1949 entstand das erste Baumuster des späterhin als BG 190 zur Legende gewordenen Kleinstmagnetbandgerätes unseres verehrten, viel zu jung verstorbenen, Friedrich Knochenhauer. Diese Konstruktion verkörperte zu ihrer Zeit den Welthöchststand, denn nie zuvor hat es jemand für möglich gehalten, mit einer so einfachen, aber grundsoliden Konstruktion eine derartige Qualität hervorzubringen. Das Einmotorenkonzept war eine Revolution in der Geschichte des Gerätebaues. Damit wurde der Grundstein für Generationen von Heimbandgeräten gelegt - nur an gutem Bandmaterial mangelte es; auch ein Tribut des verlorenen Krieges!

Die 19,05 cm/s sind legendär und haben bis in die letzten Tage der Gerätefertigung Bestand gehabt. Bei Musikliebhabern werden sie noch heute als "Studiogeschwindigkeit" genutzt.

Annähernd zeitgleich mit der Etablierung der 19er wurde auch die 4er, exakt 4,76cm/s, zur kommerziellen Nutzung mit dem archaischen C-Band hierzulanden eingeführt. Allerdings nicht als Musikmaschine sondern, in Verbindung mit Vollspuraufzeichnung, als "Zugmeldespeicher" mit Endlosbetrieb genutzt. HaJo konnte so ein Stück Technikgeschichte vor einigen Jahren ergattern. Diese langsame Geschwindigkeit erlaubte die kleinstmögliche Spulengröße bei der zwingend notwendigen Speicherzeit in ausreichender Sprachverständlichkeit.

Weniger als zehn Jahre seit der Konstruktion des BG 190 waren vergangen, da präsentierte das MGW ein ferngesteuertes Diktiergerät. 1958 kam das "Diktina" mit der Typbezeichnung BG21 auf den Markt. Es hatte die Aufgabe, möglichst viele Diktate bei klarer Sprachverständlichkeit aufzeichnen und wiedergeben zu können. Mit 19 cm war da kein Blumentopf zu gewinnen denn zu dieser Zeit war nur das übliche 50µm Normalband verfügbar. Allerdings konnte schon auf den hartmagnetischen Typ CH zugegriffen werden, dessen akustische Vorteile auf dem Diktina allerdings nicht zum tragen kommen. Da das Frequenzband bewußt eingeschränkt wurde, konnte man die Transportgeschwindigkeit weiter verringern und wählte hierfür ein Drittel von 19,05 = 6,35cm/s aus. Wenn wir uns zurückversetzen sind wir auch bei der Bandbreite des Magnetbandes auf 6,35 gelandet - allerdings in dem Falle mm! Jahre später wurden daraus 6,25mm Breite.

Nahezu zeitgleich mit Diktina brachte das Fernmeldewerk Leipzig sein KB 100 auf den Markt. Die Konstruktion war um vieles moderner als das was aus dem MGW kam und so brillierte KB 100 mit den zwei Normgeschwindigkeiten 9,53 und 4,76 cm/s - wenngleich noch immer kein optimales Bandmaterial hierzulanden verfügbar war.

Viele Jahre später wurden mit den TESLA B4 und dem BRG Qualiton M8 die einzigen beiden Gerätefamilien in Ostelbien vertrieben, welche auch über 2,38cm/s verfügen. Die einheimische Geräteindustrie hatte zu der Zeit längst die Segel gestrichen!

Schauen wir hingegen nach Westdeutschland, so ging dort die Entwicklung bei UHER / ASSMANN noch einen Schritt weiter und endete erst bei 1,2cm/s für das klassische Magnetband.

Zusammengefaßt existieren seit Pfleumer folgende Transportgeschwindigkeiten:

100cm/s - 80cm/s - 77cm/s - 76,2cm/s - 38,1cm/s - 33cm/s - 25cm/s - 19,05cm/s - 9,53cm/s - 6,35cm/s - 4,76cm/s - 2,38cm/s - 1,2cm/s.

Die international gebräuchlichen Werte hier fett markiert.

Obgleich Fritz Pfleumers Demonstrationsgerät keine Auflage erfahren hatte und mir keine Typnachweise für andere Maschinenkonstruktionen der Frühzeit vorliegen, setze ich die 100cm/s an den Beginn der Entwicklungsreihe.
Die Sinnhaftigkeit von 1,2cm/s mag zu hinterfragen sein, im Heimbereich hat sie eh keinen Einzug gehalten. Bei industriellen Anwendung, etwa zum Nachweis von Schaltvorgängen etc. ist sie jedoch ein nicht zu unterschätzender, wirtschaftlicher Vorteil für Langzeitanwendungen.
_________________
Grüße aus der Lausitz von MichaelZ.

Die Reform der Rechtschreibung ist ein Symptom dafür, daß die Deutschen ihre Sprache nicht lieben.
(Eugen Ruge, Schriftsteller, 2018)
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