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Magnetköpfe - Bauformen und Entwicklungen in der DDR
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MGW51
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Beitrag1/6, Verfasst am: 19.06.2012, 11:47   

Betreff:   Magnetk?pfe - Bauformen und Entwicklungen in der DDR
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Es darf als bekannt vorausgesetzt werden, daß nach Kriegsende in der SBZ bzw. ab Oktober 1949 in der DDR ausschließlich die nach Eduard SchÖllers Patent gebauten Ringkernköpfe für die vorhandenen alten AEG-Maschinen weiter gefertigt worden sind. Köpfe dieser Bauweise begegnen uns allenthalben in den zeitgenössischen Gerätschaften der 40-er, 50-er und frühen 60-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Stellvertretend nenn ich hier nur mal die ostdeutschen Gerätefamilien BG19, MTG, BG20, u.v.a.m. Auch in westdeutschen Tonbandgeräten der unmittelbaren Nachkriegszeit finden sich Ringkernköpfe - allerdings, nach meinem bescheidenen überblick, weitaus dünner ges?t. Wir finden ferner solche Köpfe, zumeist aber aus anderem Grundmaterial, auch in den damaligen russischen Magnetbandgeräten. Hierbei hat es sich beizeiten eingebÄrgert, daß für Heimanwendungen meistens halbspurig ausgeführte Köpfe verwendet werden. Damit kann der Amateur seine Materialkosten praktisch halbieren, erkauft diesen Vorteil mit dem Nachteil, nun praktisch nicht mehr cuttern zu können und, was schlimmer ist, einen ungleichen, deutlich beschleunigten Verschleiß der Magnetköpfe hinnehmen zu müssen. Letzteres beruht darauf, daß die beiden Halbschalen des Kopfes, wenigstens hierzulanden, aus sehr verschlei?freudigem Leichtmetall gefertigt wurden. Die Magnetkopfhersteller in der Sowjetunion griffen etwas tiefer und fertigten die Schalen aus massivem, deutlich standfesterem Messing.

Wenngleich die Köpfe recht pr?zise gefertigt werden konnten, ist es dennoch ein Irrglaube daß sie ''einfach so'' aufgeschraubt werden können und gut ist. Das kann man mit einem Löschkopf praktizieren, mit einem Sprech- oder H?rkopf bzw. einem Kombikopf geht das aber nicht! Dabei ist es egal, ob es sich um einen Voll- oder Halbspurkopf handelt, er muß in jedem Falle ausgerichtet werden. Dies geschieht ursprünglich mit Hilfe eines weiteren SchÖllerschen Patentes: der Taumelscheibe.

Vorteil der Taumelscheibe ist deren minimaler Raumbedarf bei absolut unverr?ckbarer Kopfpositionierung. Der Kopf sitzt vollflächig auf der Scheibe und diese wiederrum auf dem massiven Kopfträger bzw. bei den einfachen HeimGeräten direkt auf der Laufwerksplatine. Einmal korrekt justiert, bleibt die Einstellung über die gesamte Lebensdauer des Kopfes erhalten weil sie nicht von erlahmenden Federn oder ''sich selbst verdrehenden'' Schr?ubchen verändert werden kann. Doch wie immer im Leben: Kein Licht ohne Schatten und der schlägt nun knallhart auf!
Die Justierung ist katastrophal umständlich und damit zeitraubend. Die Kernh?he muß mittels unterzulegenden, natürlich unmagnetischen Justierblechen mühsam ermittelt werden. Eine eventuelle Neigung des Kopfspiegels (was bei leicht mißratenen oder auch nachgel?ppten Exemplaren schonmal vorkommt) kann theoretisch überhaupt nicht korrigiert werden; der Praktiker läßt sich da natürlich auch was einfallen Wink Die Senkrechtstellung des Spaltes kann nur durch verdrehen der Taumelscheibe in geringem Umfang reguliert werden. Das ist im Grunde einfach, in der Praxis aber eben nicht! Zur Verstellung ist die Zentralschraube zu lösen, dann kann die Taumelscheibe ein kleines Stück gedreht werden - bis die Einstellung ''stimmt''. Danach wird die Zentralschraube wieder angezogen und nun stimmt es freilich nicht mehr wacky Die Prozedur geht von vorn los. . .
Es braucht Geduld und Erfahrung um das richtige Maß mit möglichst wenig Versuchen zu treffen. Diese Eigenheit bringt es mit sich, daß einmal eingelaufene Köpfe auf gar keinen Fall abgebaut und dann weiterverwendet werden können. Man trifft die ursprüngliche Einstellung mit kleinerer Wahrscheinlichkeit als einen Fünfer im Lotto! Also bleibt nur manuelles L?ppen des Spiegels bis alle Laufspuren ausgeschliffen sind.
In jüngeren Geräten wie den BG20-Serien hat man daher dem Kombikopf eine Taumelplatte spendiert. Damit kann bei laufendem Band eine exakte Einstellung innert weniger Minuten vorgenommen werden.

