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Magnetköpfe: TFK G405 - mechanisch völlig verschlissen
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TipFox
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Beitrag16/25, Verfasst am: 03.04.2014, 15:59   

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MGW51 schrieb wie folgt:


Der Vergleich N?hnadel mit Permalloyblech hinkt auf beiden Beinen da die Nadel aus sehr hartem Material gänzlich anderer Zusammensetzung hergestellt wird. Die Kernbleche eines Magnetkopfes sind dagegen butterweich.



Nun ja, warten wir mal, ob sich noch ein Experte meldet. Die N?hnadel sollte auch nur verdeutlichen, wie gering 1AW ist. Wenn Du jetzt aber auch noch sagst, der Kopf ist "butterweich" - hm, wie soll sich dann überhaupt etwas "aufmagnetisieren" ? Ich denke, dass die Aufmagnetisierung von _Bandlaufteilen_ eher etwas mit Reibung und statischen Aufladungen zu tun hat, als mit elektromagnetischen Wirkungen. Man kann ein Stück Stahl z.B. auch mit einem Hammer aufmagnetisieren ....


Du hast Recht "Ummagnetisieren" kostet vielleicht etwas mehr Energie, vielleicht das Doppelte ?

Immer noch unkritisch, würde ich sagen...

Der Tonkopf ist eine Induktivität, also: C parallel schalten, Spannung anschließen, trennen, fertig ist der sauber entmagnetisierte Kern - wobei ich immer noch zweifle, dass er überhaupt magnetisiert werden kann Wink
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Beitrag17/25, Verfasst am: 03.04.2014, 16:18   

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Naja, mit hart und weich ist es so eine Sache - je härter ein Stahl ist, also je mehr Legierungsbestandteile er enthält, um so schwieriger ist er zu magnetisieren und wenn er denn ersteinaml mit allerlei Kniffen magnetisch ausgerichtet wurde, dann ist es überaus schwierig ihn wieder zu neutralisieren. Bestes Beispiel die Ferritmagnete der Lautsprecher, welche eben eine erheblich größere Konstanz als die hochgelobten ALNICO mitbringen. Mir ist nichtmnal bekannt, ob sich diese "Backsteine" überhaupt entmagnetisieren (lassen) ?

Warten wir mal, was Hans-Joachim dazu meint.
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Beitrag18/25, Verfasst am: 03.04.2014, 16:36   

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Beim Magnetisieren von hartmagnetischen Materialien mittels Strom liegt man gerne im zig-Kiloampere-Bereich - in sofern belegt Dein Beispiel auch, wie unwahrscheinlich die Vorstellung ist, mit 0,2mA etwas magnetisieren zu wollen/können.

Unmöglich ist so etwas natürlich nicht - siehe mein Solarmotor Wink Aber schau Dir mal die Spule an: ich hatte erhebliche Mühe, aus den wenigen Milliampere der Solarzelle ein Magnetfeld zu zaubern - und hier geht es um deutlich weniger Strom.

Ich war bisher allerdings immer der Meinung, dass gerade Magnetköpfe ein extrem "hartes" Material verwenden, weil es eben nicht aufmagnetisierbar sein soll ....


Mir ist natürlich bekannt, dass es z.B. auch bei Relais vorkommt, das der Anker sich wie ein Dauermagnet verhält. Das spielt sowohl Elektromagnetismus als auch Mechanik eine Rolle - "Grundvoraussetzung" für einen magnetischen Anker ist aber immer ein Materialfehler beim Hersteller.

Letzeres wird aber von Vielen unterschlagen und schon ist das Märchen vom "aufmagnetisierten" Weicheisenkern in der Welt Wink. Wenn Eisen sich magnetisieren lässt, ist es eben "magnetisch hart, aber nicht zu hart"

P.S.: Ferritmagnete sind was sehr Spezielles, das ist so als ob man eine Kiste voll Stabmagnete sortiert und richtig ausrichtet und sie dann verklebt. Klar, dass die für alle Zeiten in dieser Lage bleiben....entmagnetisieren könnte mit Erhitzen bis jenseits der Curie-Temperatur funktionieren, aber so etwas kann ich nicht ausprobieren Wink

Bei Stahl ist es eher so, dass die unsortierten Stabmagnete wahllos in die Kiste geworfen und dann elastisch verklebt werden. Wenn man nun von Aussen eine starkes Magnetfeld anlegt, würden die Magnete sich zumindest teilweise ausrichten und versuchen, in dieser Lage zu bleiben. Aber ohne äußere "Nachhilfe" durch entweder ein Magnetfeld oder ein Stück Weicheisen zum "dran Festhalten" schaffen sie das nicht dauerhaft ....
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Beitrag19/25, Verfasst am: 04.04.2014, 00:04   

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Lieber Jürgen,

die magnetische Information eines Senkels muß ja nicht nur darauf geschrieben, sie muß auch wieder gelesen werden können. Das ist nur dann möglich, wenn der Kern der Spule oder bei den klassischen Ringkernköpfen eben der beiden Spulen die magnetische Information am Spalt aufnimmt und die entsprechende Spannung daraus induziert. Nur weil das Kernblech aus Weicheisen besteht, erlaubt es eine fortwährende Ummagnetisierung wobei theoretisch nach dem vollständigen Banddurchlauf keinerlei Restmagnetismus zurückbleibt. Praktisch ist es aber so, daß sich die H?rKöpfe nach und nach aufmagnetisieren was in einem sich stetig verst?rkenden Grundrauschen äußerst unangenehm zu hören ist. Darum die über Jahrzehnte gepflegte arbeitstägliche Entmagnetisierungszeremonie beim Rundfunk und in jedem ernstzunehmenden Tonstudio.
Einfacher ist das bei konventionellen Heimtonbandgeräten mit Kombikopf, zumindestens wenn damit auch regelmäßig aufgenommen wird. Dabei sorgt der VM-Strom für die magnetische Neutralisierung der Kernbleche. Und hier ist auch der Trick mit der PermaLöschung angesiedelt: Damit einerseits kein Gleichfeldrauschen die spätere Aufnahme stört und andererseits der Kombikopf nicht durch das eben gelöschte, vorbeilaufende Band aufmagnetisiert wird, muß bei solchen Geräten - Tonbandgeräte der Epoche zu Beginn der 50-er Jahre, die keinen HF-Löschkopf besitzen aber über eine Aufzeichnungsfunktion mit HF-VM verfügen - immer die Aufnahmefunktion eingeschaltet sein, wenn das Band nur gelöscht werden soll.

Wie es sich aber nun mit den LanglebensdauerKöpfen, deren Kernmaterial aus einem Ferrit besteht verhält, vermag ich nicht zu sagen. Ich denke schon, daß uns Hans-Joachim hier die kompetenteste Antwort geben kann.

Magnetismus ist etwas sehr eigenes, was nicht einfach an- und ausgeschaltet werden kann. Dein Beispiel mit den klebenden Relaisankern ist ebendort angesiedelt, wo die aufmagnetisierten Trafobleche (Holgers Regeltrafothread) hingehören. Etwas was angeblich nicht möglich sein kann und was ich dennoch mehrfach bei großen 20 A- Stelltrafos und auch bei kleineren Netztrafos in rundfunkGeräteüblicher Größe und ebenso bei diversen Luftschätzen erleben mußte! Ein Metallurge könnte das sicherlich erschöpfend erklären - ich kann es nichtmal ansatzweise.
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Beitrag20/25, Verfasst am: 06.04.2014, 15:32   

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Lieber Forenleser,
nachdem meine Forenzugangshindernisse beseitigt sind, kann ich mich zum Sachverhalt äußern.

Auch ich neige dem Gedanken zu, dass die Ansicht, generell von einer Gleichstrompr?fung eines Tonkopfes abzusehen, zumindest in dieser unrelativierten Formulierung fachlich nicht zu halten ist. Es dürfte sich in der gegebenen Verk?rzung um eines jener durchwegs uns?glichen Sayings der Voodoo-Szene handeln, deren 'fachliche' Aussagen allerdings in vielen Fällen die Analyse lohnen. Man stößt nämlich dabei über kurz oder länger tatsächlich auf den wahren Kern dieser "Legenden", die aber aufgrund der systemeigenen Ignoranz derart abgrundtief missverstanden wurden, dass sie zum klassischen Unsinn mutierten. Ich sehe dazu auch hier wieder einige Anzeichen.
Ich dr?sele das jetzt ohne Rücksicht auf den Platzbedarf und die letzten argumentatorischen EEntwicklungen hier im Forum etwas auf; derjenige, der mir nicht folgen will, werfe meine Dichtkunst lautlos in den Orkus, zerrei?e mich aber bitte nicht in der Luft.

Köpfe der AmateurGeräteszene sind -gerade auch die Gepflogenheiten der zahlenmüßig lange Zeit marktbestimmenden Japaner waren durch die Pr?ferenz niedriger Bandgeschwindigkeiten, der Vierspurtechnik und höchsten Grenzfrequenzen recht hochohmig, während die zeitgenössische, noch nicht elektronisch aufgepeppte Vielfachmessinstrumenten-Ohmmetertechnik des Heimwerkers zumindest in den untersten Bereichen (Ohm und Ohm x 10) mit Str?men um 60 bzw. 6 mA ma?. Nachdem der Wechselstromwiderstand eines Kopfes (oder eines Abtastsystems der MM-Technik oder eines MiniaturÜbertragers) deutlich über dem Gleichstromwiderstand liegt, ist nicht auszuschließen, dass man die Spule überlasten und ruinieren kann. Dem Kopf (oder Übertrager) ein 'kapitaleres' Gleichfeld aufzumagnetisieren, dürfte mit neuzeitlichem. voll elektronisch und mit minimalen Messstr?men arbeitenden Gerät allerdings gerade im Bereich höherer Innenwiderst?nde und der kurzen Messdauern in der Tat praktisch kaum möglich sein, einmal abgesehen davon, dass Aufmagnetisierungen von Induktivitäten (zum Beispiel bei Eingangsübertragern) grundsätzlich durchaus möglich sind, und die Entmagnetisierungsdrossel nach allen Manipulationen am Tonkopf selbstverständlich in Aktion zu treten hat.