Es gibt noch weitere Nachteile die dem Ringkernkopf prinzipiell anhaften: Er ist geometrisch sehr groß, benötigt zudem wegen seiner sehr großen, außenliegenden Spulen eine sehr gute Abschirmung die zugleich einen Schutzmantel vor Beschädigung der Wicklungen darstellt. Die Herstellung ist außerordentlich aufwendig und damit sehr teuer. All diese Gründe gaben den Ausschlag, nach neuen Wegen zu suchen. Diese sollten zuallererst eine einfachere und damit deutlich preiswertere Fertigung ermöglichen. So entstand schließlich der Spitzkeilkopf als eine Gemeinschaftsentwicklung dreier Herren von denen mindestens einer breitesten Kreisen bekannt sein dürfte: Bruno Woelke. Einer seiner Partner ist der Ursachse Max Ihle. Mit der DDR hat letzterer nur insofern zu tun, als seine Wurzeln im Raum Chemnitz liegen und von Marktschorgast aus vermutlich die verwandschaftlichen Bande gepflegt worden sind.

In der DDR sind die Spitzkeilköpfe von der Leipziger Firma Langnese in großen Stückzahlen produziert worden. Ihre Abmessungen sind allerdings nicht geringer als jene der SchÖllerschen Köpfe, doch sie besitzen von Haus aus ein abgewinkeltes Federblech (der Löschkopf nur eine massive Alu-Montageplatte) wodurch sich eine sehr einfache Montage und effektive Justierung durchführen lassen. Zur Verschleißeind?mmung sind seitlich des Kopfspiegels je ein Achatsteg eingesetzt. Doch auch dieser kann der abrasiven Wirkung des damaligen Bandmaterials nicht auf Dauer standhalten; die Bänder waren ja noch nicht kalandriert, ihre Schichtoberfl?che stumpf und entsprechend rauh.
Der größte Vorteil der Spitzkeilköpfe: Sie besitzen nur eine einzige Spule auf geradem Spulenk?rper, der sich sehr leicht bewickeln läßt. Darüberhinaus benötigen sie auch keine gebogenen Kernbleche und sind sehr einfach mit hoher Präzision zu montieren. Sie sind in Voll- und Halbspur gefertigt worden.
Was ich nicht weiß ist, wie die Produktion von Marktschorgast nach Leipzig gekommen ist. An ein einfaches negieren des Patentes glaube ich nicht - eher scheinen mir hier ''alte Seilschaften'' - ob kollegial oder famili?rer - der Herren Woelke und Ihle eine Rolle zu spielen. Der Dritte im Bunde der Patentinhaber ist, wenn ich nicht irre - Ihles ehemaliger Werkmeister Fritz L?sche. über dessen Verbleib kann vllt. Hans-Joachim etwas schreiben.