So führt eine ständig anliegende Gleichspannung bei AufsprechKöpfen z. B. durch Elektroniksch?den (z. B. Trennelko) oder die Speisung des Kopfes mit einer Hf-Vormagnetisierung aus einem Eintaktoszillator (prinzipbedingt erhöhter k2, also Gleichstromanteil im Signal) auf Dauer zu einem nachweisbaren remanenten Gleichfeld auf dem Kopf, auch wenn der effektive Vormagnetisierungspegel innerhalb des Eintakt-Hf-Signals 'an sich' zu vernachl?ssigen wäre.
Das natürlich noch der Gleichstromzeit angehörige AEG Versuchslaufwerk2 (1934) und die K4 (1938), erhielten unterschiedlich trickreiche, aber einfache 'Entmagnetisierungseinrichtungen' (zunächst mechanisch, dann elektrisch), um dem über den Betrieb hin ständig anwachsenden Rauschpegel infolge der remanenten Gleichfeldvormagnetisierung der Köpfe in 'Zusammenarbeit' mit der Oberflächenrauhigkeit der Bänder einen wenigstens zeitweilig wirkenden, wenn auch kleinen Riegel vorzuschieben. Und das, obwohl die Ohren des RRG-Aufnahmepersonals bezüglich der Speicher vor 1940 noch nicht hf-vm-verwähnt waren.

Vergessen werden darf auch nicht, dass selbst die natürlichen Asymmetrien des Sprechwechselstroms über die Betriebszeit ausreichen, ein remanentes Gleichfeld auf Aufnahme- und Wiedergabekopf zurückzulassen, was man wegen des damit schleichend (und so schwer erkennbar) erhöhten Rauschpegels über Band natürlich nicht haben möchte.

Guido Besimo, dessen legendäre (Amateur-)G36 aus dem Hause Studer in diesem Jahr 50 Jahre alt wird, schreibt in seiner Service-Anleitung für die ebenfalls von ihm stammende A77- (und deren 1965, also ein Jahr vor dem eigentlichen Gerät A77 fertige) Elektronik, dass die Anschaltung des A77-Wiedergabekopfes an seine Verstärkerelektronik nur eine (damals also bewusst erfasste) Gleichstrombelastung von 1 ?A verursache, und daher vernachl?ssigbar sei. Die Anschaltung der mittelohmigen AmateurtonKöpfe relativ geringer Induktivität erfolgt hier im Wiedergabeteil der A77 (unsymmetrische Betriebsspannungsversorgung!) nämlich gleichspannungsgekoppelt mit Wechselspannungsableitung nach Masse, so dass seine Aussage nicht zufällig erfolgt.
Der klassische Voodoo-Meckerpott (Trollies in Revoxforen) st?nkert daran natürlich auch noch herum und wendet ein, dass die Stereo-D36 und E36 Guidos doch mit Eintaktoszillatoren arbeiteten und der eigentlich firmentraditionelle Gegentakt-Hf-Oszillator erst mit der F36 zurückkehre. "Richtig", sagt Guido selbst, "aber dafür gibt es eine Anekdote", die zu erzählen lohnt, weil sie beschreibt, wer und was Studer war. Ich kann diese Hintergrund-Info (aus erster Hand beim Glas Barbera d? Asti erworben) erzählen, wenn daran Interesse besteht.


Weiter warnt die Firma Beyer, Heilbronn, die ja bis vor etwa 15 Jahren ein nicht uninteressantes, breit gef?chertes Standard-Programm sehr klein gebauter Eingangsübertrager nebst sehr preisgünstiger Sonderkonstruktionen angeboten hat, in den einschl?gigen Prospekten geradezu 'erregt' davor, die kleinvolumigen, übrigens in Guido Besimos A77ORF verwendeten Eingangsübertrager keinesfalls mit überhöhten Wechselspannungs- und vor allem keinen Gleichspannungspegeln zu beaufschlagen:

"Info!ge ihres Spezialaufbaus dürfen diese NF-Ubertrager jedoch nur überall dort in einer Schaltung eingesetzt werden, wo keine allzu hohen Wechselspannungen auftreten und eine Gleichstrombelastung des Ubertragers in jedem Falle vermieden wird."

Das gefiel natürlich J?rg Wuttke (ehedem technischer Direktor, Teilhaber und Mikrofonkonstrukteur bei/von Schoeps, Karlsruhe) nicht, denn durch die Phantomspeisung ist derlei bei trafogekoppelten MikrofonÜbertragern einfach nicht zu vermeiden. Am laufenden Meter wurden die kleinen Beyers in Mischpulten mit Phantomspeisungen diesseits deer Grenze zum Glass'nfaind) verwendet. Auch meine eigenen Stuider-Umbauten nützten sie... Wuttke spie?t die Aussage der Heilbronner Kollegen deshalb immer wieder l?chelnd auf.


Paul Zwicky, Studers Mann für den wissenschaftlich beherrschten Umgang mit den Induktivitäten und diverse(st)e Patente obendrein (selbst der der Linatrack-Arm oder einer der Tieftonlautsprecher stammen von ihm, dem Pionier der negativen Ausgangsimpedanzen) hat mit der Konzeption der Übertrager für das -wieder einmal- legendäre Kleinmischpult 169 aus Regensdorf beyer-alternative KleinstÜbertrager konstruiert. Sie stellten bis ins Patent hinein vor allem in der Nachfolgerkonzeption im Pult 961 die Prinzipien der Zusammenschaltung von Induktivität und Elektronik auf neue, eigentlich erstmals zutreffende Beine. Paul schreibt (bitte eigenh?ndig!) im "orangenen Ordner" für das 169/269, dass man von Zeit zu Zeit die dc-aufmagnetisierten Eingangsübertrager entmagnetisieren solle, wofür er auch ein Verfahren angibt, das den Beyer-Kollegen den Angstschweiß auf die Stirn getrieben haben dürfte:

"Ein Tonfrequenzgenerator wird an den Mikrofon-Eingang angeschlossen. Dieser [sic! Anmerkung durch mich] muss ein gleichspannungsfreies Signal einspeisen ..., so dass keine unerwünschte Gleichstrom-Magnetisierung erfolgt. Mit min. 3 V/30 Hz Sinus einspeisen und die Spannung innerhalb 30 s gleichmässig auf 0 V zurückregeln."

ähnliches schreibt Paul im Kapitel 5.2.2 seines Handbuches für das 961/962. Er ist demnach über sein berühmtes(???) Patent EP157187 hin zu keinen anderen Vorstellungen bezüglich der Induktivitätenbehandlung gelangt. (Ach ja: Aktueller Aufsatz zu Antennenanpassspulen im Oktoberheft 2013 des µFunkamateurs?, der Paul seit Kindheit ist [h?stel, h?stel].)


Die Detailinfos des oben geschilderten Tohuwabohus zum Umgang mit der Gelichstrombelastung von Induktivitäten in der Audiotechnik kommen natürlich zu beachtlichen Teilen in der Voodoo-Szene an, in der Kabel, Übertrager, Plattenteller nebst Auflagen, Tonarme und Röhren Musik machen, während darüber der eigentlich und ausschließlich an vielen Fronten agierende Mensch mit keinem Wort erwähnt wird. Die dann in jenen Kreisen einsetzende, fachlich durchwegs aberwitzige Simplifizierung führt schließlich zu jenen Faustregeln, an die ich mich teilweise manchmal zwar auch halte: Ich bin/wäre einfach aufgrund meiner fachlichen Erfahrung vorsichtig, wenn ich an den Test eines heute extrem seltenen "Labor-W-Nf-Breitband-Übertragers" 1:15 oder 1:30 oder eines mir völlig unbekannten Tonkopfes aus Japan mit dem Multitester 680R der Industria Costruzioni Elettromecchaniche (da Milano) oder mit dem Siemens-Multizet ginge. Ich halte mich da lieber an Hamegs HM8018, in dessen Anleitung die hier geringen Belastungen der Messlinge allerdings auch warnend spezifiziert werden. Grundlos erfolgt das nicht.
Aber zu erwarten, dass dies vom gemeinen Voodoo-J?nger eingesehen, verstanden und entsprechend eingesetzt werden könnte, wäre jedoch schlicht vermessen. Der geht dann lieber mit Korkenzieher und Dosenöffner zu Werke (Schweizermesser wäre schon hohe Schule) und ruiniert das endgültig, was reparabel gewesen wäre. Dem durch Sensibilisierung vorzubeugen, ist sicher nicht der verkehrteste Weg.

Hans-Joachim
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TipFox
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Beitrag21/25, Verfasst am: 06.04.2014, 18:30   

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Hallo Hans-Joachim,

vielen Dank, dass Du Dir die Mühe gemacht hast - und wenn man dabei so viele nützliche Informationen erhält, ist der Umfang doch eher Nebensache Wink


Nun denn - ich würde das Ganze also so zusammen fassen, dass man beim Umgang mit TonKöpfen/Übertragern immer im Kopf behalten muss, dass von ungeeigneten Mess-/Pr?fmethoden Gefahren ausgehen können - sei es nun eine Magnetisierung oder auch eine überlastung. Daher auch meine Skepsis gegenüber der Messung mit einem LCR-Meter - der dabei verwendete Pegel (1kHZ/120Hz) ist schon sehr kräftig.

In dem Fall würde ich persönlich also die DC-Prüfung mit einem modernen DigitalMM vorziehen.