Bis zu diesem Punkt gab es keine Eigenentwicklung von Magnetköpfen in der DDR - diese begann erst Ende 1952, als das Funkwerk Leipzig den Entwicklungsauftrag für den Aufsetzer ''Toni'' erhielt. für das Toni ''mußte'' praktisch ein 3-Kopfsatz entwickelt werden und die Leipziger zogen alle Register, war mit dieser Entwicklung doch der Hintergedanke verbunden, diesen Kopfsatz für die angestrebte Serienfertigung der dritten Baustufe eines anderen, etablierten Gerätes zu nutzen. So entstanden die Toni-Köpfe in einer bis dahin nie gekannten Bauweise und Kleinheit.


Fotos sind gemacht und werden demnächst nachträglich hier eingearbeitet.
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Grüße aus der Lausitz von MichaelZ.

Die Reform der Rechtschreibung ist ein Symptom dafür, daß die Deutschen ihre Sprache nicht lieben.
(Eugen Ruge, Schriftsteller, 2018)

Zuletzt bearbeitet von MGW51 am 27.09.2012, 23:26, insgesamt einmal bearbeitet
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Beitrag2/6, Verfasst am: 27.09.2012, 16:44   

Betreff:
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Liebe Mitleser,

auf Eduard SchÖller kann zwar die Geschichte der professionellen Tontechnik und ihrer Hochwertigkeit ebensowenig verzichten wie auf Walter Weber, Bruno Woelke oder Georg Neumann. Es gibt aber jede Menge von Beiträgen zu dieser Hochwertigkeit, die nicht seiner Ideenschmiede oder der der anderen genannten Personen entstammen.

So stammten der aus der deutschsprachigen Magnetbandtechnik nicht wegzudenkende Wickelkern mit Drehknebelbefestigung von Eduard Untermann und die keilförmig geschliffene Tonkopftaumelscheibe von Ernst K?ppler (DE712825), der (bzw. dessen Arbeitgeber AEG) dafür Patentschutz vom 25. Juli 1940 an erhielt. Meine Erw?hnung des Namens von Eduard Untermann erfolgte eben aber nicht ganz zufällig, denn von ihm war gemeinsam mit Hans Schießer (!) kurz vor K?ppler die bis heute übliche, damals aber lediglich konkurrierende Taumeleinrichtung zum Patent (ebenfalls mit Hilfe der AEG) angemeldet worden. Das Untermann-Schießer-Patent DE676810 wurde beiden Urhebern ab dem 22. Juli 1937 zugesprochen.

Auch wenn die technisch prinzipiell elegante, letzten Endes aber nicht praxistaugliche Lösung K?pplers in ihrer Eleganz fasziniert (ganz im Sinne vieler, damals zunächst noch nicht beherrschbarer Erfindungen der 1920er Jahre), war ihr kein längeres Leben beschieden, denn mit der Betriebseinf?hrung des Hf-Magnetofons begann man sehr schnell, die nach der k?pplerschen Technik gebauten Kopfträger vom Typ R7 auf die Taumel-Einrichtung nach Untermann-Schießer umzubauen, auch wenn die Messmikroskopseinstelltechnik an Kopfträgern offenbar bis zum Ende des 2. Weltkriegs beibehalten wurde.

Originale Kopfträger der späten 1930er oder beginnenden 1940er mit Taumelscheibe nach K?ppler sind daher heute sehr selten und zumeist dann erhalten geblieben, wenn eine gleichstromvormagnetisierende Bandaufzeichnugnsanlage vor einem Umbau auf Hf-Technik außer Betrieb gesetzt wurde.

Mir war das Schicksal hold, weshalb ich solch einen Kopfträger für eine Gleichstrom-K4 besitze; auch das Deutsche Museum in München verfügt infolge einer Schenkung der AEG schon in den späten 1930ern ebenfalls über eine AEG-Maschine mit einem Kopfträger nach K?ppler. Dem Vernehmen nach sollen in Reutlingen erhaltene Gleichstrom-K3en, diesen Kopfträger auch noch heute aufweisen.

Warum man jene an sich bekannte Entwicklung in der frühen AmateurbandGerätefertigung der DDR negierte, und K?ppler nachbaute, müsste man damals Beteiligte fragen, sofern sie noch leben.

Hans-Joachim
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Beitrag3/6, Verfasst am: 27.09.2012, 18:10   

Betreff:
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Lieber Hans-Joachim,

schön, daß Du den von mir verzapften Kuddelmuddel auf so informative Weise entwirrt und korrigiert hast.

In der Tat war mir selbst der Name K?ppler bis dato kein Begriff - warum ich die Erfindung der Taumelscheibe dem Herrn SchÖller in die Schuhe geschoben hatte, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Denkbar ist lediglich, daß ich dies vor vielen Jahren, genauer Jahrzehnten, so irgendwo gelesen und falsch interpretiert habe; daß es in der mir nicht erinnerlichen Quelle so falsch gestanden haben kann, ist zwar nicht ausgeschlossen aber auch nicht nachweisbar.

Zu dem, was man wie oder warum so in der Nachkriegszeit Ostelbiens verzapft hat, kann ich selbst nur aus meiner Sicht der Dinge und der doch eher beschränkten Gesamtübersicht ein paar Worte absondern.

Nach 45, als der spätere 'Deutsche Demokratische Rundfunk' aufgebaut wurde, bediente man sich mangels etwas besserem der aus den Tr?mmern und Hinterlassenschaften des Tausendjährige verbliebenen Reste, sofern diese nicht schon von den Alliierten beiseiteger?umt worden waren. Somit gab es auch bald einen gewissen Bedarf an Magnetköpfen und da die vorhandenen Ringkernköpfe SchÖllerscher Bauart leicht zerlegbar sind, ließen sich die notwendigen Daten durch einfaches abnehmen gut kopieren.
Als dann schließlich auch noch HalbspurKöpfe für die ersten derartigen Heimtongeräte benötigt wurden, konnten aus dem ''eingesparten Material'' doppelt soviel Köpfe gefertigt werden.
Auf dem Papier!