Sehr interessant auch Deine Hintergrundinfos zu Aufmagnetisierungs-Effekten allein durch die Art der elektronischen Beschaltung, z.B. das mit der Phantomspeisung. Das weiss ich zwar grundsätzlich, aber es ist einem eben nicht immer gegenwärtig Wink

Also nochmals Danke - und natürlich würde uns die Anekdote zu Studer auch interessieren Wink
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Beitrag22/25, Verfasst am: 07.04.2014, 00:12   

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Mit "der Blockade von München" hatte ich uns ja nun ein unerwartetes Eigentor kreiert, dessen Auswirkung nachgerade fatale Folgen hätten haben können wenn die Beteiligten über keine weitergehenden KommunikationsMöglichkeiten verfügen würden. Eine Panne, die hätte nicht passieren dürfen, die ich aber auch künftig so oder in anderer Form nicht mit Absolutheit ausschließen kann! Also, auch an dieser Stelle erneut der Hinweis an die Leserschaft, daß die personenbezogenen Daten von jedem Mitglied stets aktuell zu halten sind. daß ich die nicht meistbietend verschachere, braucht wohl keines besonderen Hinweises.



Wir haben das große Glück, einen menschlich wie fachlich herausragenden Mann zu den unterschiedlichsten Themen befragen zu können und daß dieser Mann im Kollegenkreis allerhöchste Wertschätzung genie?t ist nicht nur seiner überragenden Eloquenz gedankt sondern dem Umstand, daß er auch etwas sagt, etwas das Hand und Fuß hat. Von daher: Ein Zuviel an solcherart Lekt?re ist mindestens für mich nicht vorstellbar; aber ja doch, das Eisenbahnwesen eingeschlossen Smile

Lieber Hans-Joachim, nun sind schon fast zwei Jahre ins Land gegangen, seit bei mir eine Reliquie der besonderen Art ihren Platz in einem meiner Räume gefunden hat Very Happy

An jene Stunden denke ich gern, sie waren für mich in vielerlei Hinsicht sehr ergiebig und auch dafür danke ich Dir. Der Jürgen hat es ja schon anklingen lassen - wir sind begierig auf mehr, ausdrücklich auch auf Anekdoten denn die kann man nicht in Fachbüchern nachschlagen!

Nun, wir sprachen erst gestern darüber: Die Zeit ist unser größter Widersacher denn sie nimmt uns mit den Menschen auch deren Wissen, ihre Aura, ihre ganz eigenen Erlebnisse die sie nun nicht mehr weitergeben können. Zwei Bekannte weniger, was alles hätten sie noch vermitteln können wenn uns mehr Zeit miteinander geblieben wäre . . .
Die Beschäftigung mit der Historie längst erloschener Firmen bedingt es, daß ich fast ständig mit bereits Verstorbenen zu tun habe. Einige kenne ich noch persönlich aus, wie es so schön heißt, "Alten Tagen" und muß nun oft feststellen, daß ich eigentlich fast nichts über deren wirkliches Leben weiß. Auch mir läuft die Zeit davon ...
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Beitrag23/25, Verfasst am: 07.04.2014, 17:44   

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Danke für den freundlichen Wiederempfang.

übrigens ist der eine Rote (einen Dolcetto gibt es auch noch) vom Rebberg Guidos und Margrits (beide sind Altstuderaner, wobei Margrits Szeneneinstieg über Wilhelm Franz, EMT/Ela Audio, Wettingen erfolgte) nicht das einzige quasi-akustische Leitfossil aus der Schweiz in Görlitz und Umgebung, denn die weiterhin bekannte Sonnenorgel von St. Petri et Pauli, Görlitz entstand als neues Werk vor einigen Jahren in N?fels, Glarus also quasi dem Heimatort des oben erwähnten Studer-Patenteschmieds Paul Zwicky, ebenfalls Regensdorfer Urgestein, ohne das der Laden undenkbar ist. Paul kommt nun aus Mollis, das mit N?fels heute die Verwaltungsgemeinschaft N?fels-Mollis bildet, obgleich sich kulturgeschichtlich-politisch bis zum heutigen Tag gewisse Welten zwischen beiden, am Fl?sschen Linth einander gegenüber gelegenen Orten abzeichnen. Mollis entschied sich vor Jahrhunderten nämlich für die Gefolgschaft Huldrych Zwinglis, während N?fels altgl?ubig zu bleiben geruhte.... Ebenso wie der vielleicht bedeutendste Sohn der Stadt Mollis -natürlich außer Paul...-, der im 16. Jahrhundert in Basel und Freiburg lehrende Humanist Heinrich Glarean.

Willi Studers Molliser Induktivitätenwerksgeb?ude (Übertrager und TonKöpfe), das natürlich Paul Zwicky in seinem Heimatort mit angeschoben hatte, steht noch heute, wenn auch von Firmen besiedelt, die nur in EinzelFällen noch weniges mit den Manen des Geb?udes zu tun haben. Selbige hängen ebendort aber noch immer in den Gardinen, zumal der ber?chtigte "Brand im Studer-Tonkopfwerk" nicht hier stattfand.