Ich sehe diese Geschichte ernsthaft nur unter dem Gesichtspunkt, daß eine derartige Konstruktion überaus preiswert zu realisieren ist und das gab nunmal den Ausschlag. Wenn es um Kosten ging, dann ging es zuvorderst um Material- und Beschaffungskosten; Lohn- und Lohnnebenkosten waren nachrangig.
Und so bedeutet es eben einen erheblichen ''Gewinn'', wenn nichts mehr als ein einziges Loch an der annähernd exakt vorgesehenen Stelle zu boren ist. Man kann es auch noch etwas komfortabler lösen und statt der Gewindebohrung ein Langloch in die Chassisplatte stanzen. Dann bekommt die Zentralschraube eine spezielle Gegenmutter und damit ist der Kopf wenigstens in einer Richtung verschiebbar. Der recht hohe zeitliche Aufwand um den Arbeitsspalt eines halbspurigen Ringkernkopfes völlig exakt zu positionieren wird dabei billigend in Kauf genommen. (Wobei man zuweilen auch Geräte in die Hand bekommt oder bekam, bei denen eindeutig nicht erst der Versuch einer Justierung erfolgte. Freilich nicht ab Werk, sondern in Folge eines Kopfersatzes.)
Und was man einmal so in die Produktion eingeführt hatte, das blieb auf Ewigkeiten so und nicht anders! Diese seltsame Philosophie findet man freilich nahezu ausschließlich in den staatlich geleiteten Betrieben bis zum Ende der DDR; die privaten Hersteller waren auch hierzulanden oft anderer Ansicht und suchten nach besseren als den eingeführten Lösungen. Bezogen auf den Magnetkopf und dessen Befestigung kam erst in den Mittf?nzigern etwas Abwechselung auf. Zwar hatte das Funkwerk Leipzig bereits 1952/53 den modernen Dreikopfsatz in die Fertigung übergeführt, doch sind diese Kopfe m.W. ausschließlich im Toni / Tonko verbaut worden. Ihre Bestimmung war zwar eine Andere, doch die durfte nach dem Willen der Apparatschiks nicht sein.
So brachten dann die zwei Herren Marcon und großer, in Lohn und Brot bei der Fa. Hagans stehend bis sie sich später selbständig machten, den Zweikopfsatz in Miniaturbauweise auf den Markt. Dazu erhielten sie auch ein Patent, welches sich auf die neuartige, in das Kopfmaterial - welches hier aus thermoplastischem Kunststoff besteht - integrierte Bandführung bezieht. Ob die gewählte Bezeichnung ''Bubi-Kopf'' auch in irgendeiner Weise geschützt wurde, vermag ich aus dem Bauch heraus nicht zu sagen. Mit diesem Satz - ein kombinierter A-W Kopf und ein HF-Löschkopf - wurden erstmalig typische AmateurmagnetKöpfe auf den Markt gebracht. Urs?chlich allerdings entwickelt, den von Hagans konstruierten Aufsetzer damit zu bestückten.
Diese Köpfemüssen zwangsläufig auf eine stabile Kopfträgerplatte montiert werden um sie überhaupt justieren zu können. Es zeigte sich recht bald, daß diese Bauweise resp. das verwendete Material den damals hier verfügbaren Magnetbändern wortwörtlich nichts entgegenzusetzen hatte so daß als erstes die erhoffte Einsparung externer Bandführungselemente in der Praxis floppte. späterhin verzichteten Marcon&großer auf die Führungsfunktion und vermutlich bosselte man auch noch etwas an der Mixtur der thermoplastischen Mischung. So hielten diese Köpfe schließlich um 1956 Einzug in die Konstruktion des Magdeburger Tonmeister und kurz darauf auch in die des Leipziger KB100 bis zu dessen 2. Baustufe.

Als die ebenfalls Leipziger Firma Langnese begann, für den DDR-Markt die revolution?ren Spitzkeilköpfe zu bauen, stand für den AmateurGerätesektor ein lang erwarteter halbspuriger Dreikopfsatz zur Verfügung. Sehr viele Privatfirmen griffen auf diese Köpfe zurück da deren Montage und Justierung denkbar einfach sind. Die offiziellen Patentinhaber Ihle, L?sche u. Woelke haben diesem Tun mindestens gleichgültig, vielleicht sogar wohlwollend zugeschaut. Letztendes bin ich geneigt anzunehmen, daß es hier eine Gestattungsproduktion, ggfs. mit entsprechenden Auflagen, gegeben hat. Sonst wäre es für mich nicht erkl?rbar, daß sich keiner der staatlichen Hersteller dieser Technik bediente. daß Langnese nicht annähernd die für großserienfertigung nötigen Stückzahlen erzeugen konnte ist einleuchtend. daß kein staatlicher Betrieb Anstalten machte, selbst Spitzkeilköpfe zu fertigen kann nur damit begründet werden, daß dem der Patentschutz einen Riegel vorschob. Bei dem kleinen Leipziger Handwerksbetrieb können auch durchaus private oder gar famili?rere Beziehungen zu einem der drei Herren angenommen werden. Immerhin ist Ihle eine sächsische Pflanze und es ist bekannt, daß 'mir Saggsn zusammhaldn'.
Es wäre wohl ein Fall für die Ahnenforschung Smile
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Beitrag4/6, Verfasst am: 03.10.2012, 09:17   

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In Sachen Taumelscheibe kommt bei mir die Frage auf, ob bzw. inwieweit dieselben in der Zeit vor 45 tatsächlich detailgetreu der K?pplerschen Patentschrift 712825 gefertigt worden sind.