Nachdem die oben erwähnte D36/E36-Anekdote auch mit TonKöpfen zu tun hat, können wir ja damit weitermachen, zumal mir Guido diese Geschichte selbst erzählt hat:

Wir schreiben das Jahr 1960. Der junge Werkzeugmacher/Elektroingenieur G. B. ist schon seit einiger Zeit für die qualifizierte Lagerhaltung elektronischer Bauteile bei Studer zuständig, entwickelt am Verstärker Revox 39, als er darauf aufmerksam wird, dass einige Zimmer weiter "der Willi" mit einem Werkstudenten dabei ist, die bereits monofon existierende D36 zu stereofonisieren. für die heranrückende FeRa60 (die schweizerische Funkausstellung 1960) war das Gerät mit einigem Hallo als erstes stereofones Gerät der Firma Studer angekündigt worden, weshalb die Zeit zu drängen begann, weil der Erfolg in Gestalt eines betriebstüchtigen Konzepts ausblieb. Die D36(stereo) musste natürlich als HalbspurGerät (mono) verwendbar bleiben, was für die Herren zu schier unüberwindlichen Problemen führte: Die unterschiedliche Belastung des Hf-Oszillators durch L?sch- und Aufsprechkopf bei stereofonem und monofonem Betrieb bedingte ohne Sonderma?nahmen -wie nicht anders zu erwarten- extrem unterschiedliche Hf-Pegel an L?sch- und Aufnahmekopfpaketen, weil der Röhrenoszillator mit Hf-Trafo unter der Stereolast pegelmüßig in die Knie ging. Entweder hatte man brauchbare verhältnisse beim Monobetrieb (je ein aktives Spurpaket von Aufnahme und Löschkopf), konnte dann den Stereobetrieb wegen des abweichenden Vormagnetisierungspegels vergessen oder man glich auf den Stereobetrieb ab (je zwei aktive Spurpakete von L?sch- und Aufnahmekopf) und musste damit die gute AufnahmeQualität des Gerätes bei Mono abschreiben. Man bekam das nicht gebacken, obgleich es ja so manche Idee gibt, wie derlei in den Griff zu bekommen sein könnte. Guido wurde auf das sich anbahnende 'Desaster' an einem Mittwoch aufmerksam und 'pfuschte' den -darob natürlich etwas anges?uerten- Herren ins Handwerk, denn die hatten ja bereits Wochen gebastelt, ohne dass etwas vorangegangen war. Auf der Basis des Vorhandenen sortierte Guido in den folgenden drei Tagen (!!) erfolgreich die bereits vorgesehenen Röhren-Einzelsysteme funktional so um, dass ein sowohl monofon als auch stereofon funktionstüchtiges Konzept herauskam. Am Samstag lief die Kiste nach Wunsch:
Es gab damit nun einen studerunüblichen, aber andernorts (Uher, Grundig) weit verbreiteten Eintakt-Hauptoszillator, dem zwei als Trennverst?rker arbeitende Röhrensysteme nachgeschaltet waren, die jeweils nur das ihnen zugewiesene L?sch- und Aufnahmekopfpaket zu versorgen hatten. Damit war es möglich, die L?sch- und Vormagnetisierungspegel bei Mono -und Stereobetrieb mit der für die vorausgesetzte und prinzipiell mögliche hohe WiedergabeQualität notwendigen Genauigkeit konstant zu halten. natürlich hatte man sich jetzt den nie wirklich halbwellensymmetrischen Eintaktoszillator ins Nest geholt, was eine kleine Firma dann nicht so ohne weiteres wieder los wird. außerdem war "der Willi" ("le patron") durchaus sauer, weil er dem noch dazu deutlich jüngeren Guido den schnellen Erfolg noch dazu entlang bereits eingefädelter Vorgaben neidete... Die Kiste funktionierte aber für die Fera60.
Dies ist der alleinige Grund dafür, dass Revoxens D und E36 Hf-Oszillatoren nach dem Eintaktverfahren aufweisen, was 'an sich' elementar gegen Studer-Sichten verstößt, fällt es doch wesentlich leichter, einen Gegentaktoszillator wirklich klirrarm und vor allem frei von den unglücklichen k2-Verzerrungen zu halten. Nun, der Gegentaktoszillator kam dann ja mit der F36 auch wieder, wobei diese Maschine dann auch die andere Lösungsidee Guidos bezüglich der Hf-Behandlung einer Mono-Stereo-Umschaltung realisiert: Mit der F36 hält die Löschkopfersatzspule bei Studer Eingang.
übrigens kommt das D/E36-Verfahren mit der Vielkanal-A80 und ihrem Masteroszillator durchaus auch noch einmal zurück, was uns aber zur A80 führen würde, die ihrerseits einige Klippen zu überwinden hatte, weil das Betreten von Neuland ?beim Schdud?r? immer dramatische Erfahrungen für die letztlich nie sonderlich zahlreichen Studer-Mannen in der Konstruktion mit sich brachte.