für den Bereich der DDR, also ab 49, kann das hinsichtlich Detailtreue verneint werden, was zugleich wieder die Frage aufwirft, ob die hierzulanden praktizierte Vereinfachung, welche in einer simplen zylindrischen Form und dem Verzicht auf die als Verstellhilfe eingebrachten Stiftl?cher sowie jegliche Form einer nachvollziehbaren / reproduzierbaren Verstellung durch Verzicht auf irgendeine Form der Skalierung / Markierung letztlich nur den Sinn hatte, K?pplers Patent durch die absolute Minimierung zu umgehen? Am Prinzip als solchem ändert sich dabei freilich nichts - patentiert wurde aber nicht das Prinzip sondern die ''Vorrichtung zum Einstellen des Luftspaltes von Magnetköpfen bei Magnettongeräten'' = die rel. kompliziert zu fertigende K?pplersche Taumelscheibe gemäß Zeichnung. Dagegen sind die in der DDR gebräuchlichen Taumelscheiben nicht viel mehr als ein Stück rundes, geriffeltes, schiefes Blech . . .
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Beitrag5/6, Verfasst am: 03.10.2012, 21:22   

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Lieber Michael,

wie angedeutet besitze ich einen K4-Kopfträger aus der Gleichstromzeit, der nicht nur mit dem alten "L?schhorn" (also diesem riesigen Löschkopfbomber) ausgestattet ist, sondern auch mit der K?ppler-Scheibe. Die Gestaltung der gesamten Anlage entspricht unmittelbar der grafischen Darstellung der Patentschrift, die ich mir vor Jahren vom Server des mit mir quasi gegenüber residierenden Deutschen Patentamtamtes heruntergeladen habe, nachdem ich auf die Aktivitäten K?pplers gestoßen war. früher (= zu meiner analogen Zeit) wusste ich ja nichts von diesem Mann. Ich suche einmal auf meinen Platten nach, ob eine aussagekräftige Fotografie meines Kopfträgers existiert, oder ich fertige bei allgemeinem Interesse eine solche an, auf der man die praktische Lösung durch die AEG erkennen kann.

Nachdem dieser Gesprächsfaden seinen Ausgang aber bei den TonKöpfen und dabei insbesondere bei der Spitzkeilbauart Bruno Woelkes nahm, wäre vielleicht auch noch an weitere Patente Woelkes zu erinnern, der eine Reihe interessanter Ideen mit Hilfe Ihles und anderer in die Realität umsetzte. Es sind dies die Omegaumschlingung der Tonwelle, um dem nach dem Kriege (zumindest für deutsche Nutzer) noch zu bestehenden Patentschutz der Andruckrolle zu entgehen, die Idee für ein Verfahren zur zuverl?ssigen, elektronischen Bestimmung von Gleichlaufeigenschaften von Bandgeräten (und Plattenspielern) und schließlich dem -soweit ich sehe- ersten Kompanderverfahren, für das Patentschutz erteilt wurde. Dies Verfahren war zwar unbrauchbar, weil es, soweit ich mich erinnere, mit elektromotorisch bewegten Justagepotentiometern arbeitete, was schlicht NICHT hochwertig funktionieren kann. Dennoch war die Idee nun in actis mundi.