Im selben Jahr 1960 gab es noch so ein 'Ding', denn EMT als deutscher Vertreiber von Studer-Produkten hatte drei B30 stereo (sicherheitshalber unter Angabe fixer Liefertermine?) an einen Kunden in Baden-Baden verkauft, ohne dass es dieses Gerät (nebst Preisen) überhaupt gab. Als Guido mir das erzählte, kam natürlich meine naive Frage: ?Und was habt ihr dann gemacht?? Trockene, leicht z?richdeutsch abgetönte Antwort: ?Wir haben das Gerät halt gebaut!? Studer kam also zur professionellen Stereofonieschiene wie die Jungfrau zum Kind (?es muss sein??), was aber Guido insofern etwas anders sieht, als er im Zuge der den Liefertermin wahrenden finalen Inbetriebnahme der Geräte in Baden-Baden erfuhr, wie es sich anf?hlt, wenn man über 70 Stunden am Stück keine Zeit zum Schlaf findet?

Auch die A77, deren Elektronik im Auftrag der Firma Cedamel, Paris zuerst die G36 mit ihren normalerweise 13 Röhren ?abk?hlen? sollte (1965), wäre mechanisch etwas anders geworden, wenn denn alles seine Wege nach des Willi wünschen genommen hätte. Guido wollte aber mit der nun anrollenden A77 auch auf der Amateurschiene die Abkehr vom Kombinationsrahmen aus HolzGehäuse und Gusschassis (vgl. G36 mit kalt verformter Deckplatte) zum völlig autarken Gusschassis einleiten. Damit wäre auch auf die geprägte Blechtragplatte für die Motoren und die Kopfbr?cke zugunsten eines Gusschassis zu verzichten gewesen. Das wollte aber der Alte wohl aus finanziellen Gründen nicht, beging jedoch den Fehler, einmal acht Tage in Urlaub zu fahren: Der Willi lachte nicht nur fast nie, sondern ging auch ebenso selten in Urlaub. Hier aber war es für eine Woche so weit, was Guido gemeinsam mit der enorm schnellen Prototypfertigung im Haus Studer, wo Konstruktion und Fertigung Tür an Tür arbeiteten, auszun?tzen wusste. Es vergingen damals bei Studer von der Zeichnung bis zum fertigen MetallwerkStück maximal vier Tage, was hier ausreichte, den Alten bis zur R?ckkehr vor vollendete Tatsachen zu stellen, obgleich die ?geprägte Blechplatte? der Konstruktion per Cheferlass eigentlich schon bestimmt war. Der Willi war extrem anges?uert, als die während seiner Abwesenheit gelaufenen Vorg?nge durchschaute, strafte Guido (man war per ?Du?) mit einigem Wochen Missachtung, ließ ihn aber gewähren.
Die A77 wurde mit solcherart ?MaßnahMenü die erste Amateurbandmaschine der Magnetbandgeschichte mit einem völlig autarken Gussfachwerksrahmen, der namentlich in England den legendären Ruf des Gerätes zu etablieren half.

Sie war an sich fertig und wartete auf den Fertigungsanlauf, als aus München Baron Hornstein von Uher nach Regensdorf zu Besuch kam. Hornstein war wohl derjenige Mann in der Uher-Geschichte, der als Geschäftführer am meisten von der Konstruktion eines Bandgerätes, seiner Fertigung und den immer zu bewältigenden betriebswirtschaftlichen Problemen gemeinsam verstand. Er beschied dem jungen Ingenieur und Projektleiter A77 Guido Besimo (*1933), dass ?d?r Schdud?r? an der A77 wegen des für ein AmateurGerät beispiellosen Aufwandes geradenwegs Pleite gehen werde. glücklicherweise erwies sich diese Prophezeiung eines wirklichen Fachmanns als Fehlprognose.

Guido selbst stellte die A77, die ja innen so ansehnlich ist wie außen, mit nicht geringem Stolz auf der Funkausstellung in Berlin vor (Sommer 1967). Dafür hatte man im Regensdorfer Hause ein Acrylglas-Gehäuse mit Querachsengelenken gebaut, in dem man eine betriebsbereite Maschine um die Querachse drehen konnte, um Interessenten einen ungehinderten Blick ins Innere zu ermöglichen. Da kam ein älterer, Guido unbekannter, hoch gewachsener Herr mit warmer Bassstimme an den Studer-Stand, gab sich als Alt-AEGler zu erkennen, ohne aber seinen Namen zu nennen. Er bewunderte dies AmateurGerät und seine teilweise sehr interessanten technischen Lösungen ausgiebig und ?u?erte einige Verwunderung darüber, dass sich der Projektleiter/Konstrukteur auf einer Ausstellung hinter sein Kind stelle. Guido fragte schweizerisch trocken zurück: ?Warum nicht??
Es dürfte dieser Besucher nach Lage der Dinge Eduard SchÖller gewesen sein.