Nun stieß ich aber in Hans Heydas Elektroakustischem Taschenbuch (5. Auflage, Berlin 1947, das aber die Hf-VOrmagnetisierung noch nicht kennt, also der mir nicht vorliegenden 4. Vorgängerauflage von 1941 entsprechen dürfte) auf eine elektronische Kompanderschaltung, die in rudiment?rer bis r?der Form das dBx-Verfahren bzw. dasjenige der einzelnen Telcom-Bänder oder das der durch EMT in den 1960ern vertriebene Noisex-Verfahrens beschreibt. Es basiert diese Anlage also aufnahmeseitig auf einem elektronischen, linearen Kompressor und wiedergabeseitig auf einem ebenso, aber invertiert arbeitenden Expander.
Diese Schaltung(müssen) in den Braunbuchbl?ttern beschrieben ausfindig zu machen, gelang mir allerdings auch mit einer eher minder engagierten Hilfe einzelner Besitzer von Braunbuchbl?ttern dieser Zeit allerdings nicht. Nachdem aber seitens der RRG geradezu verzweifelt versucht wurde, die Qualität des gleichstromvormagnetisierten Magnetbandes zu steigern (Einspeisung des von einer nicht bespielten Hilfsspur kommenden Bandrauschens in die Gegenkopplung, Aufteilung des Audio-Frequenzbandes auf zwei Spuren individueller Vormagnetisierung etc.), schließe ich nicht aus, dass man zunächst auch 'elektronischere' Mittel zu n?tzen versuchte, um dem Ziel einer praktischen Verwendbarkeit des Magnetophons näher zu kommen, bis sich bei diesen Versuchen ja zufällig die Hf-VOrmagnetisierung von selbst einführte.

Schon vor Jahren habe ich die entsprechende Seite aus Heyda 1947 gescannt und weitgehend von den Spuren des Papiergilbs befreit (wir sind noch vor der Währungsreform von Müller-Armack und Erhard), so dass man Heydas Anliegen tadellos studieren kann. Wenn Interesse besteht, stelle ich das Blatt gerne ein, zumal auf ihm nebenbei noch andere nicht uninteressante Details dazu zu lesen sind, wie man die Betriebsdynamik der damals (1941) gängigen Übertragungstechnischen Mittel einschützte. Man darf ja nicht außer Acht lassen, dass Rundfunk bzw. Reichspost hierzulande (wie sicher auch anderswo) bereits Ende der 1930er Jahre ein fl?chendeckendes Leitungsnetz unterhielten. Dessen Bandbreite ist mir zwar nicht bekannt; gegen Ende des zweiten Weltkrieges muss man aber immerhin soweit gewsen sein, dass sich zumindest die s?dbayerischen Anlagen zur Requirierung durch die amerikanische Armee und ihre später auch eingerichteten UKW-Sender anboten. Diese Leitungen soll der AFN bis zu seinem Münchener Ende im Jahre 1992 unterhalten und nicht mehr freigegeben haben.

Wenn die RRG nun jene Kompander für ihr Leitungsnetz als 'Dynamikverbesserer' eingesetzt haben sollte, bot sich doch die Verwendung beim Magnetophon in gleicher Weise an. Leider wird es uns schwerfallen, solcherart kompandierte Aufnahmen im großen, erhaltenenen Bestand aufzufinden, weil der Kompressionsgrad -wenn die Kompandierung tatsächlich versucht worden sein sollte- deutlich unter den 1:1,5 des Telcom-Verfahrens gelegen haben wird.

Hans-Joachim
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Beitrag6/6, Verfasst am: 04.10.2012, 00:48   

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Lieber Hans-Joachim,

mit dem Verweis auf Bruno Woelke bringst Du das Thema Omega-Antrieb aufs Tapet und da ebendieses Thema samt dem Pat. Nr. 864930 zuoberst bei mir auf dem Schreibtisch liegt, muß hier wohl eine Art GedankenÜbertragung stattgefunden haben Smile

Aus dem Magnetkopfthema hier springe ich darum zu dem neuen Thread ''Bandantriebe in Magnetbandgeräten'', wo die damit in Zusammenhang stehenden Fragen besser er?rtert werden können.
Unabhängig davon werde ich einen neuen Bereich / Rubrik etc. anlegen, in dem lediglich Hinweise zu den uns interessierenden Patenten abgelegt werden. So kann sich ein Interessent schnell einen überblick verschaffen, ob bzw. welche Patente und Erfindungen bei uns im Treffpunkt bereits besprochen worden sind.

Hier im Thema arbeite ich erst weiter, wenn ich die im Eingangsthread angekündigten Fotos eingebaut habe.
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