Meine Frage, was sich Guido überlegt habe, um die hervorragenden Kopfträgereigenschaften der A77 zu realisieren (die A77ORF steht einer B67 ?ein anderes Kaliber, gerade auch preislich- hinsichtlich der Kopfträgereigenschaften qualitativ kaum nach), beantwortete er kurz und knapp: ?Eigentlich gar nichts. Ich habe nur darauf gesehen, dass die Köpfe so nahe zusammenkamen wie möglich.?

Um die Anekdotenreihe abzuschließen: Dass im Eingangsverst?rker der A77 der Elko der Wechselspannungsgegenkopplung/Verstärkungseinstellung beim einen Kanal auf die Platinenober-, beim anderen auf die Platinenunterseite gelötet wurde, beruht auf einer bewussten Problemkompensation und ist angesichts der sich ob dieses Problems seinerzeit in der Konstrukteursmannschaft ausbreitenden Verzweiflung (der Fertigungsanlauf war terminiert) eine bis heute sichtbare Kuriosität. Davon erzähle ich vielleicht auch noch.

Angesichts dieser hingestanzten Konstruktionsbombe verwundert es nicht, dass sie die Geschichte des analogen Hf-Magnetofons, die ich von 1940 bis 1992 ansetze, in zwei gleich große Hälften zu jeweils 26 Jahren teilt: Die Zeit vor der A77 und die Zeit danach. Zufall? Guido selbst fasste das einmal in wenige Worte: ?Wenn man auf ein Leben zurückschaut und im Nachhinein erkennt, was alles einfach ?geworden? ist, überrollt einen die Demut.?
Od?r?

Hans-Joachim
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Beitrag24/25, Verfasst am: 08.04.2014, 11:18   

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Wunderbar! Das muß ich aber erst noch sacken lassen und ja, natürlich nochmal in aller Ruhe mir zu Gem?te führen.

Gestrigen Tags war ich in der freien Zeit damit befa?t, auf unserer Homepage für etwas Ordnung zu sorgen - Ordnung die dort schon mal vorhanden war, durch die Querelen der Vergangenheit aber nun eine Unmenge inhaltsleerer Links vorzuweisen hatte - um deren grundsätzliche Brauchbarkeit wieder herzustellen. Der notwendige Umbau der HP auf eine saubere Tabellenstruktur muß allerdings noch etwas warten, alles braucht seine Zeit.

Tja, nun sind wir hier sogar an einem Ber?hrungspunkt mit der Görlitzer Sonnenorgel angekommen - da bin ich wirklich baff. Mal sehen, was ich dazu - so es in diesen Kreisen von Interesse sein sollte - in meinem Archiv finde. . .

Ersteinmal ruft aber die Pflicht - es geht nunmal nicht andersrum Wink
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(Eugen Ruge, Schriftsteller, 2018)
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Beitrag25/25, Verfasst am: 11.04.2014, 12:04   

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Lieber Michael,

'of topic' bleibt 'off topic'. Andererseits, was meint 'off topic', wenn man sich mit Dingen befassen möchte, die ihrerseits längst unwiederbringlich Geschichte sind?
Insbesondere der qualifizierte Interessentenkreis ist dann oft schon sehr, sehr klein, so dass man schreibend darauf sehen muss, alle Protagonisten 'irgendwie' mit ins Boot zu holen, die ggflls. noch irgendwelche Beziehungen zum 'topos' haben.

Dass im letzten Jahr Studers C37/J37, in diesem Jahr die Revox G36 und im nächsten Jahr die Elektronik der A77 -wenn ich recht sehe- 50 Jahre alt wurden/werden, war nicht nur für 'den Willi' nebst Klub, sondern auch für die Geschichte der Tonaufzeichnung von so zentraler Bedeutung, dass man das nicht 'beizeiten unerwähnt' lassen kann. außerdem bist du ja selbst der beste Beweis dafür, dass mechanisch-elektrische Doppelqualifikationen in dieser Geschichte eine erhebliche Rolle spielen, auf die man im Sachsenland -seit Jahrhunderten!- ebenso regelmäßig stößt wie im Z?rcher Hinterland und beim "Schdud'r" insbesondere. Beim Magnetofon hat alle Elektrik ja zunächst einmal einen mechanischen (und magnetisch-physikalischen) Hintergrund, fordert einem Interessierten also den unabwendbar weiteren, fachübergreifenden Blick ab.

Mich interessierte dabei immer auch, welche Menschen sich hinter denjenigen persönlichkeiten verbergen, die ich "Protagonisten" nenne, die aufgrund der eben angesprochenen Impliktur aber immer einen komplizierten logistischen Hintergrund brauchten (und brauchen), um W?rfe in der Kulturgeschichte der Menschheit zu platzieren. "Elite" ist nicht etwa das, was 'man' (wer verbirgt sich dahinter?) uns in pervertiertem 'Neusprech' glauben machen will. Nichts fällt als ein "es" vom Himmel.

Hans-Joachim
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